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Tunguska

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Es ist unübersehbar: Unsere verunsicherte Gesellschaft lechzt nach Sicherheit, und zwar Vollkasko bitte schön und vom Staat garantiert. Der lässt sich nicht zweimal bitten. Wurden einst die Bürger voreinander geschützt, so schützt der Staat heute den Bürger vor sich selber: vor Sonnenbrand, Raucherhusten, Abzocken, Cannabis-Dusel, vor sonntäglichen Konsumräuschen, Karies und Bluthochdruck, vor problematischen Destinationen für Abenteuertouristen bis hin zu erotischen Avancen am Arbeitsplatz. Null-Risiko für jedermann. Ein gottähnliches Pensum für Väterchen Staat als Schutzengel in allen Lebenslagen. Und wie tut der Staat das? Mit seinen ihm eigenen Instrumenten, und das sind Gesetze, Erlasse, Verordnungen und Reglemente, welche zunehmend aufgrund von Einzelereignissen erlassen werden.

Kein Wunder, dass wir mit staatlichen Verordnungen aller Art zugeschüttet und langsam erstickt werden. Die Liste dessen, was man noch darf, wird immer kürzer. In diesem Dschungel der Vorschriften begehen mittlerweile die meisten täglich Vergehen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Und getreu dem Motto Lenins «Vertrauen ist gut, Kontrolle immer besser» wird der Bürger kontrolliert, was das Zeug hält. Offenbar bereits genug abgestumpft, kümmert es kaum jemanden gross, dass unsere Handydaten sechs Monate gespeichert werden. (Das soll jetzt auf zwölf Monate erhöht werden – wegen der Terroristen.) Der gläserne Bürger – längst Realität.

Wir zahlen einen hohen Preis für unseren Sicherheitswahn. Nicht nur in Geld. Sicherheit kostet Freiheit. Darüber hört man selten streiten. Offenbar ist Freiheit weit weniger populär, als politische Rhetorik es weismacht. Verständlich ist das schon. Denn wenn Freiheit mehr ist als Freisein von etwas, sondern Freisein für und zu etwas hin, dann ist sie kein Spass mehr, eher ein Krampf, und das hat in unserer Fungesellschaft keinen Platz. Ja, und Freiheit birgt halt Risiken, sie ist unberechenbar. Freiheit, die nicht auch missbraucht werden kann, ist keine mehr. Das soll der Staat aber imperativ verhindern und der Preis dafür steigt Tag für Tag. Mit jeder Vorschrift, mit jedem Reglement wird ein Stück Selbstverantwortung kaputtgemacht. Am Ende steht da wohl der entmündigte Zombiebürger, der den Staat für sich denken und entscheiden lässt. Rosige Aussichten für Politiker und Beamtenschaften.

Sicherheit ist eine gute Sache, aber irgendwie nicht von dieser Welt. Friedrich Dürrenmatt sagte es so: «Die Welt ist eine Pulverfabrik, in der geraucht werden darf.» Hei, mit diesem Gedanke lässt sich doch prima leben. Geht nichts in die Luft, bin ich glücklich, geht mal was hoch, hab ich’s ja gewusst.

Wir leben nun mal in einer irdischen Welt, und da sind wir halt vor nichts sicher. Erstens, weil der Mensch kein vom Himmel gefallener Engel ist, wohl eher ein Spätausläufer des Affen, der immer noch die Evolutionsleiter emporkraxelt und mit noch recht primitiven Denkmodellen und nicht selten einfältigen Handlungsweisen den Erdplaneten heimsucht. Wäre dem nicht so, sähe die Welt anders aus.

Und zweitens: weil das Übel meist unerwartet kommt. Wie einst die Tunguska-Katastrophe. Am Tunguska-Fluss in Sibirien war auf einer Fläche der halben Schweiz innerhalb von Sekunden alles platt gewalzt. Ein Asteroid oder ein explodiertes Ufo? Man weiss es bis heute nicht. Wäre das etwas früher passiert, wäre von Bundesbern nichts mehr übrig geblieben. Daran denke ich, wenn ich mir wieder mal Sorgen mache: vor Krankheit, Datenklau, Lebensmittelvergiftung, Unfall, Umweltkollaps und Herzinfarkt. Nichts von all dem ist bisher eingetroffen. Stattdessen passieren Dinge, auf die ich nie gekommen wäre. Sich damit auseinanderzusetzen und mit dem Unvorhergesehenen umzugehen, das ist doch spannend, das ist das Salz in der Lebenssuppe … Und doch nicht das Suhlen in staatlich organisierter Scheinsicherheit.

 

 Beat Brülhartwohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

«Am Ende steht wohl der entmündigte Zombiebürger, der den Staat für sich denken und entscheiden lässt.»

 

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