Autor: Pascal Jäggi
FreiburgSchönes Wetter und ein freier Tag: Schon strömten die Massen am Samstag in die Freiburger Innenstadt. Nach dem Einkaufsbummel oder auch – ausnahmsweise – der Demonstrationsteilnahme kehrten viele in den überaus zahlreichen Beizen ein. Wobei vor allem der männliche Teil der Bevölkerung stark dem Bier zusprach.
In der momentanen Lage wurden in einer Mischung aus Stolz und Trotz die Cardinal-Gläser gehoben. So etwa auf der Terrasse des Ancienne Gare. Im Gespräch zeigt sich eine Gruppe Männer Mitte 20 ehrlich betroffen. «Ich bin mit diesem Bier aufgewachsen», meint einer, hinter Mütze und Sonnenbrille versteckt, «es wäre einfach nicht mehr das Gleiche, wenn Cardinal in Rheinfelden gebraut würde.» Sein Kollege, noch immer in Demonstrations-Montur gekleidet, doppelt nach: «Das ist unser Bier, Cardinal muss in Freiburg bleiben.» Und schon kommt die nächste Runde, ein Prost auf Cardinal ist angesagt.
Glauben die beiden wirklich, dass der Erhalt in Freiburg möglich ist? «Zumindest müssen wir kämpfen. Die Politiker haben doch schon lange aufgegeben», sagt der Sonnenbrillenträger vorwurfsvoll.
Carlsberg und 1664
Auch im Populaire wird fleissig Cardinal gezapft. Doch zwei junge Frauen bestellen lieber Carlsberg in der Flasche. Keine Bedenken wegen Cardinal? «Ach, mir schmeckt das einfach nicht», winkt eine der Studentinnen ab. Für die betroffenen Angestellten tue es ihr natürlich sehr leid, fügt sie an. Die beiden konnten übrigens in Ruhe zu Ende trinken, ohne von einem Cardinal-Mob verfolgt zu werden.
In angesagten Beizen wie Le Quai, Belvédère, TM oder Elvis et moi folgt die Überraschung: 1664 von Kronenbourg und Heineken sind erste Wahl. Weniger getrunken wird deshalb nicht. «Ich mag Rock ‘n’ Roll, deshalb bin ich regelmässig im Elvis et moi», erklärt ein Mittvierziger in Lederjacke. Welches Bier er trinke, sei nicht entscheidend. Letztlich zählt eben das Ambiente des Lieblingslokals mehr als die ausgeschenkte Biermarke.