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Draussen Stille – im Kopf Lärm

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«Monate der Stille und des Lärms» heisst der letzte Blogeintrag, den Valérie Aebischer Mitte April auf ihrer Homepage aufgeschaltet hat. Darin beschreibt die Orientierungsläuferin die psychischen Probleme, die sie zuletzt so sehr herausgefordert hatten, und wie sie – wie aus dem Nichts – die Freude am Laufen wiedergewann. «Ich trage bereits seit ein paar Jahren ein mentales Problem mit mir. Der Sport war für mich eine Art Verdrängungstaktik», sagt die Freiburgerin. «Sobald diese Fluchtmöglichkeit nicht mehr da war, wurden die psychischen Störungen immer mehr.»

Ein Gefühlschaos

Akzentuiert wurden die mentalen Probleme der Teilnehmerin der OL-Europameisterschaft 2018 im Tessin und Silbermedaillengewinnerin der Junioren-Weltmeisterschaften 2016 und 2017 durch eine neuerliche Knieoperation im vergangenen November.

« Ich habe nichts Grundlegendes geändert und kann deshalb auch nicht erklären weshalb, aber plötzlich war die Freude wieder da.»

Valérie Aebischer

Orientierungsläuferin

Nachdem schon vor zwei Jahren ein Stück Knorpel hinter der Kniescheibe abgebrochen war und ein Transplantat eingesetzt werden musste, kehrten letzten Sommer die Schmerzen zurück. «Ein Stück vom Transplantat hatte sich abgelöst und musste rausgenommen werden. Dummerweise folgte eine starke Blutung im Gelenk. Die musste im November herausgeputzt werden.» Es sei kein grosser Eingriff gewesen, und sie habe erstaunlich gut damit umgehen können – und dennoch machte der Schmittnerin die Ruhe zu schaffen. «Draussen lief nichts, auch aus sportlicher Sicht nicht, im Kopf aber ging so viel vor sich. Mein Verstand, meine Gefühle und meine Eindrücke waren sich nicht immer einig. Es war wie ein Kampf, der im Kopf stattfand.» Stille und Lärm zugleich, so beschreibt die 23-Jährige diesen ambivalenten Gemütszustand in ihrem Blog.

 

Wertvolle Unterstützung

In Valérie Aebischer wuchs die Erkenntnis, dass sie die psychischen Probleme konsequent angehen musste. «Deshalb begab ich mich zweimal in eine Klinik», erzählt sie offen – weil sie findet, dass es in einer Krankheitsgeschichte keinen Unterschied ausmacht, ob es um ein operiertes Knie oder um mentale Störungen geht. «Mein Therapeut hatte schon länger vorgeschlagen, diesen Schritt zu tun.» Zunächst habe sie einen Klinikaufenthalt noch ausgeschlossen, später eine Anmeldung kurz vor Eintritt noch zurückgezogen. «Jetzt, im Nachhinein betrachtet, waren die Aufenthalte das Beste, was passieren konnte.» Professionelle Hilfe nimmt sie weiter in Anspruch. Genauso wichtig ist jedoch ihr persönliches Umfeld. «Während der Zeit in der Klinik haben sich Freundschaften entwickelt, dann gibt es die Freunde aus dem Sport und die Familie. Sie alle haben einen sehr grossen Anteil daran, wie sich meine Situation jetzt präsentiert.» Und die hat sich grundlegend verbessert. Es ist nicht lange her, da konnte sich Aebischer kaum zum Training aufraffen. «Früher habe ich stets nur gelacht, wenn gesagt wurde, dass der Kopf viel Energie benötige. Dann aber hatte ich weder die Motivation noch die Kraft, um zu trainieren.» Das habe sich vor wenigen Wochen schlagartig verändert. «Ich habe nichts Grundlegendes geändert, und deshalb kann ich auch nicht erklären weshalb, aber plötzlich war die Freude wieder da.»

Intensives Training möglich

Sie könne zurzeit so gut trainieren wie noch nie, seit ihre Knieprobleme angefangen hätten. «Ich verspüre zwar noch immer Schmerzen, ich weiss jedoch, dass ich nichts mehr kaputt machen kann. Ich kann wieder so trainieren, wie es nötig ist, um Leistungssport betreiben zu können.» 12 bis 15  Stunden investiert die Orientierungsläuferin, die in Winterthur lebt und letzte Woche an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ihre Bachelor-Arbeit in der Physiotherapie abgegeben hat, aktuell in den Sport. «Wegen der Coronavirus-Krise ist es schwierig, sich konkrete Ziele zu setzen. Läuft alles optimal, sind allenfalls Wettkämpfe im Herbst möglich. Dann will ich in Form sein.» Es sei – in Anführungszeichen – darum schon ein wenig ärgerlich, dass ihre Form momentan so gut sei. «Schliesslich kann ich nicht bis in den Herbst voll durchtrainieren. Von Zeit zu Zeit muss der Körper auch etwas herunterfahren.»

«Mein Verstand, meine Gefühle und meine Eindrücke waren sich nicht immer einig.»

Valérie Aebischer

Orientierungsläuferin

Nach einer langen Phase der Ungewissheit und des Abwägens ist für Aebischer indessen klar, dass sie es noch einmal wissen will. Doch ist eine Rückkehr an die Spitze überhaupt nochmals möglich, nachdem die Nationalkader-Athletin im letzten Sommer ihren bisher letzten Wettkampf bestreiten konnte? «Anhand der Zeiten in meinen Trainings weiss ich, dass die physische Form nicht das Problem sein wird. Im Orientierungslauf kommt es allerdings nicht nur auf das Laufen an. Auch das Zusammenspiel zwischen Kopf und Technik spielt eine entscheidende Rolle.» Wenn sie weiter so gut wie bis anhin trainieren könne, sei für sie alles wieder offen, ist Aebischer überzeugt. «Ich kann heute nicht sagen, dass ich keine Chance habe, gleichzeitig aber auch nicht, dass ich die Rückkehr an die Spitze packe. Ich versuche es ganz einfach und schaue, bis wohin es reicht.» Denn letztlich zählt ohnehin nur, dass sich im Kopf der Freiburgerin jene Stimme Gehör verschafft hat, die die Leidenschaft für den OL wiedererweckt hat.

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