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Verhärtete Fronten im Pensenstreit

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Zwischen der Erziehungsdirektion und der Lehrerschaft kommen zurzeit keine Frühlingsgefühle auf. Das Klima ist so frostig, dass Reto Furter, Vorsteher des Amts für den deutschsprachigen Unterricht, die pädagogische Tagung gestrichen hat.

Am 1. Mai hätten–wie jedes Jahr–alle deutschsprachigen Lehrerinnen und Lehrer des Kindergartens, der Primar- und der Orientierungsschule in der Freiburger Festhalle zusammenkommen sollen–rund tausend Personen. Die externen Referenten und die Musiker für das Rahmenprogramm waren gebucht.

Nicht gewerkschaftlich

Dann aber hat der Verband der Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburgs (LDF) beschlossen, während der Tagung eine halbstündige Aktion durchzuführen–um den Unmut der Lehrkräfte zu demonstrieren. Reto Furter hat davon erfahren und den LDF aufgefordert, bis am Freitagmittag die Aktion abzusagen. Bis um 17 Uhr hatte er keine Antwort. Und so sagte er den traditionellen Anlass ab, wie er am Freitag gegenüber den FN bestätigte.

«Diese Tagung ist ein pädagogischer Anlass und nicht für gewerkschaftliche Anliegen gedacht», sagt Furter. «Wenn der Lehrerverband eine Aktion durchführen will, hätte er dies nach der Tagung tun können.» Wenn jedoch am Anfang oder mitten in der Tagung zahlreiche Lehrkräfte aufstünden und den Saal verliessen, störe dies den Ablauf der Veranstaltung massiv. «Ich hätte den Programmverlauf nicht garantieren können.» Ein Unterbruch von einer halben bis zu einer Stunde «liegt nicht drin».

«Erst verdauen»

«Wir müssen das erst verdauen», sagt Jacqueline Häfliger, Präsidentin der Vereinigung Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburg (LDF). Und sie fragt: «Ist eine halbe Stunde eine massive Störung?»

Der Deutschfreiburger und der französischsprachige Lehrerverband sind unzufrieden mit Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot (CVP). Seit langem versuchen die Verbände die Staatsrätin dazu zu bewegen, die 2008 eingeführte neue Pensenregelung (siehe blauen Kasten) rückgängig zu machen. Stattdessen hat Chassot nun den Lehrkräften einen Brief geschrieben–samt den frisch ausgearbeiteten Weisungen zur Pensenregelung.

«Unterschiedliche Sicht»

Isabelle Chassot war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Reto Furter sagte den FN, «die Erziehungsdirektion und die Lehrerschaft haben unterschiedliche Sichtweisen». Die Lehrkräfte seien davon ausgegangen, dass die Erziehungsdirektion auf die Pensenregelung zurückkomme. Für diese aber sei immer klar gewesen, dass die Pensenregelung bestehen bleibe. «Uns ging es darum, Klarheit zu schaffen–und das haben wir mit den Weisungen gemacht.»

Die Lehrerverbände kritisierten in Briefen an Erziehungsdirektorin Chassot, dass keine Gespräche stattgefunden haben. «Anstelle eines Gesprächs gab es Weisungen», sagt Häfliger den FN. Die Pensenregelung sei nicht umsetzbar. «Die Schulen verlieren an Flexibilität.» Die Lehrkräfte mit Kleinstpensen seien oft bei Stellvertretungen eingesprungen. «Nun werden die Schulen noch mehr Mühe haben, Stellvertreter zu finden.»

«Einen Tag durchatmen»

Gaétan Emonet vom französischsprachigen Lehrerverband SPFF sagt: «Isabelle Chassot kennt die Realität in den Schulen nicht.» Einige Lehrkräfte könnten nicht zu hundert Prozent arbeiten, «weil dies zu streng ist und sie an einem Tag in der Woche durchatmen müssen».

Die beiden Lehrerverbände stellen auch Fragen zum Brief der Erziehungsdirektorin. Chassot schreibt darin, dass Lehrkräfte, die zu 60 Prozent an einer Klasse unterrichten, ihr Pensum auf 80 Prozent aufstocken können–indem sie Lektionen wie Deutsch für Fremdsprachige, Heilpädagogischen Stützunterricht oder Technisches Gestalten übernehmen. «Braucht es dafür künftig keine Zusatzausbildung mehr?», fragt Häfliger.

«Doch», sagt Reto Furter; diese Lektionen würden nach wie vor von speziell ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern erteilt. «Aber wir wollen auch nicht ausschliessen, dass Primarlehrkräfte diese Stunden übernehmen, wenn es an Speziallehrkräften mangelt.»

Gesuche für Ausnahmen

Furter betont auch, dass die Weisungen viele Ausnahmen vorsehen. «Entsprechend sind bereits die ersten Gesuche bei uns eingetroffen.» In den Gesuchen fragen «pädagogische Duos» um Ausnahmen, um doch im Verhältnis 80:20 gemeinsam eine Klasse führen zu können. Er sei selber gespannt, wie viele Bewilligungen es geben werde, sagt Furter. «Möglicherweise bewilligen wir am Schluss so zahlreiche Ausnahmen, dass es die Regelung wieder relativiert.»

Praktikumsstopp: Gut die Hälfte der Deutschfreiburger macht mit

D er Unmut über die Pensenregelung (siehe Kasten links) ist in Deutschfreiburg sehr gross. Von den 680 Lehrkräften auf der Primarstufe haben 350 beschlossen, im nächsten Schuljahr kein Praktikum für Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) Freiburg anzubieten, wie Reto Furter vom kantonalen Amt für deutschsprachigen Unterricht sagt.

Als der Praktikumsstopp im Januar bekannt wurde, sagte Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot den FN: «Ich bin extrem enttäuscht von dieser Haltung.» Unter einem Praktikumsstopp leide nicht der Arbeitgeber der Primarlehrkräfte, sondern «deren künftige Kollegen und die deutschsprachige Abteilung der Pädagogischen Hochschule PH». Jacqueline Häfliger, Präsidentin der Vereinigung Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburg (LDF), meint dazu: «Wir wollen diesen Praktikumsstopp eigentlich gar nicht – das war ein Versuch, Gesprächsbereitschaft bei Isabelle Chassot zu erwirken.» Doch offensichtlich sei dies nicht gelungen.

«Wir sind sehr besorgt»

Die Pädagogische Hochschule ist zurzeit daran, Praktikumsplätze zu suchen, «wie immer nach Ostern», sagt Pascale Marro. Die Direktorin der PH Freiburg weiss noch nicht, wie viele Plätze die Schule finden wird – und ob es genug für alle Studierenden der deutschsprachigen Abteilung haben wird. «Wir sind sehr besorgt», sagt Pascale Marro. njb

Zum Zwist

Die umstrittene Pensenregelung

Seit 2008 gilt: Teilen sich zwei Lehrkräfte als «pädagogisches Duo» die Verantwortung einer Klasse, können die Anstellungsverhältnisse 60:40 oder 50:50 lauten. Es ist nicht mehr möglich, dass die eine Lehrkraft zu 80 und die andere zu 20 Prozent an der Klasse unterrichtet. «Damit ist gewährleistet, dass die Kinder von ihren beiden Lehrpersonen gut und gleichwertig begleitet werden können», schreibt die Erziehungsdirektion in einem Brief an die Lehrkräfte. Wer 80 Prozent arbeiten wolle, könne dieses Pensum mit zusätzlichen Lektionen wie Deutsch für Fremdsprachige, Heilpädagogischem Stützunterricht oder Technischem Gestalten erreichen.njb

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