Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Üpsilon

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Ypsilon ist der Rätoromane unter den Buchstaben. Beide kommen sehr, sehr selten vor. Manchmal begegnet man tagelang keinem. Im Gegensatz zum Rätoromanen geniesst das Y aber keinen Sympathiebonus und hat auch keine Lobby. Es fristet ein trostloses Leben; eingeklemmt zwischen dem X – das zwar in deutschen Texten noch seltener vorkommt als das Y, sich diesem aber trotzdem überlegen fühlt und es als «Krüppel-X» mobbt, weil es selber zwei X-Beine hat, das Y aber nur einbeinig umherstelzt, wenn auch kerzengerade – und dem Z, das immer das letzte Wort haben muss.

An zweitletzter Stelle im Alphabet steht das Y auf verlorenem Posten. Von den über 1200 Seiten des Dudens gehört gerade mal eine Seite Wörtern, die mit Y beginnen. Es sind zweifellos schöne Wörter dabei: Yogalehrer Yusuf lädt Yvonne aus Yverdon mit Yorkshireterrier Yggdrasil auf seine Yacht Yankee. Es gibt Yak mit Yamswurzeln und Ysop und ein Yo-Yo-Filmchen auf Youtube. Yippie! Aber dann ist auch schon fast Schluss.

Das wirklich Tragische am Ypsilon aber ist, dass es eigentlich gänzlich überflüssig ist. Eine Erfindung der Griechen, auf die wir getrost verzichten könnten, genauso wie auf den Retsina. Denn das Ypsilon liesse sich problemlos durch ein I, ein J oder ein Ü ersetzen. Der Jeti würde dann Parti auf Sült machen. Und Ypsilon schriebe sich Üpsilon. Wobei, wenn man es nicht mehr bräuchte, müsste man ja auch kein Wort mehr dafür haben.

 

Gebraucht, ja vielleicht sogar geliebt wird das y eigentlich nur von den Mathematikern, und zwar gleichermassen wie das x – und das ist eine tröstliche Konstante im Leben dieser oft gering geschätzten Variablen.

 

Und da sind ja auch noch die Sensler. Auch sie kommen selten vor, eingeklemmt zwischen Bernern und Welschen – und vielleicht pflegen sie deshalb ein geradezu obsessives Verhältnis zum Ygregg. Als müsste zwischen Schwarzsee und Sensegraben das Unrecht, das die deutsche Sprache dem Ypsilon antut, wiedergutgemacht werden, werfen die Senslerseienden (oder wie lautet die genderneutrale Formulierung schon wieder?) mit dem Ypsilon nur so um sich; ihre Sprache ist mit Üpsilönern getränkt, als hätte sie zu viel Retsina gesoffen. Wùy u ay – überall ist das Y drin, gerne auch gleich zweimal hintereinander. Ja, die Sensler haben auch keine Mühe, gleich vier Y in ein Wort zu packen, das ist für sie gar nicht «dyfyssyyl»*.

Ich vermute mal, das ist genetisch bedingt. Wegen diesem, wie heisst es gleich noch mal? Ah ja, ich habs: Y-Chromosom.

* Kennen Sie ein senslerdeutsches Wort mit mehr als vier Y? Schreiben Sie mir: s.moser@freiburger-nachrichten.ch Wer zuerst die meisten Y liefert, bekommt – eine Flasche Retsina.

Meistgelesen

Mehr zum Thema