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Über Ohio zur Nummer 1

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«Seit ich fünfzehn bin, träumte ich davon, eines Tages in den USA Volleyball zu spielen», sagt die bald 21-jährige Düdingerin. «In den letzten fünf Jahren habe ich mit vielen Amerikanerinnen gespielt. Alle haben sie immer davon geschwärmt, wie cool das Volleyball bei ihnen in den Staaten sei. Das wollte ich unbedingt auch einmal erleben.»

Im November 2017 entschied sich Knutti, Nägel mit Köpfen zu machen und sich ihren lang gehegten Traum zu erfüllen. Bis sie im letzten August nach Ohio aufbrechen konnte, hatte sie allerdings einige Hürden zu nehmen. Denn in den USA ist Volleyball komplett anders organisiert als etwa in der Schweiz, ein Ligen-System oder traditionelle Volleyball-Vereine gibt es nicht. Fast der gesamte Sportbetrieb findet an den Universitäten und Colleges statt. Knutti musste sich demnach an einer Hochschule für ein Sportstipendium bewerben, um dort mit dem Campusteam Volleyball spielen zu können.

Mit Volleyballvideo zum Studium

Die Bewerbungsprozedur war langwierig und aufwendig. «Ich musste schulische Tests absolvieren und natürlich zeigen, wie gut ich Volleyball spielen kann.» Knutti lud ein Video von sich auf eine spezialisierte Internetplattform hoch und hoffte, dass ein College auf sie aufmerksam werden würde – so wie es unzählige andere junge Volleyballerinnen auch tun. Bei den Sportlern sind die Stipendien begehrt, und für die Hochschulen sind es lohnende Investitionen. Sport ist in den USA ein Marketinginstrument: Jene Schule, die die besten Spieler hat, gewinnt nicht nur Titel, sondern auch an Popularität, was wiederum potenzielle Studenten anlockt. Deshalb sichten die Coachs vor der Saison landesweit jeweils Hunderte von Bewerbervideos aus aller Welt, immer auf der Suche nach vielversprechenden Talenten.

Flavia Knutti hat es geschafft, die Coachs von der University of Northwestern Ohio mit ihren Skills zu überzeugen. Im Mittleren Westen der USA hat sie ein Stipendium erhalten und muss deshalb nur einen kleinen Bruchteil der Studiengebühren selbst berappen. «Ich wohne mit sieben Amerikanerinnen in einer WG. Einen Teil der Miete muss ich bezahlen sowie das Essen und was ich sonst so zum Lebensunterhalt brauche. Alles andere übernimmt die Uni.» Wer in den USA ohne Stipendium an einer Hochschule studieren will, muss pro Semester rasch 25 000 Dollar und mehr hinblättern. «Einen Lohn in dem Sinn erhalte ich fürs Volleyball-Spielen nicht, aber ich werde indirekt entlöhnt.»

Sport vor Studium

Die University of Northwestern Ohio ist bekannt dafür, dass sehr viele unterschiedliche Nationen dort studieren. «In meinem Team sind Spielerinnen aus sieben verschiedenen Ländern. Mit so vielen Kulturen und Sprachen in Kontakt zu kommen, finde ich extrem spannend.» Mit ihrem Team spielt Knutti in der NAIA (National Association of Intercollegiate Athletics). In den USA werden die Teams nicht nach Leistungsstärke, sondern nach Grösse der jeweiligen Hochschule in eine der vier verschiedenen Divisionen eingeteilt: NCAA I, II und III sowie die NAIA. «Die NAIA ist in etwa die zweitstärkste Liga, niveaumässig irgendwo zwischen unseren NLA und NLB angesiedelt.» Die stärkste Division, in der die grössten Colleges und Unis des Landes spielen, ist die NCAA I (National Collegiate Athletic Association). «Aus akademischen Gründen kann ich dort nicht mittun, weil ich nach dem KV nur die Berufsmatura gemacht habe», erklärt Knutti.

In Lima, wo die University of Northwestern Ohio beheimatet ist, studiert die Düdingerin Marketing. Sie macht aber keinen Hehl daraus, dass es sie primär wegen des Volleyballs und nicht wegen des Studiums ins Ausland gezogen hat. «Fünf Jahre lang hatte ich mit Arbeit, Schule, Training und Matches immer den gleichen Alltag. Ich brauchte einen Wechsel, habe im Volleyball eine neue Herausforderung gesucht. Ich wollte mich neu beweisen müssen und in einem Team auch einmal eine Rolle mit mehr Verantwortung übernehmen», sagt Knutti.

Keine Lust auf die Nummer 2

Verantwortung hatte sie bei ihrem bisherigen Verein, dem TS Volley Düdingen, nur beschränkt übernehmen können. Zwar gehörte Knutti seit 2012 dem Kader der Power Cats an und absolvierte unter Nicki Neubauer ihre NLA-Lernjahre. Hinter der Schwedin Johanna Edberg war sie die zweite Libera und gab sich mit Kurzeinsätzen zufrieden. Auf die Saison 2017/18 wollte sie einen Schritt nach vorne machen und im Spiel mehr Einfluss nehmen. Doch unter dem neuen Trainer Dario Bettello, der Nationalspielerin Thays Deprati nach Düdingen lotste, musste Knutti letzte Saison erneut hintenanstehen. «Mental war es nicht leicht, wieder jemanden vor die Nase gesetzt zu bekommen. Aber es nützte nichts, deswegen enttäuscht zu sein.» Knutti sah die neue Konkurrenz als Ansporn, sich weiter zu verbessern. «Ich wollte auf meine Chance warten und sie packen, wenn sie kommt. Allerdings habe ich rückblickend das Gefühl, nie eine richtige Chance erhalten zu haben. Erst im Playoff-Halbfinal gegen Sm‘Aesch, als bei Thays die Nerven nicht hielten, konnte ich mich beweisen. Doch da stand mein Entscheid bereits fest, ins Ausland zu gehen.» Hätte sie letzte Saison in Düdingen eine verantwortungsvollere Rolle innegehabt, dann hätte sie den Schritt ins Ausland wohl nicht gemacht, sagt Knutti. «Aber es ist, wie es ist, und es ist gut so.»

Um 6 Uhr im Kraftraum

Jetzt sammelt sie in Ohio Erfahrungen, die sie dereinst in der Schweiz im Kampf um die Stammlibera in die Waagschale werfen will. «Tausende Kilometer von zu Hause entfernt zu leben, hat mich Eigenständigkeit gelehrt. Bisher wurde ich zu Hause sehr gut unterstützt, jetzt muss ich selbst waschen, einkaufen, kochen und so weiter. Dadurch bin ich reifer geworden.» Doch nicht nur in ihrer persönlichen Entwicklung profitiere sie von ihrem Auslandjahr. Auch sportlich. Amerika ist generell viel sportbegeisterter als die Schweiz. Obwohl Volleyball nicht den Stellenwert von Football, Basketball oder Baseball hat – in den USA ist der Enthusiasmus gegenüber jeglicher Athletik deutlich höher. Dadurch geniesst auch Volleyball einen höheren Stellenwert. «Drei Stunden pro Tag sind Schule, der Rest ist Selbststudium. So bleibt viel Zeit für den Sport», sagt Knutti, die sechsmal pro Woche zwei Trainingseinheiten absolviert. Der Tag beginnt bereits morgens um 6 Uhr mit Krafttraining im Fitnessraum. «Das war am Anfang ziemlich mühsam, inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt.»

Sehr kurze Meisterschaft

Gewöhnen musste sich Knutti auch an die Intensität der Meisterschaft. Die Regular Season beginnt Ende August und ist mit Ende November bereits wieder vorbei. «Die Saison ist kurz, aber intensiv. Jede Woche finden drei Spiele statt.» 35 Matches hat die Düdingerin mit Ohio in drei Monaten absolviert. Nationalhymne und Sternenbanner gehörten in jedem Match dazu, auch die Unis zelebrieren das amerikanische Pathos. In jedem Spiel stand Knutti in der Anfangsformation, und stets spielte sie durch. «Ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln und endlich auch Verantwortung übernehmen. Ich denke, dass ich mich persönlich weiterentwickelt habe und auf dem Feld mehr Persönlichkeit ausstrahle.»

Zurück zu den Wurzeln

Dank der kurzen amerikanischen Meisterschaft ist es Flavia Knutti möglich, mit dem Schweizer Nationalteam im Januar die entscheidenden Spiele der EM-Qualifikation 2019 zu bestreiten (siehe Kasten unten). In den vergangenen drei Wochen hat sie sich in Düdingen bei ihrem alten Team dafür fit gehalten. Nach der letzten Partie gegen Österreich wird sie am 10. Januar, drei Tage vor ihrem 21. Geburtstag, zurück nach Ohio fliegen. Das Frühjahrssemester wartet, mit viel Volleyballtraining, aber ohne Meisterschaftsspiele. «Dass die Saison so kurz ist, ist der einzige Negativpunkt in meinem Auslandjahr – aber ein sehr entscheidender. Ich will mehr Volleyball, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, noch länger in den Staaten zu bleiben», blickt Knutti in die Zukunft. «Im Sommer werde ich in die Schweiz zurückkehren und höchstwahrscheinlich die Sportschule Magglingen in Angriff nehmen.»

In Magglingen wird die Stundenplangestaltung sehr flexibel gehandhabt, Ausbildung und Sport lassen sich gut unter einen Hut bringen. Knutti könnte also weiterhin auf Spitzenniveau Volleyball spielen. Aber bei welchem Verein? Kehrt sie zurück zu den Power Cats? «Das hängt davon ab, wie das Team nächste Saison aussehen wird.» Düdingen sei ihr Herzensklub und habe Priorität, sagt die Senslerin. «Der Trainer hat mir im Sommer versichert, dass immer eine Türe für mich offen ist. Ich weiss allerdings nicht, ob ich als Nummer 2 kommen will.»

EM-Qualifikation

«Ich will mithelfen, Geschichte zu schreiben»

Als der Schweizer Frauen-Nationaltrainer Timo Lippuner vor zehn Tagen das Aufgebot für die Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2019 bekannt gab, figurierte erstmals auch die Düdingerin Flavia Knutti auf der Teilnehmerliste. «Im Sommer hatte ich bereits ein Aufgebot erhalten. Weil ich für mein Auslandjahr in die USA wollte, konnte ich jedoch nicht teilnehmen», sagt Knutti. «Umso erfreuter bin ich, dass ich dennoch wieder ein Aufgebot erhalten habe.»

16 Volleyballerinnen sind am Mittwoch ins Trainingslager eingerückt. Nach einer Kaderreduzierung wird das Team am kommenden Dienstag mit 14 Spielerinnen nach Spanien reisen und sich dort auf die letzten Qualifikationsspiele vorbereiten. Mit neun Punkten aus vier Partien und mit sechs Punkten Vorsprung auf Verfolger Österreich haben sich die Schweizerinnen im Sommer eine sehr gute Ausgangslage geschaffen. Sie benötigen aus den Begegnungen gegen Kroatien (5. Januar) und gegen Österreich (9. Januar) nur noch einen Punkt, um ohne Rechnereien an die EM fahren zu können. «Noch nie hat es ein Schweizer Nationalteam geschafft, sich via Qualifikation für eine EM-Endrunde zu qualifizieren», weiss Knutti. «Ich will mithelfen, Geschichte zu schreiben.»

Die Europameisterschaft findet vom 23. August bis 8. September 2019 statt.

ms

 

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