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Täter und Opfer am gleichen Tisch

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Täter und Opfer am gleichen Tisch

Autor: walter buchs

Angesichts der subjektiv empfundenen zunehmenden Jugendgewalt stellt sich die Frage, welches für Minderjährige und Jugendliche die geeigneten Sanktionsverfahren sind. Diesbezüglich hat Freiburg als erster Kanton vor gut drei Jahren neue Wege beschritten. Er hat die Mediation im Jugendstrafrecht eingeführt und ein Büro für Mediation eingerichtet (siehe Kasten). Freiburg ist heute immer noch der einzige Kanton, wo staatlich angestellte Mediatoren tätig sind. Die Verantwortlichen ziehen eine Zwischenbilanz.

Viele zustimmende Rückmeldungen

«Aufgrund der mündlichen und schriftlichen Reaktionen, die ich erhalte, kann gesagt werden, dass wir die Ziele, die wir uns mit der Mediation gesetzt haben, auch erreichen. Dies trifft namentlich für die Opfer zu.» Dies hält Michel Lachat, Präsident der Freiburger Jugendstrafkammer, im Gespräch mit den FN fest. «In einem ordentlichen Strafverfahren werden die Opfer immer auf der Seite gelassen. Sie haben nichts zu sagen, wie eine Angelegenheit, die ihnen widerfahren ist, geregelt wird. Das hat mich in meiner Laufbahn als Richter immer gestört», betont Michel Lachat.

Es ist hauptsächlich das Verdienst des Präsidenten der Freiburger Jugendstrafkammer, dass der Kanton im Jugendstrafrecht Pionierarbeit leistet. Diese beruht auch auf Erfahrungen, die man im Ausland, z. B. in Deutschland und Österreich, seit längerer Zeit macht.

Ob die Ziele, die sich der Kanton mit der Mediation gesetzt hat, auch auf der Ebene der Täter erreicht werden, da ist sich Michel Lachat noch nicht ganz sicher. Er ist allerdings überzeugt, dass die Erfahrungen, welche ein jugendlicher Beschuldigter in einem Mediationsverfahren macht, sein Verhalten möglicherweise erst einige Zeit später verändern und ihm dann helfen, einen guten Lebensweg einzuschlagen.

Chance zur Wiedergutmachung

Die Mediatorin Monika Bürge-Leu sieht in der Mediation eine grosse erzieherische Chance für jugendliche Beschuldigte (siehe Interview). Von einem Opfer direkt zu hören, wie es eine Tätlichkeit, eine Bedrohung, einen Diebstahl erlebt hat, sei eine eindrückliche Erfahrung. Sie ist überzeugt, dass das direkte Gespräch mit dem Opfer viel nachhaltiger wirkt als einfach eine Strafe, die vom Richter aufgebrummt wird. Nach dreijähriger Erfahrung stellt sie denn auch mit Genugtuung fest, dass die allermeisten jugendlichen Beschuldigten einwilligen, wenn ihnen eine Mediation vorgeschlagen wird.

Monika Bürge-Leu ist dabei keineswegs der Auffassung, dass ein Mediationsverfahren im Vergleich zu einem Strafverfahren eine «billige Lösung» sei, wie man gelegentlich zu hören bekomme. Der jugendliche Beschuldigte müsse sich bei einem Gespräch unter den Konfliktparteien stark einbringen. Bei der Suche nach einer einvernehmlichen Lösung zur Wiedergutmachung seiner Tat werde er hart gefordert.

Michel Lachat gibt sich seinerseits überzeugt, dass fast alle Straftaten Jugendlicher über den Weg der Mediation geahndet und damit wiedergutgemacht werden können. Im Vordergrund stehen dabei Körperverletzungen, Beschimpfungen, Drohungen, Diebstahl, aber auch sexuelle Übergriffe. Schwere Verbrechen werden nach wie vor nicht im Mediationsverfahren, sondern vor dem (Jugend)-Gericht geregelt.

Laut Verordnung des Staatsrates braucht es für die Überweisung eines (schwereren) Falls an die Mediation die Zustimmung der Staatsanwaltschaft. In welchen Fällen er vor einer Überweisung an die Mediation mit der Staatsanwaltschaft Rücksprache nehme, hat sich gemäss Michel Lachat mittlerweile eingespielt.

Zurückhaltung verständlich

Der Freiburger Jugendstrafrichter hat aber auch Verständnis, dass Opfer gerade in Fällen von Verletzung körperlicher Integrität keinen Kontakt mit dem Täter wollen oder dazu noch nicht bereit sind. In den meisten Fällen, in denen eine vom Richter angeordnete Mediation nicht zustande komme, werde sie denn auch von der Opferseite abgelehnt. Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass Mediation eine «interessante Alternative zu einem Strafverfahren ist und die Gerichte auch spürbar entlasten könne.

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