Urs Lacotte, was bedeutet das Nein zu den Olympischen Spielen für den Schweizer Sport?
Aus sportlicher Sicht ist das Nein ein Super-Gau. Die Olympischen Spiele hätten dem Schweizer Sport zusätzliche finanzielle Mittel verschafft, die man in die Sportentwicklung und Jugendförderung hätte investieren können. Olympische Spiele hätten den Schweizer Sport auf Champions-League-Niveau katapultiert. Es ist aber auch für Graubünden und das ganze Land eine verpasste Chance, den Tourismus zu fördern und neue innovative Projekte zu entwickeln. Und nicht zuletzt entgeht der Schweiz die Gelegenheit, sich der Welt als offenes, freundliches und fortschrittliches Land zu präsentieren. Es ist schade: Ich habe wirklich an unseren Ansatz von «weissen» und kleinen Spielen geglaubt.
Wo sehen Sie den Hauptgrund, weshalb die Bündner ein Nein zu Olympia 2022 in die Urne gelegt hat?
Ich denke, dass mehrere Faktoren ausschlaggebend waren. Einerseits hatten die Leute wohl Angst vor dem Gigantismus, der Komplexität der Olympischen Winterspiele. Anderseits dürften die Kosten einen entscheidenden Faktor gespielt haben. Die Gegner haben diesbezüglich polemisiert und so bei der Bevölkerung Angst geschürt. Wir als Promotoren müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir uns zu lange auf das technische Konzept der Spiele fixiert haben. Wir haben es zu wenig geschafft, den kulturellen und wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund zu stellen und aufzuzeigen, dass Spiele nicht nur für St. Moritz und Davos, sondern für den ganzen Kanton eine einmalige Chance gewesen wären.
Welche Auswirkungen wird das Nein für die Planung zukünftiger Olympischer Spiele in der Schweiz haben?
In den letzten 50 Jahren wurden zahlreiche Versuche unternommen, um Olympische Winterspiele in unser Wintersportland zu holen. Es ist aber nie gelungen, die Bevölkerung vom Sinn und der Notwendigkeit solcher Spiele zu überzeugen. Bevor eine erneute Kandidatur ernsthaft in Erwägung gezogen werden kann, bedarf es nun einer detaillierten Analyse, um die Gründe dafür zu eruieren. ms/Bild ae