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«Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind für die Freiburger Wirtschaft schlimmer als Covid»

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Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Freiburger Arbeitgeberverbands (FAV) spricht Direktor Reto Julmy im Interview mit den FN über die Rolle des FAV als Schnittstelle zwischen Politik, Verbänden und Dienstleistungen.

Reto Julmy, der FAV feiert heuer sein 75-Jahr-Jubiläum. Er wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 gegründet, im selben Jahr wie die AHV – Zufall?

Nein, das ist kein Zufall. Der FAV oder besser gesagt seine Vorgängerorganisation UIP (Union Interprofessionnelle Patronale du Canton de Fribourg) entstand im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg, als die Ausgleichskassen durch die AHV ergänzt wurden. Der spätere Staatsrat Ferdinand Masset und Renaud Barde gründeten damals die heutige FER (Fédération des Entreprises Romandes), also den Verband der Westschweizer Unternehmen. In den 1940er-Jahren bestand die Herausforderung darin, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen. Indem die UIP mehrere Aufgaben im Hinblick auf die Verwaltung von Berufsverbänden übernahm, deckte sie ein Bedürfnis der damaligen Zeit ab. 

Der politische Teil des FAV geht ja sogar auf 1906 zurück. 

Richtig. Ende des 19. Jahrhunderts war der Kanton Freiburg noch sehr landwirtschaftlich geprägt gewesen. Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Wirtschaft dann langsam Fuss zu fassen. Deshalb wurde 1906 die Arbeitgeberkammer gegründet, um die Interessen der Wirtschaft zu vertreten.

Worin bestehen die Kernaufgaben des heutigen FAV?

Der FAV hat drei Bereiche: Die Sozialversicherungen bilden die Basis, die durch die AHV-Ausgleichskasse (CIFA) des Arbeitgeberverbands abgedeckt wird. Dann gibt es wie erwähnt den politischen Bereich. Dabei geht es um die Vertretung der Interessen der Arbeitgeber, KMU und der Wirtschaft im Allgemeinen. Der dritte Bereich umfasst das ganze Verbandswesen, also Dienstleistungen gegenüber Berufsverbänden. Mittlerweile führen wir fast 60 Berufsverbände und 17 Sekretariate, welche die überbetrieblichen Kurse für die Berufsverbände organisieren. Die Berufsbildung ist für unsere Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Um den Nachwuchs, gerade auch den der KMU zu sichern, muss aber ständig darauf geachtet werden, die Anzahl Lernenden in jedem Jahr und in jedem Bildungsgang zu halten.

Und der FAV hilft den Betrieben dabei…

Ja, wir haben verschiedene Massnahmen getroffen, um die Unternehmen bei der Anstellung von Lehrlingen zu unterstützen. Ich denke da beispielsweise an die Berufsmesse «Start!», die ursprünglich vom FAV ins Leben gerufen wurde, oder an «Jobdating». Zudem haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Berufsberatung die Applikation «Free Stages» geschaffen, die Freiburger Unternehmen, welche Schnupperlehren anbieten, mit den Schülern der Orientierungsschulen in Kontakt bringen.

Der FAV vergibt seit 2017 auch Preise an Ausbildungsbetriebe…

Damit wollen wir zeigen, dass uns die Berufsbildung sehr am Herzen liegt. Der FAV wollte eine Veranstaltung schaffen, die die Berufsbildung ins Zentrum rückt. Deshalb zeichnen wir jedes Jahr jeweils drei Ausbildungsbetriebe in den drei Kategorien «Bautechnik», «Technik und Mechanik» sowie «Dienstleistungen, Handel und Gesundheit» aus und verleihen zusätzlich den Sonderpreis Le Coup de Coeur. Damit wird ein Betrieb gewürdigt, der sich besonders für einen Lernenden eingesetzt hat.

Die Lernenden erhalten dann ja ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis. Wo sind bei der Berufsausbildung eigentlich die Kompetenzen des Bundes und wo die des Kantons?

Die Berufsverbände sind mehrstufig organisiert. Es gibt in der Regel einen Kantonalverband, einen Westschweizer Verband und einen Schweizer Verband. Die Bildungsinhalte werden auf Schweizer Ebene festgelegt. Die Umsetzung obliegt dann dem kantonalen Verband.

Das politische Organ des FAV ist die Arbeitgeberkammer, die sich aus 22 Mitgliedern zusammensetzt und die Interessen der Wirtschaft vertritt. Wie nimmt sie politisch Einfluss?

Die Arbeitgeberkammer trifft sich viermal jährlich jeweils vor kantonalen oder eidgenössischen Urnengängen. Sie gibt zu den Abstimmungsvorlagen entsprechende Empfehlungen ab. Manchmal führen wir selber aktiv Kampagnen vor Abstimmungen durch, wie jetzt gerade für die AHV 21.

Da vertreten Sie eine andere Sicht als die Gewerkschaften. Wie sieht eigentlich das Verhältnis des FAV zu den Gewerkschaften aus?

Ich möchte vorausschicken, dass wir ein grosser Befürworter der Sozialpartnerschaft sind. Sozialpartnerschaft konkretisiert sich beispielsweise in einem Gesamtarbeitsvertrag, den Arbeitnehmervertreter und Arbeitgebervertreter gemeinsam an einem Tisch zusammen aushandeln. Die Diskussionen sind sicherlich nicht immer einfach. Wichtig ist aber, dass beide Parteien bereit sind, Kompromisse einzugehen. Nur so kann Sozialpartnerschaft funktionieren. Uns liegt der soziale Frieden sehr am Herzen.

Sie bezeichnen den FAV als Dienstleistungsbetrieb. Gibt es in diesem Zusammenhang auch Kooperation mit anderen Organisationen?

Wir versuchen, unsere Mitglieder auch themenspezifisch zu unterstützen. Beispielsweise helfen wir den Unternehmen bei der Digitalisierung. Dafür arbeiten wir mit der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg zusammen. Im Baubereich gibt es eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Architektur. Im Moment sind wir dabei, im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung ein weiteres Projekt aufzugleisen. 

Sie treffen sich regelmässig mit Firmenvertretern, um den Puls der Wirtschaft zu spüren. Wie ist Ihrer Meinung nach die Freiburger Wirtschaft mit der Corona-Pandemie zurechtgekommen?

Grundsätzlich hat sich die Freiburger Wirtschaft während der Pandemie gut gehalten. Sie zeigte eine hohe Resilienz, also Widerstandskraft. Wir haben uns auch erfolgreich dafür eingesetzt, dass in Freiburg, ganz im Gegensatz zu den Kantonen Genf und Waadt, die Baustellen nie geschlossen wurden. Allerdings waren die Unterschiede innerhalb der verschiedenen Branchen sehr gross. 
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie betrachteten wir es als unsere Aufgabe, für unsere Mitglieder zeitnah zu den Bundesratspressekonferenzen die jeweiligen Pressemitteilungen vereinfacht auszuformulieren und aufzuzeigen, welche Massnahmen zu beachten sind oder für wen, wie, welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen.

Für welche Branchen war es besonders hart?

Für die gesamte Eventbranche – zeitweise konnten ja gar keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Dann hat natürlich auch die Gastrobranche sehr gelitten und tut es immer noch. Während Corona ist viel Personal der Gastrobranche abgewandert, und sie hat es immer noch sehr schwer, neues Personal zu finden.

Seit einem halben Jahr gibt es jetzt den Konflikt in der Ukraine …

Der Einfluss des Ukraine-Kriegs ist für die Freiburger Wirtschaft viel einschneidender, als es die Covid-19-Pandemie war. Zwar gab es schon während Corona Lieferengpässe. Diese wurden durch den Krieg jetzt nochmals verschärft. Die Inflation ist so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr. In den USA liegt sie bei fast 10 Prozent. Glücklicherweise sieht es in der Schweiz noch etwas besser aus als im Ausland. Die Zinsen sind gestiegen, der Schweizer Franken wurde zwar noch stärker, doch dafür hielt sich in der Schweiz die Inflation in Grenzen. Ein ganz heikles Thema ist die Energiefrage. Wie kommen wir unbeschadet durch die Winterzeit? Zusammenfassend kann man sagen: Unter Corona haben einzelne Branchen stark gelitten. Jetzt trifft es die gesamte Wirtschaft. Wir sind zwar im Kanton Freiburg gut aufgestellt, die Situation ist aber nicht einfach.

Zur Person

Reto Julmy

Der 58-jährige Reto Julmy wurde 2015 zum Direktor des Freiburger Arbeitgeberverbands ernannt. Zuvor hat er 18 Jahre lang in der Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg gearbeitet, zuletzt als stellvertretender Direktor.

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