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Uni-interner Streit um Suspendierung von Metropolit Hilarion

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Die Sache ist verworren und unakademisch: Die förmliche Suspendierung eines russischen Geistlichen durch den Dekan brachte eine Professorin in öffentliche Rage. Die Universität will die Debatte nun beenden.

Die Geschichte begann schon nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Ein junger russisch-orthodoxer Geistlicher kam nach Freiburg, um an der Universität zu studieren und Französisch zu lernen. Er begann dann, auch zu unterrichten, und erhielt 2011 den akademischen Status eines Titularprofessors. Das ist eine Würde für langjährige Lehrbeauftragte, die jedoch nicht mit einer Anstellung verbunden ist.

2016 lehrte der heutige Metropolit – das ist das Pendant zum Erzbischof in der katholischen Kirche – Hilarion Alfeyev letztmals in Freiburg. Dann widmete er sich seiner eigentlichen Tätigkeit: Er ist zuständig für den Austausch des russisch-orthodoxen Patriarchats mit anderen Kirchen. Kurzum: Er ist der Aussenminister des Moskauer Kirchenoberhauptes Kyrill. In dieser Funktion war er ab und zu auch in Freiburg zu Besuch.

Klare Erwartungen

Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nun forderte der Vorsteher der Theologischen Fakultät Mariano Delgado den Metropoliten auf, sich öffentlich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung auszusprechen. Der russische Geistliche soll «seinen kirchlichen und politischen Einfluss geltend machen, um die völkerrechtswidrige militärische Invasion Russlands in der Ukraine öffentlich und unmissverständlich zu verurteilen». Zugleich hätte sich die Kritik auch gegen den Chef des Metropoliten gerichtet, gegen den Patriarchen, der die Gewaltpolitik seines Präsidenten teile.

Der Brief vor dem Brief

Noch bevor die Universität an die Presse ging mit der Ankündigung, die Verbindungen mit Hilarion zu kappen, schrieb dieser einen Brief nach Freiburg, worin er selbst um den Verzicht auf seinen akademischen Titel bat. Er erklärte seine Zurückhaltung mit seiner Arbeit im Hintergrund. «Wenn man wirkliche Ergebnisse erzielen will, geschieht dies nicht durch öffentliche Erklärungen, sondern durch eine tägliche schwere und anstrengende Arbeit.» Diese finde oft hinter verschlossenen Türen statt. Die Hilfe für leidende Menschen sei ihm genauso ein Anliegen wie die Beendigung des Konflikts. Seine Erkenntnis: «Es ist jedoch nicht das, was die Fakultät von mir erwartet.»

Ein Zeichen setzen

Anstelle dieser rechtlichen Klarstellung veröffentlichte der Dekan auf der Website der Theologischen Fakultät einige Tage später, nach Kenntnis des Briefes aus Moskau, eine Mitteilung. Barbara Hallensleben, Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene in Freiburg, machte nach der Publikation des Schreibens darauf aufmerksam, dass die Erklärung in mehrfacher Hinsicht nicht der Sachlage entspricht: Die Titularprofessur brauchte nicht entzogen zu werden, da sie keinen Bestand mehr hatte und der Metropolit Hilarion selbst auf das Tragen des Titels verzichtet habe. Zudem hatte der Metropolit um Vertraulichkeit bezüglich des Briefinhalts gebeten. Trotz seiner Zusage zitierte der Dekan mit wörtlichen Anspielungen aus dem Brief.

Auch die «Freiburger Nachrichten» erhielten über die Abteilung für kirchliche Aussenbeziehungen des Metropoliten eine Kopie des Briefs an den Dekan, nachdem sie das Patriarchat um eine Stellungnahme gebeten hatten. Angesichts der gegebenen Situation hatte der Metropolit beschlossen, seinen Brief nun öffentlich zu machen.

«Er ist nicht Kyrill»

Mariano Delgado, noch bis Mitte dieses Jahres Dekan, möchte die Vorwürfe nicht kommentieren und äussert sich nur mit einer schriftlichen Verlautbarung. Darin bestätigt er, dass die Titularprofessur gemäss den Statuten der Universität schon zum Zeitpunkt der formellen Suspendierung nicht mehr existiert habe, weil Hilarion «seit Jahren die darin genannten Bedingungen – die regelmässige Lehrtätigkeit – nicht mehr erfülle». So habe er die «Suspendierung» auch gemeint. «Sie signalisiert wohl auch, dass er künftig kaum wieder bei uns regelmässig lehren wird, um diesen Titel erneut führen zu können.» Die Erklärung zu Hilarion wurde in der Zwischenzeit auch von der Homepage der Fakultät entfernt.

In seiner früheren Stellungnahme hatte Delgado noch argumentiert, dass sich das Patriarchat von Putin hofieren lasse: «Schweigen, wenn man laut und deutlich sprechen muss, gehört nicht zur prophetischen Tradition des Christentums, wie sie für unsere Fakultät prägend sein sollte.» Er finde die Position des Patriarchats theologisch und politisch skandalös und Hilarions Schweigen enttäuschend. Die Universität jedoch solle ein Platz der Verständigung und des Dialogs zwischen den Kirchen sein.

Rektorin setzt Schlusspunkt

Rektorin Astrid Epiney hat nun ein Machtwort gesprochen und sich die streitenden Gelehrten zur Brust genommen. Das Ziel: dieses leidige Dossier schliessen. «Verschiedene Äusserungen mit zum Teil nicht ganz klarer Wortwahl führten zu einer Reihe von Missverständnissen.» Es stehe der Universität frei, wem sie Lehraufträge erteile. Es sei nach jetzigem Kenntnisstand wohl unwahrscheinlich, dass Hilarion wieder einen Lehrauftrag erhalten werde. «Für uns ist diese Geschichte nun beendet.»

Orthodoxie

Eine Kirche vieler Kirchen

Orthodoxe Kirchen – es gibt je nach Zählart mindestens 16 – stammen historisch von der Ostkirche ab, die im spätantiken griechisch-römischen Reich in Konstantinopel ihren Anfang nahm. Der Kirche steht ein Patriarch vor, das Pendant zum Papst. Die «rechtgläubige» Kirche stand über Jahrhunderte hinweg in Konflikt mit der Westkirche, aus der die katholische und protestantische Kirche entsprangen.

Spätestens mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken verlor das Patriarchat, das Zentrum der Orthodoxie, an Bedeutung. Es entstanden viele unabhängige, «autokephale» orthodoxe Kirchen, die mächtigste war die russisch-orthodoxe, die dann verbunden mit der Kaiserwürde auch das Patriarchat beanspruchte. Seit dem Ende der Sowjetunion ist die Kirche mit dem Staat in Russland wieder eng verbunden und steht im Konflikt mit vielen anderen orthodoxen Kirchen; wie denjenigen in der Ukraine. Seit Ausbruch des Kriegs hat dieser Konflikt eine neue Dimension erhalten. fca

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