Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Verborgene russische Filmkunst

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Verborgene russische Filmkunst

Autor: Urs Haenni

Der Kosaken-Führer Stepan Razin nimmt bei einem Überfall auf die Perser eine persische Fürstin gefangen und verliebt sich in sie. Doch seine Anhänger haben Angst, die Verliebtheit raube ihm den Verstand. Sie machen Razin glauben, die Perserin betrüge ihn. Rasend vor Eifersucht packt er sie, und wirft sie in die Wolga.

Bloss acht Minuten dauert diese Handlung, und vieles davon geht aus Zwischentiteln hervor. Dennoch machte der gestern in Freiburg gezeigte Film «Stenka Razin» in Russland Furore. Fast auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde der Film in St. Petersburg auf Leinwand projiziert; Publikum und Presse waren begeistert. Es war der erste russische Film mit einem Drehbuch, einer eigenen Filmmusik, es wirkten professionelle Schauspieler mit, und als die Fürstin ins Wasser geworfen wurde, geschah dies mit einer Puppe. Der erste Special-Effect des russischen Kinos.

Breites Filmprogramm aus verschiedenen Sparten

Diese erste Filmvorführung ist der Grund, warum Vladimir Putin während seiner Zeit als Präsident Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum des russischen Kinos anordnete. Für verschiedenste Anlässe in den Jahren 2008 bis 2010 wurden aus dem staatlichen Budget rund 4 Milliarden Rubel – 175 Millionen Franken – gesprochen.

Offizieller Teil dieses Jubiläums sind die russischen Filmtage im Cap Ciné in Freiburg von gestern bis morgen Sonntag. Im Kontakt mit Mitgliedern einer russischen Vereinigung in Freiburg hat die Botschaft in Bern ein breites Programm aus den Sparten moderne Filme, Animationsfilme/Trickfilme, Retrospektive und Märchenfilme zusammengestellt.

Keine Schwarzmalerei, aber auch keine rosa Brille

Von einer Abteilung des Kulturministeriums seien ihnen viele Filme angeboten worden, sagt Botschaftsrat Alexander Gladkow, doch sie hätten einige davon abgelehnt. «Viele Filme üben sich in Schwarzmalerei. Aber die Wirklichkeit ist nicht so; es gibt in Russland nicht nur Probleme. Es soll auch kein rosiges Bild gemalt werden. Wir wollen die adäquate Wahrheit zeigen.»

Dass das russische und frühere sowjetische Kino im Westen wenig bekannt ist, habe wohl ideologische Gründe aus der Zeit des Eisernen Vorhanges, aber es mangle im Westen auch an Interesse am russischen Film. Diese Lücke sollen die Filmtage in Freiburg nun etwas schliessen.

Das russische Kino hat viele Seiten

Gemäss Alexander Gladkow hat das russische Kino mehrere Genres, in denen es besonders stark ist:

? Verfilmung klassischer Werke: Praktisch alle bedeutenden Werke der russischen Literatur sind verfilmt, zum Teil aus DDR-Zeiten auch synchronisiert. Selbst Meisterwerke der europäischen Klassik wurden in Russland verfilmt. Ein russischer «Hamlet» und «King Lear» sind preisgekrönt, und eine russische Version wurde zur international besten Sherlock-Holmes-Verfilmung erkoren.

? Filme über den Zweiten Weltkrieg: Russland habe die Hauptlast im Zweiten Weltkrieg getragen, so Alexander Gladkow. In fast jeder Familie habe es Kriegstragödien gegeben. Durch diese Betroffenheit und die frische Erinnerung entstanden gerade in den Fünfziger- und Sechzigerjahren herausragende russische Kriegsfilme.

? Komödien: Ja, tatsächlich, schon in der Sowjetunion entstanden slapstickartige Komödien von Regisseuren, die auf dieses Genre spezialisiert waren. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten.

? Animationsfilme/Trickfilme: Ein hierzulande nahezu unbekannter Schatz des russischen Kinos, so Gladkow. Bei einer internationalen Umfrage unter 140 Regisseuren seien zwei russische Trickfilme auf die ersten beiden Plätze gewählt worden. Das Trickfilmstudio Sojus Multfilm bekam kürzlich den Auftrag, alle Shakespeare-Stücke als Zehn-Minuten-Trickfilme für britische Schüler zu gestalten.

? Soziale Dramen: Eine Reihe von Filmen in Russland haben sich kritisch mit den Problemen des Landes beschäftigt. So etwa der Film «Am See», welcher bereits 1969 die Verschmutzung des Baikalsees thematisiert hat.

Meistgelesen

Mehr zum Thema