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Tetra Pak schliesst Standort Romont

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Am Montag um Mitternacht liess die Konzernleitung die Maschinen der Tetra Pak in Romont stoppen. Statt zur Morgenschicht sollten die Arbeiter gestern um 10 Uhr zu einer Informationssitzung kommen. Dabei wurde ihnen Folgendes mitgeteilt: Tetra Pak plant die Schliessung des Standortes in Romont; die drei in Romont beheimateten Abteilungen werden in Ungarn und Schweden angesiedelt; der Betrieb soll im September 2016 eingestellt und das Firmengelände Ende 2016 verkauft werden. Mit dieser Information ist das Konsultationsverfahren angelaufen. 123 Personen droht der Verlust ihrer Stelle.

«Nicht ausgelastet»

Nicht der schlechte Geschäftsgang bewege den Konzern zur Schliessung von Romont, sagte Eric Schmid, Vize-Präsident für Sales Management, gestern an einer Pressekonferenz. «Es handelt sich eher um eine Überkapazität: Das Werk Romont ist nicht voll ausgelastet.»

Wie er erklärte, sind in Romont drei Aktivitäten von Tetra Pak angesiedelt: Forschung und Entwicklung, die Produktion von Blasfolien für Verpackungen und die Produktion von Tetra-Recart-Verpackungen, welche Konservenbüchsen ersetzen.

Es ist vor allem die 2003 eingeführte Tetra-Recart-Verpackung, welche sich nicht wie erwartet entwickelt hat. Noch 2011 investierte der Konzern dafür in Romont zwölf Millionen Franken in den Ausbau einer Herstellungsanlage. Diese konnte aber nie auf Hochtouren produzieren.

Billiger in Ungarn

Nun plant Tetra Pak International, die Produktion von Tetra Recart in ein Werk im ungarischen Budaörs nahe bei Budapest zu verlagern. «Dort hat es die Kapazität und die Technologie, um die gesamte Tetra-Recart-Produktion zu übernehmen», sagte Eric Schmid. «Auch die Produktionskosten sind in der Schweiz substanziell höher.» Auf Anfrage der FN sagte Bernard Gendre, Leiter des Werks in Romont und Direktor von Tetra Pak Schweiz, dass in der Schweiz ein Operateur inklusive Sozialleistungen rund 100 000 Franken koste, in Ungarn aber bloss 25 000 Euro.

Die Produktion der Blasfolien für Verpackungen sowie die Abteilung Forschung und Entwicklung werden von Romont auf die zwei schwedischen Standorte Fjällbacka und Lund transferiert. Während der Sitz von Tetra Pak International in Pully bleibt, wechselt der Sitz von Tetra Pak Schweiz von Romont nach Glattbrugg, wo der Verkauf und die Logistik zuhause sind.

Man habe auch eine Konzentration der Produktion auf den Standort Romont geprüft, so Schmid, doch dazu hätte nochmals im grossen Umfang investiert werden müssen, um die Technologie auf dem neusten Stand zu bringen.

Von diesem in Schmids Worten «schmerzhaften Entscheid» sind 123 Personen in Romont betroffen, die meisten aus Romont und Umgebung, wie Direktor Gendre sagte. 79 arbeiten im Bereich Tetra Recart, 18 bei der Produktion der Blasfolien, 17 in Forschung und Entwicklung und der Rest bei allgemeinen Diensten.

Die Konzernleitung habe sich zu diesem Schritt vor zwei Wochen entschieden, erklärte Schmid. Der endgültige Entscheid über die Schliessung des Standorts Romont werde aber erst Mitte Januar, nach Abschluss des Konsultationsverfahrens getroffen.

Kaum Hoffnung

Grosse Hoffnungen bleiben den Angestellten nicht. Gemäss Bernard Gendre wolle man ihnen die grösstmögliche Unterstützung zukommen lassen. «Wir werden einen Sozialplan aushandeln, in dem Alter und Dienstalter berücksichtigt werden. Auch Frühpensionierungen sollen möglich sein.» Zudem wolle das Unternehmen die Entlassenen bei der Stellensuche unterstützen. «Die Qualität und die Leistung der Angestellten waren für den Entscheid nicht ausschlaggebend», so Gendre. Vielmehr stünden makroökonomische Überlegungen dahinter, ergänzte Schmid. «Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat dann endgültig den Ausschlag gegeben.»

Der Betrieb in Romont wird nach Aussagen von Gendre im September 2016 eingestellt. Bis Ende 2016 möchte Tetra Pak das Firmengelände in Romont verkaufen. Verträge wie mit dem eingemieteten Pharma-Grosshändler PharmaFocus würden aber eingehalten.

Bernard Gendre zeigte sich gegenüber den Medien überrascht, dass der Entscheid zur Aufgabe des Standorts Romont so schnell gekommen sei. Man habe eines Tages mit diesem Schritt rechnen müssen, doch er hätte ihn eher 2020 erwartet.

So seien zwar die Mitarbeiter in Romont bei der gestrigen Information «konsterniert» und «schockiert» gewesen, so Gendre, doch einige hätten mit so einer Entwicklung gerechnet.

Hoffen auf Schadensbeschränkung

Tetra Pak stellte die Behörden vor vollendete Tatsachen. Staatsrat Beat Vonlanthen hofft, dass der Bereich Forschung und Entwicklung erhalten werden kann. Der Gemeinde entgehen rund 390 000 Franken an Steuern.

Die Konzernleitung von Tetra Pak hatte die Kantonsregierung letzte Woche über die geplante Schliessung des Standorts Romont informiert. «Dies hat es uns erlaubt, sofort das Amt für den Arbeitsmarkt zu informieren, welches dann gleich mit der Firma in Kontakt treten und Massnahmen diskutieren konnte», erklärt Volkswirtschaftsdirektor Beat Vonlanthen auf Anfrage der FN. Wie er sagte, baue das Amt für den Arbeitsmarkt in einem solchen Fall in der Regel bei der Firma eine Arbeitszelle ein, um die betroffenen Mitarbeiter vor Ort betreuen zu können. «Wir müssen aber erst die Konsultationsphase abwarten, bevor wir aktiv werden können», so Vonlanthen.

Vonlanthen rechnet nicht damit, dass die Konzernleitung sich noch von ihrem Entscheid zur Schliessung abhalten lässt. Es sei je länger, je schwieriger, Massenproduktionen noch in der Schweiz zu behalten. «Wir lassen nichts unversucht, um beispielsweise einen Bereich wie Forschung und Entwicklung hier zu halten, wo das Umfeld dafür sehr gut ist», so Vonlanthen. Es gebe im Kanton auch positive Zeichen wie die Investitionen von Liebherr, UCB Farchim und Comet.

Potenzial sieht der CVP-Staatsrat im frei werdenden Industrieareal. «Es gibt immer wieder Firmen, die Platz brauchen», sagt er. Über die Wirtschaftsförderung wolle man die Entwicklung aktiv begleiten und für die zukünftige Nutzung des Tetra-Pak-Geländes Kontakte knüpfen.

Seit Montag weiss Roger Brodard, Syndic von Romont, von der geplanten Schliessung der Fabrik in seiner Gemeinde. Kurz darauf fand die ordentliche Gemeinderatssitzung statt, wo die Neuigkeit dann zentrales Thema war. «Ich bin schockiert. Das sind sehr schlechte Nachrichten», so Brodard. Er denkt insbesondere an die 123 Angestellten, die ihre Arbeit verlieren, viele davon aus Romont selber. Der Gemeinde aber seien die Hände gebunden. «Jetzt sind die regionalen Arbeitsvermittlungszentren gefordert, und natürlich steht das Unternehmen selber in der Verantwortung. Tetra Pak hat zuletzt Romont rund 390 000 Franken Steuern bezahlt: 300 000 Franken Steuern für juristische Personen und 90 000 Franken Immobiliensteuern.» Gemäss Brodard habe die Gemeinde diese Einnahmen immer vorsichtig budgetiert: «Kurzfristig haben die Ausfälle auf das Gemeindebudget keinen Einfluss.»

 Noch später erfuhr die Gewerkschaft Unia von der Absicht von Tetra Pak. Gewerkschaftssekretär Armand Jaquier hatte Kontakte mit Angestellten, für die es ein herber Schlag sei. Derzeit warte Unia ab, bis sie von ihren Mitgliedern angerufen werde. «Für mich ist der Schritt von Tetra Pak aber eine riesige Überraschung. Die Firma stellt ein absolut stabiles Produkt her. Die Profitabilität steht nicht zur Frage. Und die Saläre machen nur einen kleinen Teil der Produktionskosten aus.» uh

Zum Unternehmen

Eine Familie entscheidet allein

Tetra Pak ist eine Marke von Getränkekartons, die seit 1951 vom gleichnamigen Unternehmen vertrieben werden. Das Aktienkapital ist vollständig im Besitz der schwedischen Familie Rausing. Der Firmenname Tetra Pak ist ein Markenzeichen, das im allgemeinen Sprachgebrauch oft für Verpackungen benutzt wird. Der Hauptsitz des Unternehmens Tetra Pak International befindet sich in Pully bei Lausanne. Tetra Pak beschäftigt über 23 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2014 einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro. 1975 eröffnete Tetra Pak eine Produktionsanlage in Romont. Bereits 2006 baute der Konzern in Romont 130 Stellen ab, schuf aber später wieder 20 neue Stellen.uh

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