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Tanz macht Politik zur Poesie

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Kaum ist der sandüberzogene Werkhof der Festivalleiterin Tonia Schilling besenrein übergeben, kommen zwei Lastwagen Sand für den Tanzboden angerollt. Man empfängt die Künstler aus dem Tschad mit heimischen Elementen. So plätschert auch Wasser als Soundtrack zum Stück: Ko-Choreografin Tonia Schilling hat in Zusammenarbeit mit Yaya Sarria Themen aus Mozarts stark verfremdetem Requiem mit afrikanischen Klängen und Live-Trommel überzogen.

Sensible Choreografen

Ein flacher Strahl Morgensonne streift die mittelalterliche hohe Mauer, die sich quer vor dem Zuschauer erstreckt. Menschen scheinen ihr zu entwachsen und schlaftrunken sich herabzuhangeln. Der warme Sand ist ihr Nährboden, den sie rollend aufnehmen. Bis eine Melodie den aufrechten Menschen formt. Kaum sind sie sich selbst und des anderen in Augenhöhe gewahr, schon schultern sie einander rücklings und hüftweise. Hat mancher Mensch nicht scheinbar mehr als zwei Hände, und mancher zwei Hände frei, weil ein anderer die Last (und ihn) trägt? Viele geduckte Buckel wölben und reihen sich, manch einer aber wandelt auf ihnen unbehelligt.

Tonia Schilling und Yaya Sarria beweisen eine hohe Sensibilität für die Umsetzung weltanschaulicher und gesellschaftspolitischer Fragen in poetische Bilder. Der Titel «Ichane» bedeutet «weil» in einer der lokalen Sprachen des Tschad: immer zur Hand, um Umstände und Befindlichkeiten zu erklären. Dies ist der Fall, wenn der gotische Torbogen inmitten der Mauer dem Blick einen Ausschnitt freigibt aus der Vielfalt an Gangarten und Lebensweisen des Tschad. Alsbald überragen sodann haushoch steinerne Gestalten auf dem Gemäuer das Geschehen. Wie römische Skulpturen in Togas herrschen sie über das Bild, bis sie tönern am Boden zerschellen: Die Kolonialzeit ist gewiss ein «weil» für vieles.

Kein kulturelles Vorrecht

Auf das Stück folgte eine Diskussionsrunde, geleitet vom Fernsehsender «Made in Africa». Wenn der Sender sonst dem einfachen Volk vor Ort auf die Lippen schaut, ist er nun zur Stelle um zu sehen, wie künstlerische Völkerverständigung bei uns verläuft. Hoffen wir, dass er nicht einfing, wie Tonia Schilling den Tänzern einen Fünfziger als Vorauszahlung in die Tasche steckt, weil die Subventionsgelder von Agglomeration und Kanton Freiburg nur schleppend eintreffen, der Flohmarkt um die Ecke aber lockt.

Das Afro-Festival ist in seiner sechsten Runde und international etabliert. Gründerin und Leiterin Tonia Schilling bangt dennoch um die Fortsetzung, umso mehr nach der Schliessung ihres Zentrums Espace Danse. Dieses Jahr half die finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Kultur des Tschad, der thematisch im Mittelpunkt der Ausgabe steht.

Zwei Wochen läuft an verschiedenen Orten in der Stadt Freiburg ein vielfältiges Programm. Filme und Diskussionsrunden mit Fachleuten stehen an: Dem zeitgenössischen Tanz in Afrika soll zur Anerkennung verholfen werden, ist er doch kein kulturelles Vorrecht des Okzidents. Wer also kam, um die ungebundene Kraft und Energie traditioneller afrikanischer Tänzer zu sehen, war wohl von «Ichane» enttäuscht. Hier feilte man an Feinheit und fliessender Langsamkeit. Doch willkommen sei der Erwartungsvolle bei den Hip-Hop-Workshops der Gruppe diese Woche. Er lasse sich anstecken vom Drive und der afrikanischen Herzlichkeit.

Programm

Filme, Vorträge und Diskussionen

Das Festival Juilletdanse dauert noch bis Freitag. In der zweiten Festivalwoche stehen vor allem Filmvorführungen, Vorträge und Gespräche im Arsen’Alt beim Bollwerk auf dem Programm. Unter anderem ist ein Dokumentarfilm mit den Tänzern von Sabot du Vent zu sehen, und Choreograf Yaya Sarria beteiligt sich an zwei Diskussionsrunden. Am Freitag findet, ebenfalls im Arsen’Alt, ein Schlussfest statt.cs

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