Ende 2014 fahren die Autos nicht mehr über die Zährin-gerbrücke, sondern über die Poyabrücke: Das Burgquartier wird vom Durchgangsverkehr entlastet, und die Autos werden direkt vom Schönberg zum St.-Leonhard-Quartier und zum Autobahnanschluss geleitet. Gestern Abend hat der Freiburger Generalrat 5,7 Millionen Franken für Begleitmassnahmen gesprochen. Sie sollen verhindern, dass sich Autofahrer einen Weg durch die Quartiere suchen.
Das Autotrauma
«Seit dem Bau des Bollwerks hatten wir in Freiburg nur selten so grosse Bauten wie die Poyabrücke», sagte Stanislas Rück (CVP), Präsident der Baukommission. «Da gab es beispielsweise noch die Zähringerbrücke und die Autobahn.» Die Begleitmassnahmen «sind dazu da, die verkehrstechnische Zukunft zu gestalten». Der rote Faden in all den Massnahmen sei die Entlastung des Burgquartiers, die Plafonierung des Verkehrs in den Quartieren und die Verbesserung der Lebensqualität in den Zonen der Hauptverkehrsachsen. «Was jetzt gemacht wird, muss für zwei Generationen halten.» Die Mehrheit der Baukommission wolle weiter gehen als der Gemeinderat, sagte Rück, damit Freiburg aus seinem «Autotrauma» wieder auferstehen könne. «Dazu braucht es jedoch einen Marschallplan oder einen langfristigen Plan, der mit hartem politischem Willen umgesetzt wird.»
Weiter gehen
Die Linken stellten sich geschlossen hinter die Vorlage. So sagte Elena Strozzi im Namen der Grünen: «Wir begrüssen insbesondere die Schliessung der Zähringerbücke.» Ihre Partei wolle weiter gehen als der Gemeinderat: «Wir wollen den Verkehr in den Quartieren reduzieren.» Dies beispielsweise mit Ampeln auf den Einfallsstrassen, welche den Verkehr leiteten. Pierre-Olivier Nobs dagegen schlug im Namen der CSP vor, der Gemeinderat solle die Verkehrszählung an ein externes Büro vergeben, damit die Resultate politisch nicht angegriffen werden können.
Auch die SP spricht sich für die Begleitmassnahmen aus. «Sie sind integraler Bestandteil des Poyaprojekts», sagte Fraktionssprecher Christoph Allenspach. «Wir sind aber nicht sicher, ob die Massnahmen ausreichen.» Ein einziger Sozialdemokrat sprach sich gegen die Begleitmassnahmen aus: TPF-Busfahrer Pierre-Alain Perritaz befürchtet, dass die Busse in der Unterstadt nicht mehr kreuzen können.
Die Fraktion CVP-GLP stellte sich hinter die Vorlage, brachte aber Vorbehalte an. So schlug Fraktionssprecher Georges Rhally vor, die Zähringerbücke nur während den Stosszeiten für den Autoverkehr zu schliessen. Das Quartier Bürglen sei sonst vom Burgquartier und damit von der Stadt abgeschnitten.
Autofahrer werden bestraft
Klar gegen die Massnahmen sprachen sich die SVP und die FDP aus. SVP-Sprecher Daniel Gander befürchtete, das Stadtzentrum und das Burgquartier würden unattraktiv. Einmal mehr würden die Autofahrer bestraft.
«Dogmatisch, unnütz»
Jérôme Magnin sagte im Namen der FDP, heute benötige man am Mittag dreissig Minuten, um mit dem Auto durch die Stadt zu kommen. «Und nun soll der Verkehr in jenen Zonen, die eh schon verstopft sind, noch einmal verlangsamt werden.» Er störte sich auch daran, dass Parkplätze aufgehoben werden: «Dadurch verschwinden die Autos nicht einfach.» Die Begleitmassnahmen führten nur dazu, dass die Stadt noch unattraktiver werde «und dass die guten Steuerzahler wegziehen». Die Vorschläge des Gemeinderates seien «dogmatisch, überholt und unnütz».
Der Generalrat sprach sich mit 51 Ja- gegen elf Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen für den Kredit für die Begleitmassnahmen zum Poyaprojekt aus.
Zahlen und Fakten
Mit 5,7 Millionen gegen Mehrverkehr
Der Freiburger Gemeinderat hat dem Generalrat einen Kredit für Begleitmassnahmen zur Poyabrücke unterbreitet. Für 5,7 Millionen Franken sollen die Hauptachsen verbreitert und Quartierstrassen für den Verkehr unattraktiv gemacht werden. Zudem entsteht zwischen dem Stadtzentrum und dem Quartier St. Leonhard ein Veloweg. Die Agglomeration Freiburg subventioniert diesen zur Hälfte, der Kanton übernimmt knapp die Hälfte der Begleitmassnahmen, so dass die Stadt unter dem Strich rund 2,9 Millionen Franken ausgeben wird. Die umstrittenste Begleitmassnahme ist die Schliessung der Zähringerbrücke. Doch soll beispielsweise auch die Joseph-Piller-Strasse zur Begegnungszone werden. Die Kreuzung Jurastrasse/St.-Theresia-Strasse wiederum wird so verbreitert, dass es zu weniger Staus kommt (die FN berichteten).njb