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Unverpackt in Kerzers und bald auch in Murten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Yvette Brunschweiler und Patrick Jnglin in ihrem Laden in Kerzers.
Aldo Ellena

Da Yvette Brunschweiler und Patrick Jnglin gern unverpackt einkaufen wollten und es in der Nähe kein passendes Angebot gab, haben sie selber einen Unverpacktladen in Kerzers eröffnet und sind damit geradewegs in die Pandemie geschlittert.

In den grossen Städten gibt es sie nun schon seit Jahren. Diese Läden, in die man seine Säckchen, Gläser und Dosen von Zuhause mitbringt, die Waren darin abfüllt und von Personal bedient wird, das über die Produkte und ihre Herkunft genauestens Bescheid weiss. Nachhaltigkeit ist für Yvette Brunschweiler und Patrick Jnglin aus Fräschels nicht einfach ein vages Konzept, sondern eine Selbstverständlichkeit, die sie in ihrem Alltag möglichst unkompliziert leben möchten.

«Um aber unverpackt einkaufen zu können, mussten wir nach Biel oder Bern fahren», erinnert sich Patrick. Und so reifte die Idee zu einem eigenen verpackungsfreien Laden langsam heran.

An bester Lage

Im September 2019 sah er das «Zu vermieten»-Schild an der Bahnhofstrasse 1. Der Vermieter war vom Konzept des Unverpacktladens überzeugt, mit unterschriebenem Mietvertrag machten sich Jnglins daran, die Eröffnung vorzubereiten. «Wir haben in den Monaten bis zur Eröffnung nicht viel geschlafen», erinnert sich Yvette. Das Paar hat einen kaufmännischen Hintergrund, und da Yvettes Vater in der Gastrobranche tätig gewesen war, war sie mit der korrekten Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln bereits vertraut. Trotzdem war eine Ladeneröffnung für die beiden absolutes Neuland.


Am 17. Januar 2020 öffnete die Grüen GmbH zum ersten Mal ihre Ladentür. «Am Anfang waren wir schon ein bisschen überfordert», gesteht Yvette. Das Sortiment sei zu Beginn noch klein gewesen, und hinter der Theke habe eine Tafel gehangen, auf die die Kundenwünsche aufgeschrieben worden seien. «Die Kunden haben gut mitgemacht, sich noch dies und das gewünscht und sind heute stolz, wenn ihr Wunsch es ins Sortiment geschafft hat und das Produkt rege gekauft wird», erklärt Patrick.


Die zwei frischgebackenen Ladeninhaber mussten in diesem Jahr auch lernen, Prioritäten zu setzen und Nein zu sagen. «Manchmal war der Laden voll, und dann kam noch ein Vertreter, der uns sein neues Sortiment vorstellen wollte», erinnert sich Yvette. «Heute bitte ich die Person, doch ein anderes Mal vorbeizukommen. Doch am Anfang wollte ich niemanden vor den Kopf stossen.»

Im Dorfladen Grüen gibt es nachhaltige Artikel zu kaufen.
Aldo Ellena

«Wir wollen etwas bewegen»

Bei Grüen ist nach Möglichkeit alles lokal, biologisch und fair produziert und wird im Offenverkauf oder in Mehrwegverpackungen angeboten. Trotzdem wollen die zwei Geschäftsführer nicht zu extrem daherkommen und wägen ab, welche Variante am meisten Vorteile hat. «Plastik wird oft verteufelt», erklärt Yvette. «Es ist aber kaum aus unserem Leben wegzudenken. Wir brauchen es für den Transport oder damit Dinge länger sauber und haltbar bleiben.» Daher gibt es im Sortiment von Grüen auch Waren, die in Plastik verpackt sind.

«Plötzlich wurde mir der Rahm einfach nicht mehr im Glas geliefert, und ich musste entscheiden, ob und nach welchen Kriterien wir noch weiter Rahm anbieten», erzählt die Familienmutter. Als sie das erste Mal ein eingeschweisstes Stück Tofu ins Regal gestellt habe, habe sie trotzdem ein mulmiges Gefühl gehabt. «Es gab von den Kunden aber überhaupt keine Reaktionen.»

Auch dass nicht alle Produkte das Biolabel tragen, wird von der Kundschaft mitgetragen. So sind die regional produzierten Tomatensaucen, die aus unverkäuflichen Ernteüberschüssen hergestellt wurden, ein wahrer Renner bei den Grüen-Kunden.

Mit ihrem Laden wollten die Eltern eines schulpflichtigen Sohns einerseits ein persönliches Bedürfnis befriedigen. Andrerseits wollten sie aber auch im Kleinen etwas bewirken. «Wir sind keine Weltverbesserer, wollen aber einfach unseren Beitrag leisten», meint Yvette. So spendet die Grüen GmbH ein Prozent des Erlöses an Ocean Care, eine Schweizer Organisation, die sich weltweit für den Schutz der Ozeane und deren Bewohner einsetzt.

Der Dorfladen Grüen eröffnete im Januar 2020 kurz vor dem Lockdown.
Aldo Ellena

Und dann kam Corona

Corona hat die beiden Jungunternehmer nur zwei Monate nach der Eröffnung auf dem falschen Fuss erwischt. «Plötzlich kam niemand mehr zu uns zum Einkaufen», erinnert sich Patrick und schmunzelt. «Ich habe mich schon fast gefragt, ob jemand vor dem Laden die Kundschaft umleitet.» Während die Grossverteiler in der Nähe den Kundenansturm zu bewältigen versuchten, dauerte es ein paar Wochen, bis auch bei Grüen wieder etwas lief.

«Wir haben natürlich einen Lieferservice angeboten, der wurde aber nur sehr wenig genutzt», erzählt Patrick. Seit Corona werden die Kunden konsequent vom Personal bedient. «Ich kann ja nicht jedes Mal kontrollieren, ob sich jemand die Hände desinfiziert hat, bevor er beginnt, das Mehl aus dem grossen Behälter zu schaufeln», erklärt die Ladeninhaberin.

Beide freuen sich aber über ihre sehr verständnisvolle und geduldige Kundschaft. «Die Leute warten draussen, ohne dazu aufgefordert zu werden, wenn sie sehen, dass der Laden schon recht voll ist.» Sie beobachten auch, wie sehr die Kunden die persönliche Betreuung schätzen. «Wir nehmen uns Zeit, sprechen viele mit Namen an, und meistens ist es recht lustig bei uns.»

Plötzlich sein eigener Chef

Die Selbstständigkeit war nie ein Ziel der beiden Ladeninhaber. «Manchmal vermisse ich es, jemanden fragen zu können», lacht Yvette. Sie müsse sich noch an einige Aspekte des Unternehmertums gewöhnen. «Zum Beispiel an die hohen Zahlen, wenn es um Versicherungssummen oder Einkaufspreise geht.» Da sie keine Erfahrungswerte hätten, sei alles noch sehr neu, und das Jahr 2020 sei ja sowieso speziell gewesen. Im Grossen und Ganzen entwickelt sich Grüen aber nach den Vorstellungen des Paares. «Es macht auch stolz, Ladeninhaber zu sein», meint Patrick. «Auf längere Sicht dürfen und müssen wir natürlich noch ein wenig wachsen.»

Das erste Unternehmerjahr hat Yvette und Patrick ziemlich gefordert. «Manchmal haben wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen», erzählt die ehemalige Waldspielgruppen-Leiterin. So habe sie erst kurz vor Ostern gemerkt, dass sie sich gar nichts für das Osterfest überlegt habe, und im letzten Moment noch ein paar Eier gefärbt.

«Im Sommer ist die Luft bei uns beiden draussen gewesen, und wir haben den Laden für zwei Wochen geschlossen.» Dieses Jahr werden sie das nicht mehr machen. Mittlerweile dürfen sie auf zwei Angestellte zählen, die sich zusammen ein 50-Prozent-Pensum teilen. Studentinnen helfen sporadisch beim Einräumen und Putzen. «Wir haben Stammkunden, die mehrmals in der Woche bei uns einkaufen», erklärt Patrick. «Da können wir nicht einfach den Laden schliessen.»

Yvette Brunschweiler (rechts) berät in ihrem Laden Grüen eine Kundin.
Aldo Ellena

Tausend Ideen

In den Köpfen der sympathischen Ladeninhaber stecken noch viele Ideen, die darauf warten, konkretisiert zu werden. So wollen sie Workshops anbieten, einen Informationsanlass mit Ocean Care veranstalten und endlich ihr kleines Bistro wiedereröffnen. Am Mittag bietet Yvette einen Mittagspot an. Wer will, kann mit seinem Behälter vorbeikommen und eine vollwertige vegetarische oder manchmal auch vegane Mahlzeit über den Tisch kaufen.

Jeden Freitag werden Gemüsekisten mit Gemüse aus der Region zusammengestellt. «Die Kunden sagen uns, wie viele Personen sie sind und was sie wollen.» Und am frühen Morgen werden bei Grüen dann von fleissigen Händen individuelle regionale und saisonale Kisten zusammengestellt.

Traditioneller Setzlingstauschmarkt

Zu seinem Namen ist der Unverpacktladen dank der Farbe Grün gekommen. «Grün steht für uns für Wachstum, Leben und Hoffnung», erklärt Yvette. Zu dieser Philosophie passt der Setzlingstauschmarkt, den das Paar letzten Frühling ins Leben gerufen hat, hervorragend. «Jeder bringt ein paar Setzlinge mit und nimmt auch wieder welche nach Hause. Dabei wird getauscht und nicht gezahlt», so Patrick. Dieses Jahr wird der Setzlingstauschmarkt am 8. Mai stattfinden. «Es wird schon das zweite Mal sein», sinniert Patrick, «eine richtige Tradition.» cb

Auch in Murten gibt es bald einen Unverpacktladen

Ab diesem Sommer soll man auch in Murten unverpackt einkaufen können. Die beiden gelernten Krankenschwestern Cynthia Plancherel und Ashleen Lugon-Moulin hängen diesen Frühling ihre weissen Kittel an den Nagel und eröffnen an der Schützenmatte 36 den Laden Okilo.

«Wir werden ein breites Warenangebot unverpackt anbieten», erklärt Cynthia Plancherel. In einem Teil des Ladens wollen sie aber auch Secondhand-Kleidung für Frauen und Männer verkaufen, und es wird eine Spielecke für die Kinder geben. Weiter haben die Jungunternehmerinnen vor, der Kundschaft ein Click-&-Collect-Modell oder die Warenlieferung per Fahrrad anzubieten.

Die zwei Frauen haben Mitte März ein Crowdfunding gestartet und werden am Freitag, 4. Juni, ihren Laden eröffnen. Mehr Informationen gibt es unter: www.okilo.ch. cb

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