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Tun, was getan werden muss für eine gerechte Welt

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wort zum sonntag

Autor: Renate Put/Kipa

Tun, was getan werden muss für eine gerechte Welt

Die Texte des 22. Sonntags im Jahreskreis geben Hinweise für eine christlich-spirituelle Lebenspraxis. Ich möchte nur einen Aspekt aufnehmen. In der Lesung Jesus Sirach (3, 17-18) wird zu Bescheidenheit gerade bei Reichtum ermahnt und mit Eindringlichkeit auf die «Geringachtung» seiner selbst verwiesen, damit bei Gott immer noch Erbarmen gefunden werden kann. Im Evangelium nach Lukas (14,7-14) wird auf jesuanische Weise Jesus Sirach aufgenommen und vertieft. Jesus beobachtet ein auch uns bekanntes Geschehen: Die meisten Gäste bei einem Gastmahl sind darum bemüht, die für sie besten Plätze auszusuchen und zu belegen. Dann kann es eben passieren, dass der ausgesuchte Platz vom Gastgeber für eine bevorzugtere Person frei gemacht werden muss.

Nun, Jesus zeigt im Folgenden auf, dass es auf die innere Haltung und Gesinnung ankommt: denn im «Himmelreich» sind alle gleich, niemand ist gleicher. Die Aktualität ist unglaublich, denn die Erfahrung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit gehört zum Alltag. Was ist das für eine schreiende Ungerechtigkeit, wenn kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird; wenn Frauenarbeit weniger Wert ist als Männerarbeit; wenn sich Manager sehr hohe Boni geben und gleichzeitig den «Kleinen» der Lohn auf die Hälfte reduziert wird.

Dies geschieht so in unserer «Ellenbogengesellschaft». Das ist ein Ärgernis. Und doch gilt trotzdem: Das Streben nach Macht, Ansehen, Würde und Wichtigkeit gehört zu unserem Menschsein. Und wir sind beglückt, wenn wir dies einander geben können ohne Machtspielchen und Tricks.

Deshalb habe ich mit einem anderen Wort aus dem uns vorliegenden Evangelienbericht meine Mühe: «Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.» In unserer christlichen Wirkgeschichte wurde eher eine Art Märtyrerfrömmigkeit bevorzugt. So lösten die Ansprüche der scheinbar Anspruchslosen mehr Ärger aus, als dass sie als wahr und echt erlebt wurden. Von Teresa von Avila wird berichtet, dass sie gesagt haben soll: «Demut ist eine grosse Tugend – und ich hab sie.»

Welch grandioses Wort! Es ist gesprochen in dem Bewusstsein der eigenen Grösse und Würde und des Angewiesenseins auf das liebevolle und verzeihende Erbarmen Gottes. Es ist gut, in aller Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit die eigene Würde und die eigenen Grenzen und Schatten zu kennen. In Lesung und Evangelium dieses Sonntags geht es – so scheint mir – um die Anteile von verquer gelebter Macht und Ansprüchlichkeit, von falschen Überhöhungen und Abwertungen der eigenen Person, anderer Mitmenschen und in unserem gesellschaftspolitischen Miteinander.

Was aber tun mit den eigenen Machtbedürfnissen, den unrealistischen Abwertungen oder Überhöhungen (Idealisierungen)? Eigentlich gibt das Evangelium eine «ver-rückte» Handlungsanweisung. Statt der scheinbar «würdigen» Gäste sollen zum Gastmahl die «unwürdigen» geladen werden als eine Art ausgleichender sozialer Gerechtigkeit. Auf einer psychisch-spirituellen Ebene werden wir ermahnt, die würdigen und unwürdigen Persönlichkeitsanteile als zu uns zugehörig anzunehmen lernen und diejenigen, die uns selbst und dem sozialen Miteinander schaden, zu verändern suchen. Dazu passt ein Satz aus dem Tagesgebet, das ich in aller Freiheit etwas umformuliere: «Stärke die Liebe zu dir und die Einheit mit dir und allen Menschen, und so wächst in uns, was gut und heilig ist. Und lass uns tun, was getan werden muss für eine gerechte Welt.»

Die Theologin Renate Put ist Mitglied des Katharina-Werkes und wohnt in Basel.

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