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Theologie zeitgenössisch machen

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Theologie zeitgenössisch machen

Ein Blick auf das Zentrum für Spiritualität und soziales Bewusstsein «Bad Schönbrunn»

Wellness in einem Zentrum für Spiritualität. Was kann daran gut sein und was ist anders als in einer Hochburg des reinen Körperkults? Ein Gespräch mit dem Jesuiten Lukas Niederberger, Leiter des «Lassalle-Hauses Bad Schönbrunn».

Mit LUKAS NIEDERBERGER sprach
IRMGARD LEHMANN

Im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn werden seit 70 Jahren Exerzitien und seit 30 Jahren auch Zen-Meditation angeboten. Das Haus erlebte vor einigen Jahren einen richtigen Boom. Die Zen-Kurse waren auf Monate hinaus ausgebucht. Ist das heute noch so?

Ja, während andere Bildungshäuser sich eher beklagen über rückläufige Belegung, haben wir für 2002 gerade einen neuen Rekord an Übernachtungen und Kurstagen erreicht.

Das hängt damit zusammen, dass wir im Lassalle-Haus uns einerseits der Tradition sehr verpflichtet fühlen und nicht irgendwelche spirituellen Mode-Wege anbieten, sondern handfeste und über Jahrhunderte gewachsene und durchlittene Methoden. Die Menschen wollen auf ihrer spirituellen Suche genau wissen, was sie bekommen.

Dazu kommt, dass wir immer auch klar betonen, dass es bei den vermittelten spirituellen Wegen nicht einfach um eine Nabelschau und Selbstbespiegelung geht.

Warum kommen Frauen und Männer regelmässig nach «Bad Schönbrunn»?

Entweder, weil sie im stressigen Berufsalltag einen gewissen Ausgleich suchen oder weil sie spüren, dass sie in der multikulturellen und multireligiösen Welt eine innere Orientierung und ein Fundament brauchen, das aber nicht unbedingt an eine kirchliche Gemeinschaft gebunden ist.

Menschen suchen den Rückzug. Ein Rückzug, auf der auch die Wellness- Welle setzt. Eine Konkurrenz für das Haus?

Wellness ist keine Konkurrenz für unser Haus. Wir betrachten unsere Angebote auch als Wellness, nur eben auf einer tieferen Ebene. Spiritualität hat ganz viel damit zu tun, dass wir auch eine gute Beziehung zu unserem eigenen Leib, zu unserem Atem, zu unserer Geschichte bekommen.

Die Meditation, das Heilfasten, sakrale Tänze, Ikebana, Kalligrafie oder Ikonen-Malen sind einige Möglichkeiten, die wir anbieten. Wenn die Menschen daneben ihrem Körper und Geist mit Massagen und Fango-Packungen und Duftessenzen etwas Gutes tun wollen, dann ist das doch wunderbar. Es geht doch darum, dass jedes Haus und jedes Unternehmen das anbietet, worin es die höchste Kompetenz hat.

Ich selber träume sehr oft mal von einer Ferienwoche in einem Wellness-Hotel. Es fehlt mir nur das Geld dafür.

Haben sich die Bedürfnisse der Gäste in den vergangenen Jahren verändert?

Das Bedürfnis nach Stille hat in den letzten Jahren zweifellos zugenommen. Gestiegen ist aber auch das Bedürfnis nach Hygiene. Das ist vielleicht ökologisch bedenklich. Aber es hat auch mit einem positiveren Verhältnis zum Körper zu tun. So haben wir im Lassalle-Haus nach 33 Jahren in 16 von 73 Zimmern Dusche und Toilette einbauen lassen.

Verändert hat sich ganz klar auch das Ernährungsverhalten. Menschen, die einen spirituellen Weg gehen, essen auch immer weniger Fleisch und schauen ganz genau, was wir auf den Teller bringen.

Ersetzt der Gang in die Bildungshäuser heutzutage den Gang in die Kirche?

Es geht überhaupt nicht um ein Entweder-oder. Die kirchlichen Bildungshäuser sind genauso Kirche wie die territorialen Pfarreien.

In Frankreich, wo die Säkularisierung immer schon etwas weiter vorangeschritten war als in der Schweiz, sind die Pfarreien in weiten Landesteilen seit bald drei Jahrzehnten tot. Da lebt Kirche ausschliesslich noch in spirituellen Zentren und in kirchlichen Bewegungen.

Sehr viele Menschen erleben in unserem Haus einen intensiven kirchlichen Bezug. Viele Kursbesucher, die seit x Jahren nicht mehr in der Kirche waren, gehen beispielsweise bei einem Zen-Kurs selbstverständlich jeden Tag zur Messe. Sie sind dann aber oft enttäuscht, wenn sie daheim wieder einen Annäherungsversuch in der Pfarrei wagen und feststellen, dass immer noch alles wie vor 20 Jahren ist und in den Gottesdiensten überhaupt kein Raum besteht für Stille und Meditation.

Junge Menschen, die noch einen Bezug zur Kirche haben, gehören einer verschwindenden Minderheit an. Bereitet Ihnen dies Sorge oder können Sie mit dem Wandel in der Gesellschaft – beziehungsweise mit der zunehmenden «Gottlosigkeit» (Kirchenaustritte) leben?

Für mich sind Kirchenferne und Gottlosigkeit zwei absolut verschiedene Dinge.

Mein Neffe in Wien hat eine katholische Mutter und einen jüdischen Vater. Und er geht nicht in den katholischen Schulunterricht. Und als ihn letzthin ein Lehrer auf dem Korridor in dieser Freistunde antraf, bemerkte der Lehrer: «Na, was machst Du Gottloser denn?» Mein Neffe kam völlig verstört und traurig nach Hause, wo er sehr oft mit seinen Eltern über religiöse Themen spricht und auch regelmässig betet . . .

Ich denke, dass sich die Kirche ernsthafte Gedanken machen muss, wie sie den Kontakt mit all den Gottsuchenden und spirituell suchenden Menschen finden kann.

Dass zum Beispiel der Bischof von Freiburg einmal im Monat in einem Restaurant die Möglichkeit zum Gespräch gibt oder auch das Kloster Einsiedeln seine Tore öffnet für Menschen mit all ihren kirchenkritischen Fragen, finde ich grossartig.

«Religion ist da, um das Leben menschlicher zu machen», hat Eugen Drewermann geschrieben. Können Sie diesen Gedanken unterstreichen und tun sie es allenfalls auch?

Re- (zurück) ligion (binden) heisst in erster Linie, dass ich rück-gebunden, bzw. eingebunden bin in eine letzte Wirklichkeit, in einen höheren Sinnzusammenhang, eingebettet in einen weiteren Horizont. Das ist eigentlich zweckfrei.

Re-ligion ist schon ein Geschenk für sich und kann nie Mittel zum Zweck sein. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass wenn wir diese innere Erfahrung der Verbundenheit mit dem Göttlichen machen können, dann wird unser eigenes Menschsein auch lebendiger. Und wir tragen dann automatisch dazu bei, die Welt menschlicher zu gestalten.

Die Ostertage stehen bevor. Worin liegt – für Sie als Jesuit – die zentrale Botschaft?

Es geht um Wandlung, um Veränderung, um Transformation. In der Pflanzenwelt ist das aufgebrochene Weizenkorn Sinnbild für diesen Prozess, in der Tierwelt sind es die Schmetterlinge, die aus der Raupe schlüpfen.

Ohne Abschied, Loslassen, Trennungsschmerz und Tod ist wirklich Neues kaum möglich. Von daher bin ich misstrauisch den Heilslehren gegenüber, die das Leiden ausklammern und so einen wichtigen Teil des Lebens nicht ernst nehmen.

Ich hätte aber den grossen Wunsch, dass wir nicht nur Kruzifixe an unsere Wände hängen mit dem gemarterten Körper des jungen Mannes aus Nazaret, sondern dass das Kreuz wirklich als Ort der Wandlung und Transformation wahrgenommen werden kann. Ich habe von einem 90-jährigen Bruder ein Kreuz geerbt, wo kein Leib dran-hängt, sondern das mit einer Tapete mit Rosenmuster überzogen ist. Ja, das ist Ostern.
Ein paar Tage Schweigen

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