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«Viele Romands können gut Deutsch»

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Vor 16 Jahren hat Monika Lüscher begonnen, am Landwirtschaftlichen Institut in Grangeneuve zu arbeiten. «Es hiess, es sei ein zweisprachiges Institut, doch ich habe bald gemerkt, dass alle Deutschsprachigen einfach Französischsprechen.» Die heutige Chefin des Bildungszentrums Hauswirtschaft, Milch, Lebensmitteltechnologie und andere deutschsprachige Mitarbeiter fanden irgendwann, dass es reicht. «Wir haben uns immer etwas aufgeregt, dass fast alles auf Französisch war.»

Fächer in Partnersprache

Auf das neue Schuljahr hin bietet das Institut nun ein zweisprachiges Programm für die Landwirte in Ausbildung an: Wer im dritten Lehrjahr ist, kann gewisse Fächer wie beispielsweise Buchhaltung oder Landwirtschaftspolitik in der anderen Sprache besuchen, insgesamt einen Drittel der Fächer. «Das kostet uns nichts, ist aber etwas kompliziert zu organisieren», sagt Lüscher. Denn die Fächer müssen in beiden Sprachen gleichzeitig stattfinden, damit der Austausch funktioniert.

Welches Interesse erwartet Lüscher für das Angebot? «Zweisprachigkeit ist bei den Schülern immer ein Thema, ob sie das Angebot nun nutzen, werden wir sehen.» Der Kurs startet im Oktober, die Anmeldungen gehen bis Mitte September ein.

Das Institut hat sich in den vergangenen Jahren aber vor allem angestrengt, die Zweisprachigkeit bei den Mitarbeitern zu verbessern. Bei der einzigen zweisprachigen Ausbildung des Instituts, der höheren Fachschule für Lebensmitteltechniker, stellte die Direktion beispielsweise nach Pensionierungen vermehrt Deutschsprachige an, so dass nun ein Drittel der Dozierenden zweisprachig ist.

Sind diese Anstrengungen eine Antwort auf den Fauxpas an der letztjährigen Diplomfeier, als die Deutschsprachigen schlicht vergessen gingen (die FN berichteten)? «Nein», antwortet Lüscher bestimmt. «Wir haben viel früher damit begonnen, deshalb war es auch so schade, dass das passiert ist.» Die Deutschfreiburger Arbeitsgemeinschaft (DFAG) habe sich nach der Feier an den Staatsrat gewandt, in der Folge lud dieser das Institut und die Arbeitsgemeinschaft zu einem Gespräch ein. «Dort hat die DFAG gesehen, dass wir die Zweisprachigkeit professionell angehen.»

Vorbild Biel

Gemäss Lüscher begannen die Verbesserungen vor längerer Zeit: Vor vier Jahren bot der Kanton einen Kurs zum Thema Zweisprachigkeit an. Dabei wurde der Kodex der Stadt Biel vorgestellt und es gab einen Leitfaden zur gelebten Zweisprachigkeit. «Wir haben gemerkt, dass wir in vielen Dingen gar nicht schlecht sind, Mails, Informationen für das Personal oder das Qualitätsmanagement hatten wir bereits in beiden Sprachen», erzählt Lüscher. Ein grosses Aber blieb: «Bei uns konnte sich nicht jeder in seiner Sprache ausdrücken.» Genau das gab der Leitfaden jedoch vor. «So haben wir uns getraut, das umzusetzen.»

Die Direktorin von Grangeneuve, Geneviève Gassmann, gründete eine Zweisprachigkeits-Arbeitsgruppe bestehend aus Monika Lüscher, jemandem aus dem Personaldienst sowie einer Lehrerin. In den vergangenen drei Jahren erhielt das Institut Subventionen vom Bundesamt für Kultur–jeweils 15 000 Franken–, um die Zweisprachigkeit zu fördern. Damit übersetzte die Schule unter anderem Lehrmittel ins Deutsche. «Es kam vor, dass Lehrer und Schüler deutschsprachig waren, der ganze Unterricht also auf Deutsch ablief, die Unterlagen aber nur auf Französisch vorhanden waren», sagt Lüscher.

Auch bietet das Institut Schweizerdeutsch-Kurse fürdie französischsprachigen Mitarbeiter an und Sprachtandems, ebenfalls finanziert durch die Bundesbeiträge. «Wir wollten mit einem Sprachkurs für acht Leute starten, doch wir erhielten 20 Anmeldungen. Also bauten wir das Angebot aus.» Mittlerweile gab es bereits einen Kurs für Fortgeschrittene.

Die Sprachtandems laufen so ab, dass sich jeweils ein deutschsprachiger Mitarbeiter und ein französischsprachiger Mitarbeiter verpflichten, mindestens zehn Stunden zusammen die Partnersprache zu üben. «Sie unterschreiben einen Vertrag, denn die Zeit ist als Arbeitszeit bezahlt», sagt Lüscher. Sie selbst habe das Tandem mit einer französischsprachigen Sekretärin gemacht. «Das war super, endlich hat mir jemand meine Fehler korrigiert. Im Alltag tut das niemand.»

Jeder in seiner Sprache

Mittlerweile habe sich das Prinzip durchgesetzt, dass jeder in seiner Muttersprache sprechen könne. «Meine grösste Überraschung war: So viele Romands können Deutsch.» Auch werde bei den Anstellungen stark darauf geachtet, dass die Bewerber die andere Sprache zumindest verstehen. «Es ist schlicht nicht immer möglich, jemanden zu finden, der dieses Kriterium und gleichzeitig die anderen Anstellungskriterien erfüllt», sagt Lüscher. Bei den Kaderleuten erwarte man aber, dass sie beide Sprachen sprechen.

Bei den nächsten Mitarbeitergesprächen werde zudem die Frage nach den Sprachkompetenzen gestellt. «Wir haben gar keinen genauen Überblick; auch nicht darüber, welche andere Sprachen unsere Mitarbeiter sprechen neben Deutsch und Französisch.» Ebenfalls sind zwei interne Audits geplant, welche speziell die Zweisprachigkeit untersuchen sollen.

Gewisse Mankos bleiben

«Natürlich braucht es immer noch Zeit und natürlich gab es Leute, die den Prozess gebremst haben», sagt Lüscher. Auch bestünden gewisse Mankos weiter; in der siebenköpfigen Direktion ist sie beispielsweise das einzige deutschsprachige Mitglied. Und bis jetzt haben die Verbesserungen vor allem auf der Ebene Management stattgefunden. «Womöglich merken die Schüler noch gar nicht viel davon», sagt sie. Sie betont, dass die deutschsprachigen Schüler von deutschsprachigen Lehrern unterrichtet werden und deshalb eigentlich nicht benachteiligt sind. «Aber es ist klar, sie sind in der Minderheit, das merkt man.»

Zahlen und Fakten

Ein Drittel Deutschsprachige

Am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve in Posieux lassen sich zurzeit insgesamt 247 Schüler zu Landwirten ausbilden. Darunter sind 170 Französischsprachige (wovon 123 aus dem Kanton Freiburg) und 77 Deutschsprachige (wovon 45 Freiburger). Die Kurse werden in beiden Sprachen angeboten, einen zweisprachigen Ausbildungsgang gibt es nicht. Auch nicht für die anderen Ausbildungen wie für Gärtner, Forstwarte oder Milch- und Lebensmitteltechnologen. Einzig die höhere Fachschule zum Lebensmitteltechniker ist zweisprachig. Das Institut beschäftigt knapp 200 Mitarbeiter, davon sind rund ein Drittel Deutschsprachige, beim Kader sind es 26 Prozent.mir

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