Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Viele Kinder fühlen sich schuldig»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Viele Kinder fühlen sich schuldig»

«Office familial» organisiert Gesprächsgruppen für Scheidungskinder

Mit Gruppengesprächen oder Rollenspielen können Kinder lernen, mit der Trennungssituation der Eltern umzugehen. Das Projekt wurde vom «Office familial» initiiert und wird von der Loterie Romande unterstützt.

Von ILONA STÄMPFLI

Für Frauen und Männer, die in einem Scheidungs- oder Trennungsprozess sind, gibt es längst Eheberatungsstellen und Selbsthilfegruppen. Betroffen ist jedoch nicht nur das Paar, sondern die ganze Familie. Für die Kinder von getrennten Eltern gibt es seit kurzem eine neue Institution im Kanton Freiburg. Das «Office familial» bietet Gesprächsgruppen für Kinder aus Trennungs- und Scheidungssituationen an.

Das Bedürfnis nach einer «Selbsthilfegruppe» für Kinder sei schon seit Jahren vorhanden, sagt Sonja Hungerbühler, Leiterin des «Office familial» in Freiburg. «In der Eheberatung oder der Familienmediation haben wir gemerkt, dass sich die Eltern Sorgen um ihre Kinder machen.» In Zusammenarbeit mit dem kantonalen Jugendamt, dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst und der Pro Juventute wurde abgeklärt, dass eine Gesprächsgruppe für Kinder auch eine präventive Funktion haben kann und deshalb sinnvoll ist.

Verschiedene Kantone verfügen bereits über ähnliche Institutionen. Das «Office familial» stützt sich vor allem auf ein Modell, das in Basel bereits seit zehn Jahren erfolgreich angewandt wird. Das Angebot in Freiburg richtet sich vorerst nur an französischsprachige Kinder. Im Herbst dieses Jahres soll jedoch auch eine Gruppe für Deutschfreiburger eingeführt werden.

Sich nicht alleine fühlen

Die Trennung oder Scheidung der Eltern wirft bei Kindern viele Fragen auf und ruft die verschiedensten Gefühle hervor. Die Beziehung zu den Eltern und der Alltag verändern
sich. Oft befinden sich die Kinder in einem Loyalitätskonflikt, da sie beiden Elternteilen gerecht werden wollen.

«Viele Kinder sind von Schuldgefühlen geplagt, fühlen sich verlassen oder sind wütend», sagt Sonja Hungerbühler. Die Gesprächsgruppe ist ein neutraler Raum, wo Trauer, Angst oder Wut offen gezeigt werden kann. Dabei ist sowohl der Austausch mit anderen Kindern als auch die klare Abgrenzung von den Eltern wichtig.

Drei Ziele

Die von Fachpersonen geleitete Gesprächsgruppe hat drei wichtige Ziele: Erstens soll das Kind sehen, dass es mit seiner Situation nicht alleine ist. Es gibt noch andere Kinder, die dasselbe erleben. Zweitens sollen die Kinder lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen und diese auch auszudrücken. Das Erlebte soll
benannt werden. Drittens hat die
Gesprächsgruppe zum Ziel, den
Kindern gezielt Hilfestellung zu bieten. «Wir wollen den betroffenen Kindern aufzeigen, dass eine Scheidung auch positive Seiten haben kann – zum Beispiel, dass die dauernden Streitigkeiten zwischen den Eltern aufhören», meint Sonja Hungerbühler. Das Kind soll schliesslich konstruktiv mit einer neuen Situation umgehen und sich darin wohl fühlen können.

Zeichnen, basteln, Rollenspiele

Die Ziele werden spielerisch und kreativ in der Gruppe umgesetzt. Das Kind kann sich malerisch, zeichnerisch oder mit Rollenspielen mitteilen. Konkret würde dies vielleicht so ablaufen: «Den Kindern wird eine Geschichte von einem Jungen erzählt, der immer traurig ist.

Nun können die Kinder in die Rolle des Jungen oder seiner Eltern schlüpfen und die Situation spielen», erklärt Sonja Hungerbühler. Eigene Gefühle werden so unbewusst artikuliert.

Für jedes Scheidungskind müsse eine individuelle Lösung für die Verarbeitung der Geschehnisse gefunden werden, führt Hungerbühler weiter aus. Die Gesprächsgruppe könne auch komplementär zu anderen Therapien eingesetzt werden.
In einem Vorgespräch, an dem die Eltern und die Kinder zusammen teilnehmen, wird abgeklärt, ob überhaupt eine Motivation für die Teilnahme an einer Gesprächsgruppe vorhanden ist. «Das Kind muss die Einwilligung für die Gruppengespräche selber geben und die Eltern müssen sich bereit erklären, gewisse Spielregeln zu beachten», betont die Leiterin des «Office familial».

Beispielsweise sollten die Eltern ihre Kinder nicht dafür ausfragen, was in den Gesprächsgruppen besprochen worden ist.
Sechs Kinder
pro Gruppe

Das «Office familial» plant zwei Gruppen, die sich an sieben- bis neunjährige und an zehn- bis zwölfjährige Kinder richten. In einer Gruppe werden sechs Kinder betreut, die sich einmal die Woche während 90 Minuten treffen. Geschwister werden bewusst nicht in dieselbe Gruppe eingeteilt. «Das Kind braucht einen Schonraum, wo es über seine Gefühle ungehemmt sprechen kann», erklärt Sonja Hungerbühler, Leiterin des «Office familial», diese Regelung.

Für die Arbeit mit den Kindern wurden vier im Sozialbereich tätige Personen zu Animatoren ausgebildet. Die Gruppen werden zu zweit, von je einer Frau und einem Mann, geleitet. «Die Animatoren müssen sehr flexibel sein. Sie sollen auf die Fragen und Gefühle der Kinder spontan eingehen können.»

Die Eltern bezahlen für acht Sitzungen 300 Franken. Die Betreuung zweier Gruppen während acht Wochen kostet das «Office familial» mindestens 15 000 Franken. Die Loterie Romande unterstützt das Projekt finanziell. ist

Meistgelesen

Mehr zum Thema