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«Unterkünfte suchen ist unser Alltag»

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Der Bürgerkrieg in Syrien und das totalitäre Regime in Eritrea: Beides führt dazu, dass Menschen in Scharen aus ihrer Heimat flüchten müssen. Aus diesen Ländern stammten letztes Jahr am meisten Flüchtlinge, die in der Schweiz Zuflucht gesucht haben. Freiburg empfing 231 Eritreer und 123 Syrer, von insgesamt 610 neuen Asylsuchenden. Ihnen will der Kanton eine menschenwürdige Unterkunft bieten, wobei er auf die Solidarität der Bevölkerung angewiesen ist. Im Interview spricht Staatsrätin Anne-Claude Demierre über die Schwierigkeit, neue und dauerhafte Asylunterkünfte zu finden.

 

 Anne-Claude Demierre, 30 Prozent mehr Flüchtlinge sollen dieses Jahr in die Schweiz kommen. Wo will der Kanton Freiburg diese unterbringen?

Wir sind auf der Suche nach Unterkünften, das ist unser Alltag. Im Moment sind unsere Asylzentren ausgelastet, denn bereits im letzten Jahr stieg die Zahl neuer Asylsuchenden im Vergleich zum Vorjahr an. Dafür haben wir zusätzliche Wohnungen gemietet. Unser Ziel ist, ein Gebäude zu finden, in dem wir rund hundert Asylsuchende unterbringen können. Das ist nicht einfach.

 

 Weshalb nicht?

Es braucht Zeit, die entsprechenden Gebäude zu analysieren. Sie dürfen nicht zu teuer sein und die Nutzung als Asylzentrum muss möglich sein. Eine wichtige Rolle spielt auch, ob wir willkommen sind. Es kam schon mehrmals vor, dass wir ein Gebäude besichtigten und kurz darauf war es verkauft oder vermietet. Das war beispielsweise beim Hotel Kaiseregg in Plaffeien der Fall, das nun abgebrannt ist.

 

 Warum sind Asylzentren nicht willkommen?

Die Gemeinden sind sich des Problems bewusst. Ihre erste Frage ist jedoch meist: Weshalb bei uns? Sie können aber nicht entscheiden, denn der Staatsrat bestimmt, wo ein Asylzentrum hinkommt. Die Leute haben oft Angst vor dem Unbekannten. Sie sorgen sich um ihre Sicherheit und sie fürchten, dass umliegende Gebäude an Wert verlieren könnten, oder dass ein Zentrum die Gemeinde viel kostet. Eine Sorge ist auch, dass die Kinder der Asylsuchenden die Schule besuchen und die Klassen grösser werden.

 

 Was halten Sie diesen Befürchtungen entgegen?

Wie sich in Düdingen und Wünnewil gezeigt hat, funktioniert das Zusammenleben meist sehr gut. Für die Sicherheit erhöhen wir die Präsenz der Polizei. Und ein Asylzentrum kostet die Gemeinde nichts. Bei den beiden Sensler Gemeinden war das Gegenteil der Fall: Der Kanton hat für die Nutzung der Zivilschutzanlage Miete bezahlt. Wir versuchen auch, das lokale Gewerbe zu berücksichtigen, zum Beispiel Bäcker, Metzger und Restaurants. In dieser ersten Phase gehen die Kinder ausserdem nicht zur Schule. Wir begleiten die Gemeinden, stehen immer für Fragen zur Verfügung und organisieren Informationsveranstaltungen. Bisher hat auch das Versprechen geholfen, dass es sich um provisorische Unterkünfte handelt.

 

 Keine ideale Lösung?

Nein. Denn es ist für den Kanton zeit- und kostenaufwendig, neue Unterkünfte zu suchen und diese einzurichten. Auch sind unterirdische Zivilschutzanlagen nicht ideal, insbesondere für Familien. Wir möchten den Flüchtlingen mehr bieten.

 

 Weshalb waren es denn in der Vergangenheit trotzdem meist unterirdische Anlagen?

Es war eine einfache Lösung: Die Unterkünfte in Wünnewil und Düdingen standen zur Verfügung, und es hat wenig gebraucht, um sie einzurichten. In den beiden Sensler Gemeinden war auch ideal, dass die Zivilschutzanlagen nicht direkt im Dorfzentrum liegen. Eine Anlage etwa bei einer Schule wäre problematischer.

 

 Der Staatsrat hat immer wieder betont, dass eine ausgeglichene Verteilung auf die Bezirke gewährleistet sein soll. Wie sieht es damit aus?

Das ist nicht ganz einfach. Im Saanebezirk haben wir mit 55 Prozent der Asylsuchenden deutlich am meisten. Vor Wünnewil haben wir unsere Suche auf den Sense-, den Vivisbach- und den Seebezirk konzentriert. Für die dauerhafte Unterkunft können wir auf die ausgeglichene Verteilung keine Rücksicht nehmen. Wenn wir etwas Geeignetes finden, nehmen wir es.

 

 Wie weit sind Sie konkret bei der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft?

Wir prüfen einige Gebäude, eines davon liegt in Grolley. Aber definitiv haben wir noch nichts. Erschwerend kommt hinzu, dass wir zusätzlich für den Bund ein Zentrum suchen: Mit den geplanten beschleunigten Verfahren will er in der Westschweiz ein Zentrum einrichten. Das soll noch grösser sein und auch Raum für all die administrativen Arbeiten bieten, die es für die Verfahren braucht.

 

 Kann der Kanton mitbestimmen, welche Asylbewerber nach Freiburg kommen?

Nein, überhaupt nicht. Oft erhalten wir an einem Tag die Information, dass Leute kommen und am nächsten Tag sind sie da. Wir sind aber froh, wenn es einen Mix gibt. Familien oder auch ältere Leute bringen eine neue Dynamik in ein Asylzentrum und erleichtern das Zusammenleben.

 

 Wie werben Sie nun bei Gemeinden und Hausbesitzern für ein Asylzentrum?

Ein Asylzentrum kann eine wunderbare Erfahrung sein. Läuft ein Zentrum erst einmal, gibt es weniger Ängste, und die Menschen zeigen sich sehr solidarisch, wie es beispielsweise in Wünnewil und Düdingen der Fall war. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich bei den Asylsuchenden um Menschen handelt, die sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht haben. Sie haben Krieg oder andere Konflikte erlebt. Es ist unsere Aufgabe, ihnen einen Ort zu bieten, an dem sie sich erholen und wieder aufbauen können.

Anne-Claude Demierre. Bild ca/a

Zahlen und Fakten

Ein Anstieg der Asylsuchenden

Freiburg werden3,3 Prozentder in der Schweiz eintreffenden Asylbewerber zugeteilt. 2014 waren dies610Menschen, 2013 waren es noch464gewesen. Insgesamt hat der Kanton Ende 20141465Asylbewerber beherbergt. In der ersten Phase kommen die Asylbewerber in Durchgangszentren unter. Diese befinden sich in Estavayer-le-Lac (97 Plätze), Broc (60 Plätze), Freiburg (194 Plätze) und Düdingen (50 Plätze). Bei der Asylunterkunft Poya in Freiburg brannten 2013 zwei Pavillons ab; sie sollen dieses Jahr wieder aufgebaut werden. Die Verteilung auf dieBezirkesieht folgendermassen auf: Der Saanebezirk beherbergt etwa 55 Prozent, Greyerz-, Glane- und Broyebezirk 9, 11 und 15 Prozent, See- und Sensebezirk 3 respektive 6 Prozent und der Vivisbachbezirk weniger als ein Prozent. Nach rund fünf Monaten ziehen die Asylbewerber in Wohnungen um, die gleichmässig auf die Bezirke verteilt sind. Die Gemeinden bezahlen nichts für die Beherbergung der Asylbewerber, die Kosten für den Kanton belaufen sich aufdrei Millionen Frankenjährlich (nach Abzug der Bundesbeiträge). Für die Betreuung der Asylsuchenden hat der Kanton dieORS AGbeauftragt. Die Firma erhält vom Kanton ein strenges Pflichtenheft, das unter anderem für jedes Zentrum eine Krankenschwester und für gewisse Zentren einen Nachtwächter vorschreibt. Von Ende 2012 bis Juni 2014 befand sich in der Militärunterkunft Châtillon ein Asylzentrum des Bundes, das 70 Asylsuchende beherbergte. Ursprünglich war nur eine Dauer von sechs Monaten vorgesehen gewesen, der Bund hatte jedoch eine Verlängerung beantragt.mir

Schnelleres Verfahren: Entscheid in fünf Monaten

N och warten Asylsuchende oft sehr lange auf den Entscheid, ob sie als Flüchtlinge anerkannt werden oder nicht. Mit dem beschleunigten Asylverfahren will der Bund die Dauer des Verfahrens auf 140 Tage, also knapp fünf Monate, beschränken. Das beschleunigte Verfahren läuft seit Anfang 2014 als Test im Kanton Zürich. Es läuft in drei Phasen ab: In der Vorbereitungsphase werden die Asylbewerber mittels Fingerabdrücken und Dokumentenprüfungen identifiziert. Sie werden medizinisch untersucht und erhalten eine erste Rechtsberatung. Die Phase dauert maximal 21 Tage. Das Ziel ist, unbegründete Gesuche in dieser Zeit rasch zu entscheiden. In der anschliessenden Phase wird das Gesuch vertieft geprüft, und nach rund zehn Tagen wird darüber entschieden. In der Vollzugsphase werden die abgewiesenen Asylbewerber auf ihre Rückkehr vorbereitet. Die Angenommenen erhalten Asyl, bei anderen Fällen werden die Dossiers zusätzlich geprüft. Das Bundesamt für Migration bezeichnet das neue Verfahren als «schnell und fair». Für das beschleunigte Verfahren teilt der Bund die Schweiz in sechs Regionen ein: West- und Nordwestschweiz, Bern, Zürich, Ost- sowie Zentral- und Südostschweiz. In jeder Region soll es ein Verfahrenszentrum und maximal drei Ausreisezentren geben. Die Zentren werden vom Bund betreut. Im Moment sind 1400 Asylsuchende in Bundeszentren, mit dem neuen Verfahren sollen 5000 vom Bund betreut werden. Gemäss Freiburger Gesundheitsdirektion muss jede Region Vorschläge für Zentren unterbreiten. Eingabefrist war Anfang 2015, doch die Regionen haben Verspätung. mir

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