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«Trauern ist immer noch ein Tabu-Thema»

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«Trauern ist immer noch ein Tabu-Thema»

Andrea Schuppisser hat sich zur Trauerberaterin ausbilden lassen

Trauern sei ein natürliches, lebensförderndes Gefühl, das – zu Unrecht – negativ bewertet werde. «Wir nehmen uns keine Zeit mehr zu trauern», sagt Trauerbegleiterin Andrea Schuppisser Zumwald aus Bösingen.

Von IMELDA RUFFIEUX

Das Leben eines Menschen ist von der Geburt bis zum Tod von Loslösungsprozessen begleitet. Nicht nur Todesfälle an sich, auch der Verlust eines Haustieres, eine Scheidung, eine Krankheit oder ein Umzug können von Trauergefühlen begleitet sein. Andrea Schuppisser Zumwald ist überzeugt, dass dem Trauern und Abschiednehmen viel zu wenig Platz und Zeit eingeräumt wird. «Warum sind Tränen sind zugelassen? Warum wird ein Mensch als stark empfunden, wenn er nicht weint?», fragt sie. Die Gesellschaft beurteilt einen Haltung bewahrenden Menschen, der keine Schwäche zeigt als viel positiver als einen, der offen seine Trauer zeigt. «Trauern wird als negativ bewertet, oft sogar mit Depressionen gleichgestellt. Dabei ist es ein förderndes, heilendes Gefühl», hält sie fest.

Vom Trauerseminar zur Ausbildung

Die in Bösingen wohnhafte Frau ist im Rahmen ihrer Arbeit und Weiterbildung als Krankenschwester, aber auch durch private Situationen immer wieder auf das Thema gestossen. Vor einiger Zeit meldete sie sich zu einem Trauerseminar an, wo sie die Trauererfassung durch Jorgos Canacakis kennen lernte. Dieser hat sich als Musiktherapeut und Psychologe mit der Trauer auseinander gesetzt und mit seinem «Lebens- und Trauer-Umwandlungsmodell» auch die eigene Vergangenheit verarbeitet.

Andrea Schuppisser Zumwald fand diese drei Tage so eindrücklich, dass sie sich entschloss, die einjährige Ausbildung als Lebens- und Trauerbegleiterin zu absolvieren. Seit einiger Zeit gibt sie alleine oder zusammen mit den beiden Kolleginnen der Arbeitsgemeinschaft «Tara» Einzelberatungen, Trauerkurse und Vorträge.

Fähigkeit zu trauern, ist verkümmert

Sie ist überzeugt, dass ein Gefühl der Trauer nicht auf Dauer verdrängt werden kann; früher oder später muss sich der Mensch damit befassen. «Ein Trauergefühl, das man in der Kindheit erlebt hat, kann einem noch Jahrzehnte später belasten», hält sie fest.

«Trauer ist natürlich und normal, keine Krankheit.» In einigen Kulturen sei diese Fähigkeit, die jeder Mensch in sich trage, mit der Zeit verkümmert, bei anderen noch sehr präsent, erklärt sie und erinnert an die Klageweiber im Orient. Ein trauernder Mensch brauche jemanden, dem er sich anvertrauen könne, der zuhöre und die Trauer auch akzeptiere. «Trauern braucht Zeit, Raum, Verständnis und auch eine gewisse Ehrlichkeit», erklärt die Trauerbegleiterin. Oft verzichten Trauernde darauf, ihre persönlichen Gefühle auf eine bestimmte Weise zu verarbeiten, weil es «der gute Ton» bzw. die Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit verbietet.

Trauern sei heute noch viel zu sehr ein Tabu-Thema, erklärt Andrea Schuppisser Zumwald, die sich dafür einsetzt, dass die Trauerkultur, das bewusste Auseinandersetzen mit Veränderungen im Leben, wieder vermehrt wahrgenommen wird. Diese Auffassung versucht sie unter anderem in Kursen an der Krankenpflegeschule Freiburg weiterzugeben.

Den Gefühlen Raum geben

Anfang März findet in Gwatt ein von Andrea Schuppisser Zumwald mitgeleiteter dreitägiger Trauerkurs statt. In einer kleinen Gruppe werden die Teilnehmenden an den Verarbeitungsprozess herangeführt. «Das Ziel des Kurses ist es, einer aktuellen und/oder alten Trauer den nötigen Raum zu geben, damit sie gesehen, gehört, verstanden und akzeptiert werden kann.»

In einem ersten Schritt wird die Trauerspur zurückverfolgt, werden Abschiede, die oft nicht auf den ersten Blick sichtbar seien, wieder bewusst gemacht. Oft leugne man in einer ersten Phase nämlich die Veränderungen und klammere sich an Fantasievorstellungen fest.

Dabei werden die einmal berechtigten, jedoch vermiedenen Gefühle wie Wut, Angst, Schuld usw. zum Ausdruck gebracht. «Wenn sie einmal von tief drinnen nach aussen gebracht wurden, entsteht eine ernorme Entlastung», erklärt die Trauerbegleiterin. Der Ausdruck kann durch Körperübungen, durch Tanz oder Malen oder in anderer Form passieren. Das erlaubt eine Art Vergebung bzw. ein Verstehen der Trauersituation. «Man muss es als ein Teil des Lebens akzeptieren, etwas, was man nicht weglassen kann und was einem geprägt hat.»

Ressourcen stärken

Am Ende der Trauerarbeit gilt es dann, sich wieder zurechtzufinden, sich neu zu organisieren und das Leben wieder in den Griff zu bekommen und die Energie in etwas Neues zu investieren. «Eine Trauer zu verarbeiten, heisst auch, zu sich selbst zu schauen», führt Andrea Schuppisser Zumwald aus. Es gehe darum, die Ressourcen zu verstärken, festzustellen, was einem gut tue. Es sei deshalb auch ein Selbsterfahrungsprozess. Sie hält ausdrücklich fest, dass die Trauerkurse keine Therapie, sondern eine Begleitung sind, in der der Teilnehmende so weit gehen kann, wie er will, ohne von den Kursleitern gedrängt zu werden.

Seilschaft in der Gruppe

Jede Trauer sei individuell und werde in einem Trauerkurs nicht gegeneinander gewichtet oder gewertet. Dennoch ist der Austausch in der Gruppe wichtig. Sie stelle eine Art Seilschaft dar, in der alle verbunden seien und sich sicher fühlen können, was aber auch viel Vertrauen bedinge, hält Andrea Schuppisser Zumwald fest.

«Es ist ein sehr persönlicher Prozess, der Mensch muss auch bereit sein, sich mit der Trauer zu befassen, Gefühle zuzulassen», erklärt sie. Sie empfiehlt deshalb, dass jemand frühestens sechs Monate nach dem aktuellen Trauerfall am Kurs teilnimmt.

Kinder übernehmen Verantwortung

Ein wichtiges Anliegen ist ihr die Trauerarbeit mit Kindern. «Unaufgeklärte» Erwachsene empfinden das liebe und angepasste Kind oft als sehr angenehm und haben keine Ahnung von der inneren Not dieses Kindes. «Wenn man nicht aufpasst, werden Kinder im Trauerprozess an den Rand gedrückt», hält die 45-jährige Mutter von drei Kindern fest. Man wolle sie schonen und sie vertrösten und ermuntere sie, «nicht traurig zu sein».

«Kinder übernehmen oft in ihrer Grandiosität grosse Verantwortung», hält Andrea Schuppisser Zumwald fest: Bei Scheidung oder Trennung sieht das Kind zum Beispiel, dass die Mutter traurig ist, und nimmt sich zusammen, gibt sich fröhlich, um ihr nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Die Trauerbegleiterin ist deshalb überzeugt, dass im Bereich Eltern- und Erwachsenenbildung noch sehr viel Aufklärungsarbeit nötig ist.

Weitere Informationen: 031 747 86 92.

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