Untertitel: Lehárs «Lustige Witwe» im Düdinger Podium
Autor: Von JUTTA LAMPART
Mit einer grossen Schar Mitwirkender, Orchester, Chor, Ballett und Solisten, waren die Gäste aus Bulgarien angereist. Die qualitätsbewusste Konzertagentur Landgraf hatte das aufwendige Unternehmen organisiert. Man staunte aber, wie viele altmodische Klischees die Produktion aufwies. Bühnenbild? Billig wirkende Paravents, denen die Eleganz einer noblen Pariser Gesellschaft um 1900 abging. Kostüme? Der Frack schmückte die Herren, die Abendkleider schmeichelten den Damen kaum. Echter wurde es, wenn man sich zu den Trachten des Balkan bekannte. Regie? Sie setzte besonders im ersten Akt auf ärgerlichen Klamauk und liess die Figuren in ihren Gefühlen nicht zu Menschen aus Fleisch und Blut werden.
Dabei erzählt diese unsterbliche Operette eine zeitlose Geschichte. Kann eine steinreiche Frau sicher sein, um ihrer selbst willen geliebt zu werden? Wird sie nur ihres Geldes wegen begehrt? Hanna Glawari ist in ein Ränkespiel von Staatsinteresse, Liebesbegehren und Hemmungen eingebunden. Wenn es ihr endlich gelingt, ihren geliebten Danilo zu öffnen, ist das Happy End für das Paar und das bankrotte pontevedrinische Operettenland sicher.
Lehár hat es verstanden, Wiener W
Njegus überzeugte
Auf der Plusseite der Aufführung stand – neben Nikolaj Petrow als Baron Zeta – Ivan Panev in der Sprech- rolle des Njegus. Seine Auftritte zeigten natürliche Komik und souveränes Spiel mit der deutschen Sprache. Dass alle Mitwirkenden mit breitem slawischem Akzent sprachen, verdichtete das Kolorit. Dass sie den Text aber zum grossen Teil unverständlich sangen, war ärgerlich. Freuen konnte man sich an der charmanten Erfahrung der sieben Herren: «Ja, das Studium der Weiber ist schwer», innerlich mitschweben beim Walzerbekenntnis «Lippen schweigen, ‘s flüstern Geigen: hab mich lieb.»