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Verfechter einer Politik der kleinen Schritte

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Jacques Bourgeois wirkt abgekämpft, obwohl die Sommerferien nicht lange zurückliegen. Diese hat er zusammen mit seiner Frau zu Hause verbracht, und drei Tage waren sie mit dem Velo im Schwarzwald. «Zusammen nehmen wir es ein wenig gemütlicher», bemerkt Bourgeois. Nicht so, wenn er allein unterwegs ist. Dann strampelt der 61-Jährige jährlich rund 6000 Kilometer auf seinem Rennrad ab. Als Ausgleich zu seiner stets vollen Agenda. «Ich verlange viel von meiner Umgebung, aber auch viel von mir», kommentiert er die bemerkenswerte Leistung. In den Ferien hat Bourgeois auch Zeit mit seinem dreijährigen Enkel verbracht. Die Ausflüge führten in die nähere Umgebung, zum Beispiel nach Schwarzsee. «Wir haben so viel Schönes hier. Man muss gar nicht weit reisen.» Der Lebensmittelpunkt des Vaters zweier erwachsener Kinder ist Avry, wo er ein Eigenheim mit Pelletheizung und Solarpanels besitzt (siehe auch Klimacheck).

Der Bauernlobbyist

Diese umweltbewusste Lebensführung schlägt sich im politischen Wirken Bourgeois nur begrenzt nieder. Als Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes ist der studierte Agroingenieur nämlich nicht nur sich selbst verpflichtet, sondern einem gewichtigen Wirtschaftsfaktor: der Landwirtschaft «mit all ihren vor- und nachgelagerten Gliedern der Wertschöpfungskette Ernährung», wie es auf der Internetseite des Bauernverbandes heisst. Und so half Bourgeois im vergangenen Jahr, dem CO2-Gesetz die Zähne zu ziehen. Und in der letzten Session vor der Sommerpause lehnte er Gegenvorschläge zu den Pestizid- und Trinkwasserinitiativen ab.

«Zu radikal», sagt Bourgeois zur Forderung, dass nur jene Betriebe Direktzahlungen erhalten sollen, die auf den Einsatz von Pestiziden verzichten und ihre Tiere mit betriebseigenem Futter ernähren. Dass die im biologischen Landbau eingesetzten Pflanzenschutzmittel nicht von der Initiative betroffen seien, wie die Initianten beteuern, lässt Bourgeois nicht gelten: «Die explizite Einschränkung auf synthetische Pestizide fehlt im Initiativtext.» Man renne mit der Ini­tiative zudem offene Türen ein, argumentiert er: «Seit 2008 haben wir die Mengen an Pflanzenschutzmitteln um 27 Prozent gesenkt, den Einsatz von Glyphosat um 45 Prozent und von Antibiotika um 50 Prozent. Der Aktionsplan des Bundesrats sieht zudem gegen 60 Massnahmen zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln vor.» Bourgeois sieht auch keinen Grund, weshalb die Politik das Pflanzenschutzmittel Glyphosat verbieten sollte, das im Verdacht steht, Krebs zu verursachen. «Es ist Aufgabe der zuständigen Bundesämter, die Zulassung wissenschaftlich abzuklären und bei Bedarf zu widerrufen.» Im Unterschied zur EU dürfe Glyphosat hierzulande zudem nur vor der Saat auf Ackerland eingesetzt werden und nicht auf Kulturen. Lösungen für das Problem der Pflanzenschutzmittel sieht Bourgeois vor allem in der Innovation. «Ich denke etwa an Roboter, die ein gezieltes Spritzen von Mitteln gegen Krankheiten ermöglichen statt einer Behandlung nach dem Giesskannenprinzip.» Hilfe erhofft er sich auch von der Resistenzforschung.

Zur Forderung nach der Begrenzung von Direktzahlungen für Betriebe, die ihren Tierbestand aus eigener Futterproduktion ernähren können, warnt der Bauerndirektor: «Die Geflügel-, Eier- und Schweineproduktion werden so unmöglich. Wir wären noch mehr von Importen abhängig, um uns zu ernähren, was auch ökologisch ein Unsinn ist.» Dass die Forderung nicht umsetzbar sei, habe auch der Hitzesommer 2018 gezeigt, als sich die Bauern nur noch mit einer Futterbörse zu helfen wussten.

Was wäre denn mit mehr Qualität statt Quantität? «Das ist eine Preisfrage. Wenn die Produkte so teuer sind, dass sie nicht mehr gekauft werden, wie sollen die Bauern dann überleben?» Ein Bioland Schweiz sei nur dann möglich, wenn die Nachfrage und der Markt mitspielten.

Grün ist und wird also nicht die Farbe des FDP-Politikers – trotz den heissen Sommernächten, die er nicht mag, wie er sagt. Beim Umweltschutz lautet seine Devise: «Lieber einen kleinen Schritt vorwärts machen als gar keinen.» Seinem Rollenverständnis von Politik, nämlich Visionen zu haben und die Rahmenbedingungen für künftige Generationen abzustecken, wird er damit nicht gerecht. Und auch das neue Positionspapier der FDP zur Umwelt- und Klimapolitik scheint nicht sakrosankt zu sein: «Ich bin in der FDP, weil die Partei auf Eigenverantwortung setzt, pragmatische Lösungen anstrebt und sich für Freiheit und Innovation starkmacht. Aber ich bin auch der Vertreter der Bauern, und das deckt sich nicht immer mit der Meinung der FDP.» Am Ende des Tages müsse er in den Spiegel schauen können.

Rahmenabkommen und Co.

Bourgeois geht nicht davon aus, dass die Wiederwahl ein Spaziergang wird. Gerne möchte er aber die Geschicke des Landes für vier weitere Jahre mitbeeinflussen. Bei der Umsetzung der Steuerreform 17 will er sich dafür einsetzen, dass die KMUs steuerlich nicht weiter belastet werden. Beim Rahmenabkommen mit der EU ist es Bourgeois wichtig, dass die Schweiz souverän bleibt – vor allem bei den Stützungsmassnahmen wie der Subventionierung von Wasserkraft oder den Direktzahlungen in der Landwirtschaft sowie in Bezug auf die Löhne. «Lohndumping muss mit Begleitmassnahmen klar bekämpft werden.» Dennoch betont Bourgeois, dass ein Einvernehmen mit der EU von grösster Bedeutung sei: «Die EU ist ein wichtiger Partner. 1,5 Millionen Stellen hängen an dieser Partnerschaft. Das Handelsverkehrsvolumen beträgt eine Milliarde Franken pro Tag.» Schliesslich weist der Nationalrat darauf hin, dass ein Zustandekommen des Stromabkommens, das die Teilnahme der Schweiz am europäischen Strommarkt regelt, zentral sei. Ohne institutionelles Rahmenabkommen gebe es aber kein Stromabkommen.

Zum Thema Vaterschaftsurlaub hat Grossvater Bourgeois eine klare Meinung: «Ich bin für eine Elternzeit.» Diese ermögliche es beiden Elternteilen, Beruf und Familie zu verbinden.

Beim Thema Altersvorsorge klingt es bei Bourgeois so: «Ich bin gegen eine Erhöhung des Rentenalters, aber für eine Flexibilisierung je nach Schwere der Tätigkeit.» Und wie soll die AHV längerfristig finanziert werden? «Ich kann mir eine Erhöhung der Mehrwertsteuer vorstellen.» Dass eine solche alle Konsumenten gleichermassen trifft und unabhängig vom Einkommen ist, sieht Bourgeois nicht als Problem. «Wer weniger verdient, konsumiert auch weniger», sagt er.

Zur Kostenexplosion im Gesundheitswesen meint Bourgeois: «Der hohe Gesundheitsstandard hat seinen Preis.» Eine Konzentration der Spitzenmedizin auf einige wenige Standorte sei aber notwendig. Eine Erhöhung der Franchise kommt für ihn nicht in Frage. «Die Digitalisierung könnte Kosten senken.»

Bis Anfang Oktober porträtieren die FN die Freiburger Nationalrätinnen und Nationalräte, die erneut kandidieren.

Interessenbindungen

Der Vertreter der Landwirtschaft

Der Diplomingenieur Agronom Jacques Bourgeois ist seit 2002 Direktor des Schweizer Bauernverbands. Er hat Einsitz im Strategischen Rat der Handels- und Industriekammer des Kantons Freiburg. Bourgeois ist im Weiteren Stiftungsrat des Dalerspitals. Er ist Mitglied der Finanzkommission des Nationalrats, einer Subkommission der Fiko sowie der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Bourgeois ist auch Verwaltungsratsmitglied der TPF sowie des Wasserkraftwerks Grande Dixence AG.

 

Klimacheck

Der Zug fahrende «Gümmeler», der mit Pellets heizt

Die FN machen mit den Kandidatinnen und Kandidaten einen Klimacheck.

Ab welcher Distanz wechseln Sie vom Velo auf das Auto?

Velofahren ist mein Sport: Ich lege jährliche 6000 Kilometer zurück. Ansonsten bin ich in der Regel mit dem Zug unterwegs.

Wie wird Ihre Wohnung beheizt?

Wir heizen mit Pellets.

 

Wie oft fliegen Sie pro Jahr?

Letztes Jahr nie. In der Schweiz gibt es genug schöne Orte.

Wohin führte Ihr letzter Flug?

Puh…

 

Welche Produkte kaufen Sie lokal ein?

In Avry hat ein Gemüsehändler aus dem Dorf einmal pro Woche einen Marktstand, wo meine Frau Früchte und Gemüse einkauft.

Bei welchem elektrischen Gerät haben Sie ein schlechtes Ge- wissen, wenn sie es einschalten?

Bei keinem. Wir haben auf dem Dach 70 Quadratmeter Solarpanels installiert. Im Durchschnitt produzieren wir mehr Strom, als wir verbrauchen.

 

Fragebogen

«Ich versuche die Leute aufgrund des Dossiers zu überzeugen.»

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch ist ein Leben lang ein Fragender gewesen. Die Kandidatinnen und Kandidaten beantworten einige ausgewählte Fragen aus seinem berühmten Fragebogen aus dem Jahr 1966.

 

Jacques Bourgeois, hoffen Sie angesichts der Weltlage:

a. auf die Vernunft?

b. auf ein Wunder?

c. dass es weitergeht wie bisher?

Ich hoffe auf die Vernunft und dass die Menschen ihre Verantwortung wahrnehmen.

Wie stellen Sie sich Armut vor?

Es ist wichtig, dass niemand am Wegesrand liegen bleibt. Menschen, die zum Wohl des Landes beitragen, verdienen eine würdige Unterstützung.

Kann Ideologie zu einer Heimat werden?

Nein. Identität entsteht da, wo man aufgewachsen ist oder wo man wohnt und Wurzeln geschlagen hat.

Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein?

Nein. Ich bin ein Politiker, dem Dossierkenntnis wichtig ist. Ich analysiere die Sachlage, bilde mir eine Meinung und versuche die Menschen von dieser zu überzeugen.

Wie viel Aufrichtigkeit von einem Freund ertragen Sie in der Gesellschaft oder schriftlich oder unter vier Augen?

Es gibt nicht viele Menschen, denen ich mich öffne. Von einer integren, vertrauenswürdigen Person wünsche ich mir aber vollständige Aufrichtigkeit.

 

 

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