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Tinguely zurück an historischer Stätte

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Tinguely zurück an historischer Stätte

Autor: Urs Haenni

Erst scheppert es, dann ertönt ein metallenes Knirschen und schliesslich erschrickt man durch einen lauten Glockenschlag. Kein Zweifel: Jean Tinguely ist in die unebenen Gemäuer des Kunsthauses Wien zurückgekehrt. Ein Mann tritt nochmals mit dem Fuss auf den Knopf vor Tinguelys Maschine. Diesmal bleibt die Glocke aus. Ein Zeitschalter stellt sicher, dass die Maschine bloss alle fünf Minuten wieder in Bewegung gesetzt werden kann.

Wenn Jean Tinguelys Werke ausgestellt sind, dann erfolgt immer ein direkter Kontakt zwischen Künstler und Publikum. Man darf mit den beweglichen Skulpturen spielen, und man muss nicht immer nach einem tieferen Sinn suchen. Tinguely selber hatte ja zu Lebzeiten gesagt, dass Kinder sein Lieblingspublikum seien. Sie seien ungezwungen, hätten keine Vorurteile. Sie sehen ein Rad und sagen, dies sei ein Rad.

Nicht immer spektakulär

Doch natürlich will das Kunsthaus Wien die Besucher nicht nur zum Spielen einladen. Auch wenn Tinguely einer der populärsten Entwickler der künstlerischen Moderne ist, wie das Kunsthaus in seinem Ausstellungstext schreibt, so versucht die Retrospektive doch auch, dem Besucher das Leben des Freiburgers näher zu bringen.

Gleich beim Eingang der Retrospektive prangen Plakate von Tinguelys früheren wichtigen Ausstellungen: Moskau, Turin, München und eben Wien, mit der Ausstellung «Nachtschattengewächse» im Jahr 1991. Bei der damaligen Wiener Ausstellung wurde ein Video mit Tinguely produziert, das an der jetzigen Ausstellung permanent gezeigt und im Museums-Shop verkauft wird.

Im Gästebuch bemerkt ein Besucher der Ausstellung kritisch, zwischen Skulpturen und «objets trouvés» – Skizzen, schriftliche Instruktionen, Briefe – sei ein schmaler Grat. Tatsächlich machen die spektakulären Werke Tinguelys, die beweglichen Skulpturen, die auch mal was fürs Ohr bieten, einen kleineren Teil der 160 ausgestellten Arbeiten aus.

Man würde aber Tinguely unrecht tun, wenn man sein Schaffen nur auf seine spektakulären und zum Teil beweglichen Grossskulpturen reduzierte, wie etwa «Eureka» aus der Landesausstellung 1964, «Le Cyclop» in einem Wald bei Paris, oder die liegende Frau «HON» bei Stockholm.

Vielmehr wird bei der Wiener Ausstellung deutlich, dass sich Tinguely den Zwängen eines vor allem zu Beginn bescheidenen Künstlerlebens beugen musste. Die Arbeiten aus Tinguelys Frühzeit in Paris zeigen zwar schon damals bewegliche Skulpturen, doch waren die Skizzen dazu viel grandioser, als die dann realisierten Werke. Im Pariser Künstlerexil liessen die Platz- und Geldverhältnisse noch keine grösseren Würfe zu.

Die Ausstellung dokumentiert gut die Etappen in Tinguelys Kunstschaffen. So zum Beispiel auch die New Yorker Zeit 1960. Der rostige Abfall wurde damals bei Tinguely so richtig zum Thema. Die Schrottskulpturen hatten die ersten Drahtskulpturen abgelöst. Man kann an der Wiener Ausstellung gut mitverfolgen, wie kritisch Tinguely schon damals die amerikanische Gesellschaft sah. Die Wiederverwendung des Mülls ist Tinguelys Antwort auf Amerikas Wegwerfgesellschaft.

Gut dokumentiert in Wien ist Tinguelys Skulptur «La Vittoria». Dieser sechs Meter hohe Phallus war vor dem Mailänder Dom enthüllt worden und zerstörte sich mit Knallpetarden und Feuerwerkskörpern selber. Diese Skulptur ist ein gutes Beispiel für das Kontroverse in Tinguelys Werk, es zeigt aber auch die künstlerischen Einflüsse Tinguelys. Es sind dies in erster Linie die «Nouveaux Réalistes», von denen Daniel Spoerri und Niki de Saint Phalle ebenfalls bereits im Kunsthaus Wien zu Gast gewesen sind. Einflüsse Tinguelys waren auch Philosophen wie Rousseau, Engels, Heidegger, Bergson oder Kropotkin. Auch diese sind in Form von Skulpturen in Wien präsent.

Der Kontakt mit Mäzenen

Schliesslich lernt man aus der Ausstellung, dass selbst so bekannte Künstler wie Jean Tinguely nicht ohne Mäzene auskamen. Die enge Beziehung zu Maja Sacher ist durch eine ganze Reihe von Briefen, Zeichnungen, Collagen und Kunstwerken illustriert. Wobei man mit Vergnügen entdeckt, dass selbst solche Briefe Tinguelys kleinere Kunstwerke waren.

Tinguelys Kontakt zu Sacher zeigt heute noch Nachhaltigkeit. Schliesslich ist Maja Sachers zweiter Mann, Paul Sacher, mit dem Konzern Hoffmann-La Roche im Hintergrund, Gründer des Tinguely-Museums in Basel, und dieses wiederum ermöglicht die diesjährige Tinguely-Ausstellung in Wien.

Kunsthaus Wien. Bis zum 9. November, täglich 10 bis 19 Uhr.

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