Lario Kramer im Wechselbad der Gefühle

Lario Kramer erlebte gestern beim Südwestschweizer Schwingfest ein Wechselbad der Gefühle: Sein erster Kampf in Leukerbad misslang dem 21-Jährigen aus Galmiz komplett: Bereits nach drei Sekunden lag er gegen Joel Wicki (Sörenberg) nach einem Bilderbuch-Wyberhaken des Stoos-Siegers auf dem Rücken. Die Enttäuschung steckte Kramer aber souverän weg. Mit vier Siegen in Folge sorgte er dafür, dass er doch noch in den Schlussgang einzog. Am Ende reichte es jedoch nicht zum Jubeln: Gleich beim ersten Angriff wurde Kramer vom Emmentaler Matthias Aeschbacher mit einem inneren Haken auf dem falschen Fuss erwischt und landete nach nur sieben Sekunden im Sägemehl. «Es ist immer unschön, wenn man den Schlussgang verliert, ich bin mit meinem Abschneiden dennoch zufrieden», sagte Kramer nach seiner Schlussgangniederlage. Sein Ziel sei es gewesen, einen Kranz zu gewinnen. «Der Schlussgang war ein wunderbares Obendrauf.»

Starke Gäste

Die Südwestschweizer und allen voran die Freiburger Hoffnungsträger Lario Kramer (Galmiz) und Benjamin Gapany (Marsens) hatten in Leukerbad im ersten Gang hartes Brot zu essen. Die starken Gäste gewannen sieben ihrer acht Duelle, einzig der Waadtländer Marc Gottofrey (Echallens) vermochte dem Berner Patrick Schenk, der für den kurzfristig ausgefallenen Thomas Sempach (Schleimbeutelentzündung im Ellbogen) eingesprungen war, einen Gestellten abzuringen. Gapany geriet gegen den Thurgauer Samuel Giger von Anfang an unter Druck und musste sich dem 13-fachen Festsieger nach Kurz und Nachdrücken geschlagen geben. Kramer liess sich derweil in seinem allerersten Duell gegen Wicki überraschen und lag nach nur drei Sekunden bereits auf dem Rücken. «Gegen solch starke Schwinger darf man verlieren, dennoch habe ich mich genervt», sagte der Freiburger. Einerseits habe er zwar Energie sparen können. «Anderseits kann man aus so kurzen Kämpfen nicht viel mitnehmen für das nächste Zusammengreifen.»

Nach der Gästedominanz zum Auftakt kam es nicht ganz unerwartet schon im zweiten Gang zu zwei Gästepaarungen. Während Schwarzsee-Sieger Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen) und Giger keine allzu grossen Risiken eingingen und stellten, holte sich Wicki gegen den 150-Kilogramm-Brocken Patrick Räbmatter (Uerkheim) mit einem feinen Kurz seinen zweiten Sieg. Von den Direktduellen der Gäste profitierten unter anderem Kramer und Gapany, die mit Plattsiegen ihren Fehlstart korrigieren konnten.

Die Lage der beiden Freiburger verbesserte sich im dritten Gang noch weiter. Mit Ausnahme von Wicki patzten alle bisher zweimal erfolgreichen Schwinger. Unter anderem setzte es für Giger gegen den unbekannten Michael Ledermann (Mamishaus) den zweiten Gestellten ab. Kramer und Gapany sollte es recht sein, sie rückten mit einer weiteren 10er-Wertung nach und setzten sich im Verfolgerfeld fest.

Wicki blieb unwiderstehlich und lag nach vier Gängen als Einziger mit lauter Siegen in Führung. Beeindruckend war dabei die Leichtigkeit, mit der sich der 22-jährige Luzerner durchsetzte. Den Startgang hatte er in drei Sekunden für sich entschieden, im Spitzenkampf des vierten Ganges brauchte er gegen den zweitplatzierten Mario Schneider ebenfalls nur 15 Sekunden, um den Sieg zu erringen.

Turbulenter 5. Gang

Der Königsanwärter sparte so praktischerweise Kräfte und stand so gut wie sicher als Schlussgangteilnehmer fest. Einen Zähler betrug sein Vorsprung auf die Konkurrenz, und ein Gestellter im fünften Gang hätte ihm für das Schlussduell gereicht. Doch es kam alles ganz anders: Wie in den Kämpfen zuvor griff Wicki erneut energisch an und stand gegen Mickaël Matthey nahe an der Entscheidung. Doch der Waadtländer konterte im letzten Moment mit einem Wyber­haken und sorgte für einen überraschenden Sieg.

Wickis Traum vom Schlussgang war damit geplatzt – und der Weg war frei für Lario Kramer. Er brauchte gegen den Eidgenossen Mike Müllestein (Steinen) allerdings die Maximalnote, um noch Chancen auf den Schlussgang zu haben. Tatsächlich gelang dem Seeländer mit einem Gammen der benötigte Plattwurf. Für Kramer war es der vierte Sieg in Serie, damit zog er punktemässig mit den Gästen Aeschbacher und Räbmatter gleich. Weil der Südwestschweizer mit Mül­len­stein einen bezwungenen Eidgenossen auf dem Wettkampfblatt hatte und weil Aeschbacher als Einziger des punktgleichen Trios keinen Kampf verloren hatte, absolvierten die beiden den Schlussgang. Das bessere Ende behielt der 27-jährige Aeschbacher für sich, der damit nach dem Schwarzsee-Sieg vor drei Wochen bereits den zweiten grossen Triumph in diesem Jahr feiern konnte.

Kranz für Minder

Kramer rutschte mit 57.00 Zählern auf Rang 5 zurück, so dass Benjamin Gapany mit einem halben Punkt mehr bester Freiburger war. Ihm gelang zwar kein Exploit gegen einen Eidgenossen, dank vier 10er-Wertungen schaffte er es aber dennoch auf Rang 4.

Grund zum Jubeln hatte auch Florian Minder. Der 25-jährige Heitenrieder gewann seinen fünften Kranz.