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Toleranz

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Seit dem scheusslichen Gemetzel bei Charlie Hebdo werde ich täglich von allen möglichen Medien und Politikern zu mehr Toleranz aufgefordert. Das irritiert mich, und ich frage mich, was denn mit «tolerant» gemeint ist. Ich hab das Gefühl, dass viele diesen Begriff mit der Illusion von Harmonie, Konfliktlosigkeit und Friede, Freude, Eierkuchen verbinden. Tatsächlich bedeutet «tolerare» «erdulden» oder «ertragen». Also nix von Idylle, denn ertragen muss man nur etwas, das einem selbst gegen den Strich geht.

Toleranz ist somit kein Zuckerschlecken, denn sie bezieht sich immer auf etwas, das man selber ablehnt. Oder anders herum: Jemand, der etwas für nicht okay hält und es auch sagt (oder zeichnet), ist nicht intolerant, sondern schafft die Voraussetzung, um Toleranz zu üben. Dinge, die ich mag, brauche ich ja nicht zu tolerieren, ich mag sie ja.

Voltaire hat zum Thema Toleranz gesagt: «Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.» Damit ist alles gesagt. Toleranz bedeutet nicht, zu allem Ja und Amen zu sagen. Es ist sozusagen die Pflicht eines toleranten Menschen, sich mit dem Standpunkt des andern auseinanderzusetzen und den eigenen zu vertreten, zu argumentieren, alles zu geben, um das Gegenüber zu widerlegen, in Wort, Schrift und Bild. Sonst wird Toleranz zu schäbiger Gleichgültigkeit.

In letzter Zeit passieren schreckliche Dinge. Da bringt der IS im Namen Gottes bestialisch Andersdenkende um, Boko Haram metzelt wöchentlich Tausende dahin, weil ihr Gott es angeblich so will, übergeschnappte Monster knallen Karikaturisten ab und schreien dabei den Namen ihres Gottes, derweil viele europäische (und schweizerische) Politiker nicht müde werden, zu betonen, dass das alles mit Religion nichts zu tun habe.

Sie entschuldigen sich bei den Muslimen im Dauerabo – wofür ist schleierhaft–und verlangen von der eigenen Bevölkerung mehr Toleranz. Derweil wird die Zahl der Kritiker der völligen Redefreiheit erschreckend grösser, nicht nur in muslimischen Staaten, sondern auch im alten Europa, wo Meinungs- und Redefreiheit Grundpfeiler der Gesellschaft sind. Als Begründung für diese «wohlmeinende» Zensur wird hüben wie drüben der Schutz der Gefühle der Menschen (und deren Gott) vor der «Macht des Wortes und des Bildes» vorgeschoben.

Ich bin mir sicher: Kein Gott braucht solchen Schutz und aufgeklärte und mündige Menschen auch nicht. Sie werden durch Worte und Karikaturen weder radikal noch extremistisch noch alkoholsüchtig noch sprengen sie sich mit Unschuldigen in die Luft, wenn sie dazu aufgefordert werden, oder werden Vergewaltiger. Unaufgeklärte, unmündige Menschen ohne Selbstvertrauen werden nicht mündiger und selbstbewusster, indem man ihnen vorschreibt, was sie hören, lesen und sehen dürfen.

Toleranz schafft sicher nicht das Paradies auf Erden, in welchem sich alle einig sind. Sie ist nur die aufgeklärteste Art, mit Konflikten umzugehen. Sie will Konflikte nicht im Keim und Konsens ersticken, im Gegenteil: Dadurch, dass sie Vielfalt zulässt, ermöglicht Toleranz, dass Meinungskonflikte ausgetragen werden können. Friedlich, ohne Hass und Waffen. Eine Gesellschaft, in der alle gleich denken, ist unfrei und intolerant, da sie dem Individuum keine Chance bietet, andere Meinungen kennenzulernen und so die eigene zu entwickeln.

So gesehen bedeutet Toleranz für mich, immer wieder ein positiveres Verhältnis zur Freiheit und ein grösseres Vertrauen in die eigenen Standpunkte, in die eigene Lernfähigkeit und die der Mitmenschen zu entwickeln. Wäre das nicht lohnenswert?

 

 Beat Brülhartwohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer/-Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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