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… und wenn sie nicht gestorben sind …

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… und wenn sie nicht gestorben sind …

Erstes Schweizer Erzählfestival Thun mit Freiburger Beteiligung

Gestorben sind sie nie. Aber vergessen und verdrängt wurden die Erzählerinnen von Märchen und Sagen. Nachdem das Volksmärchen in den 60er Jahren sogar aus Kindergärten verbannt wurde, erfährt es wieder mehr Beachtung.

Mit INGE VON DER CRONE
sprach RUTH SCHMIDHOFER

Sagen und Märchen sind über Jahre und Jahrzehnte im Bewusstsein der Menschen erhalten geblieben. Und doch müssen sie gepflegt werden, wie zum Beispiel am ersten Schweizer Erzählfestival in Thun. Inge von der Crone, Erzählerin aus Arconciel, wird am Wochenende in Thun mit dabei sein.

Kann man das Märchenerzählen lernen?

Ich erzähle schon seit eh und je, auch als das Märchenerzählen weniger gefragt war. Jetzt ist das Interesse daran teilweise sogar sehr gross. In der deutschen Schweiz gibt es von Seiten der Märchengesellschaft eine zweijährige Ausbildung – aber ohne Diplom. Da erhalten interessierte Frauen und Männer das nötige Hintergrundwissen vermittelt. Hier in Freiburg, gibt es im Rahmen des «Mouvement des aînés» auch eine Art Ausbildung oder Einführung. Die europäische Märchengesellschaft wiederum bietet eine richtige, fundierte Ausbildung an. Im Herbst werde ich auf Einladung des Kellerpoche Freiburg einen Märchenerzählkurs durchführen. An vier Abenden können alle Interessierten – ohne irgendeine Vorbildung – die «Faszination Märchen» und die «Kunst des Erzählens» kennen lernen. Man kann sagen, dass seit sich die Wissenschaft wieder für die Sparte Märchen interessiert, auch die Ausbildungsmöglichkeiten gut ausgebaut wurden.

Was zeichnet nun den oder die gute Erzählerin aus?

Wahrscheinlich jede Mutter – vielleicht weniger Väter – erzählt den Kindern am Abend noch ein Gschichtli. Aber das ist eben nicht dasselbe, wie ein Märchen zu erzählen. Und es ist nicht jedem gegeben, vor Publikum zu erzählen.

In welchem Rahmen erzählen Sie Märchen?

Ich werde von ganz verschiedenen Gruppen angefragt. Oft sind es jedoch wohltätige Organisationen wie Caritas oder Kovive. Aber es kommt schon auch vor, dass ich von einer Bank oder einer grösseren Firma engagiert werde, um beispielsweise eine Tagung abzu-schliessen. Ein wichtiger Raum für Erzählstunden sind Bibliotheken und Buchhandlungen.

Wie bereiten Sie sich auf eine Erzählstunde vor?

Als Erstes muss man natürlich wissen, vor welchem Publikum – Kinder oder Erwachsene, Akademiker, Landfrauen usw. – man erzählt. Ein guter Erzähler ist wie ein guter Gastgeber. Wenn ich dann einige Geschichten ausgesucht habe, muss ich sie lesen, lesen und nochmals lesen. Ich erzähle die Märchen dann zwar schon mit meinen eigenen Worten, doch das Motiv, die Handlung bleibt bestehen.

Machen Sie sich einen «Spickzettel»?

Nein, ich erzähle frei. Aber ich notiere mir die Märchen, die ich vorher ausgewählt habe. So kann ich je nach Zusammensetzung der Gruppe noch etwas umdisponieren. Wenn man mir sagt, dass Kinder zwischen fünf und acht Jahren da sein werden, weiss ich nicht, ob es mehr fünfjährige oder mehr achtjährige Kinder hat. Da muss ich dann eben vor Ort entscheiden, welches Märchen ich erzähle. Oder es kann auch eine Rolle spielen, ob mehr Mädchen oder Buben da sind.

Wie weit können Kinder bei Ihnen die Erzählung mitgestalten?

Zwischenrufe sind gut, und ich freue mich immer, wenn es Kinder hat, die so mitmachen. Kinder können nicht lange still sitzen, da ist es oft wichtig, sie auch direkt anzusprechen, ihnen Fragen zu stellen.

Wenn Ihnen das Mitmachen der Kinder so wichtig ist, was halten Sie dann von Märlikassetten?

Ich war lange Zeit dagegen, aber das braucht es auch. Eine Mutter kann nicht immer erzählen, manchmal hat sie einfach nicht die Zeit, sich mit ihren Kindern hinzusetzen. Die Erwachsenen müssen auf jeden Fall die Kassetten zuerst einmal allein, ohne Kinder, anhören, um abschätzen zu können, ob die Kinder mit der Geschichte zurechtkommen.

Wie würden Sie Sinn und Zweck von Märchen erklären?

Über Märchen und Sagen lernen Kinder, dass es keine heile Welt gibt, dass sie aber positiv darauf einwirken können. Sie erfahren, dass, wenn sie Angst und Spannung aushalten, alles zu einem guten Ende kommt. Das Märchen schenkt Vertrauen ins Leben, in Zweisamkeit und Geborgenheit.

Das Märlierzählen ist sicher sehr, sehr wichtig für Kinder. Aber man darf nicht vergessen, dass Märchen ursprünglich für Erwachsene bestimmt waren.

Was passiert nun am Wochenende in Thun?

Es gibt in der ganzen Schweiz viele engagierte Erzähler und Erzählerinnen. In Thun sollen alle – es kommen über 60 Erzähler – einmal Gelegenheit haben, sich kennen zu lernen. Gleichzeitig soll aber das Publikum Märchenluft schnuppern. Wir werden an verschiedenen Orten der Stadt jeweils in kurzen Sequenzen erzählen.

Der Anlass ist das «Erste Schweizerische Erzählfestival». Ist das zweite schon vorgegeben?

Die Stadt Thun hat ein grosses Interesse an der Fortsetzung dieser Veranstaltung. Wir vom Organisationskomitee wollen erst einmal das kommende Wochenende erfolgreich überstehen und dann an die weitere Zukunft denken. Für uns ist es vorerst ein Experiment.

Thun: Schloss-Park Schadau (Basler Erzählkreis), Rathaus-Platz (Italienisch, Deutsch), Alte Öle (Französisch), Gwatt Zentrum (Deutsch), Schloss Thun (Deutsch). Samstag, 17. Juni, 11-17 Uhr; 20.15 Uhr Abendveranstaltung im Gwatt Zentrum. Sonntag, 18. Juni, 10-15 Uhr.

Die Schweizerische Märchengesellschaft

Die Schweizerische Märchengesellschaft SMG hat die Förderung der Märchenforschung und die Pflege und Verbreitung des Märchengutes zum Ziel. Sie will kulturelles Forum sein, für das Märchenerzählen unter besonderer Berücksichtigung der Mundarten, für Vorträge, interdisziplinäre Tagungen und Seminare. Die SMG wurde 1993 als Sektion der Europäischen Märchengesellschaft gegründet. Heute zählt die Schweizer Sektion bereits über 300 Mitglieder, die Europäische Märchengesellschaft deren 2400. sr

Kontaktadresse: Ruth Ott, Schaffhauserstrasse 144, 8400 Winterthur. 052/203 05 50.

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