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Trauer echt und gespielt

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Trauer echt und gespielt

Theatergruppe Kassys trat im Bollwerk auf

Im Theaterstück «Kummer» der holländischen Gruppe «Kassys» setzen sich die Schauspieler im ersten Teil mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinander. Der zweite Teil ist auf Leinwand zu sehen. Er zeigt das einsame Leben der Schauspieler nach dem Auftritt.

Die seit rund fünf Jahren bestehende Theatergruppe «Kassys» zeigt mit Vorliebe gewöhnliche Leute in Situationen, in denen sie lieber nicht gesehen werden möchten. So auch im Stück «Kummer», wo sechs Schauspieler (zwei Frauen und vier Männer) die Trauer über den Tod eines Mitmenschen zu verarbeiten versuchen – scheinbar gemeinsam und doch jeder mit sich selbst am meisten beschäftigt. Unbeholfen sitzen sie da, die Trauernden, jeder mit Angst, den Tod und seine Gefühle anzusprechen. Vielmehr wird über Belangloses gesprochen («Wie gehts?») oder gute (zumeist aber eher gut gemeinte) Ratschläge werden verteilt («Das Leben geht weiter»).

Zur Ablenkung wird Musik abgespielt und später wieder abgestellt, weil als störend oder unpassend empfunden. Gegen aussen bleiben vorerst alle ruhig, bis Mischa in Tränen ausbricht und dies bei Esther eine Hysterie auslöst.

Von Trauer …

Später ackern die Trauernden mit den Händen in den Blumenbeeten und sprechen über den Verstorbenen («Holden war eine gute Person»). Ein kurzer Spaziergang lässt die Stimmung nur zwischenzeitlich aufleben. Dann bricht Rienus in Tränen aus. Lethargie, Stille und Bedrückung dominieren wieder die Trauer-Gesellschaft. Auch die Spässe von Ton ändern daran nichts. Am Ende gibt Esther unzählige zum Teil irrwitzige und surreale Ideen und Ratschläge.

Es ist der Zeitpunkt, an dem das Stück als Film auf der Leinwand weitergeht. Man sieht, wie die Schauspieler die Bühne verlassen und in der Garderobe schulterklopfend und Kaffee trinkend das Gezeigte kurz Revue passieren lassen. Die Stimmung locker und gelassen, alle sind zufrieden.

… und Vereinsamung

Doch diese scheinbare Zufriedenheit hält nicht lange. Nach dem Auftritt geht jeder Schauspieler privat seinen eigenen, einsamen Weg und die Dialoge werden noch rarer als im ersten Teil. Esther tritt ihren Job als Flight-Attendant an und zertrümmert im Flugzeug mit einem Feuerlöscher die WC-Kabine, Ton fährt nach Hause und wird von einer Fressattacke ergriffen, Mischa geht ins Dancing, wird anschliessend beklaut und sucht das Gespräch mit einer Ziege, Jan sitzt in seiner Stube vor einem Tee und isst Biskuits, Saskia macht sich auf zum Joggen und Rienus besucht seinen kranken Vater im Spital. Die Unterhaltung wirkt verkrampft – gleich wie bei der Trauerarbeit im ersten Teil.

Die holländische Truppe zählt mit seinem Repertoire von manipulatorischen, komischen und von Eigenwitz geprägten Stücken zu den vielversprechendsten Gruppen des zeitgenössischen Theaters. jlb

Das Belluard/Bollwerk-Festival geht heute Samstag zu Ende. Ab 19 Uhr stehen noch vier Darbietungen auf dem Programm.

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