Vielfältige Entdeckungsfreude in den Bergen
Mit Schneeschuhen durch die Freiburger Voralpen
Mit Schneeschuhen verschneiten Winterwäldern entlang bummeln und die Seele baumeln lassen – ein leicht erfüllbarer Traum, auch in den Freiburger Voralpen. Und für alle, die dies wollen, weist ein neuer Führer Wege auf höhere Ziele.
Von EWALD ACKERMANN*
«Ùhuure schön.» Vor einer Stunde ist Erwin noch aus dem Häuschen gewesen. Wieder und wieder hat er angehalten und die Winterlandschaft der Brecca bestaunt. Aber jetzt mühen wir uns den zweiten Steilhang zum Schopfenspitz hoch; die Furchen, die unsere Schneeschuhe ziehen, werden immer tiefer, die Kurven immer enger, die Schritte immer langsamer. «Ùhuure mühsam», schnauft Erwin, aber irgendwann, nach einer kleinen Ewigkeit, sind wir oben auf dem Pässchen, die Beine schwer, den Kopf in der Sonne. Pause. Tee. Essen. Es geht wieder. Der Gipfelgrat ist heute gut zu begehen. Wir sind ganz allein da, der Blick rundum ist immens, das Glücksgefühl auch …Später kommen zwei Skitouristen. Sie staunen über unsere Ausrüstung: «Schneeschuhe, das ist doch was für die Berra oder den Schwyberg.» – «Ja, auch!»
Uralte Gehtechnik neu entdeckt
Richtig: Berra und Schwyberg werden im Winter zunehmend mehr mit Schneeschuhen als mit Ski begangen. Das gilt auch für den Ättenberg, die Hügel rund um Les Paccots und den Hundsrügg. Was nicht verwundert, denn diese Routen sind problem- und fast immer gefahrlos zu gehen. Sie bieten eine weit reichende Aussicht, idyllische Stellen zuhauf, und wenn talwärts der Schnee braunen Flecken weicht, dann hat man die Bärentatzen schnell im Rucksack verstaut. Das ist in schneelaunischen Wintern ein Vorteil dieser uralten, von der modernen Freizeitgesellschaft neu entdeckten Gehtechnik gegenüber den Ski. Ihre Langsamkeit ermöglicht zudem jenen, die auch mit den Augen gehen, ein intensiveres Schauen – und Bilder, die haften bleiben.
Schneeschuhe boomen. Das ist verständlich: Ausbildung braucht es nicht, die Ausrüstung verschlingt kein Vermögen, ohne grossen Aufwand entwischt man dem Alltagsstress. Hats genug Schnee, findet man auch im Mittelland reizvolle Möglichkeiten.
Neuer Routenführer
Fast alle Wintertourismusorte haben mittlerweile flotte und gefahrlose Trails ausgeschildert. Und was, wenn man gern seine eigene Spur zieht? Für diese Kategorie beschreibt
ein soeben erschienener Führer (siehe Kasten) Routen in ursprünglichen Winterlandschaften der alpinen Westschweiz.
Ob bloss ein Bummel zum Regimentchalet mit Fondue oder ob
man sich eine Fluh hochmüht:
Die winterlichen Freiburger Voralpen, schnell mit öffentlichem Verkehr erreicht und so auch eine
Ein-ladung zu reizvollen Überschreitungen, bieten den Schneeschuh-wandernden vielfältige Entdeckerfreude.
* Der in Freiburg wohnhafte Ewald Ackermann ist Journalist und Hobbybergsteiger. Zusammen mit Albrecht Wandfluh entwickelte er im Auftrag des Schweizeri-
schen Alpenclubs das Buch: Schneeschuhtourenführer. Vom Genfersee zum Thu-
nersee. 88 Farbfotos. SAC-Verlag. 200 S.,
39 Fr. (für SAC-Mitglieder: 34 Fr.) ISBN:
3-85902-243-1
Viele praktische Informationen
Der neue SAC-Schneeschuhtourenführer stellt, übersichtlich strukturiert, naturverträglich recherchiert und mit vielen praktischen Hilfsinformationen (auch GPS-Koordinaten) versehen, 66 Routen aus den Waadtländer, Freiburger und westlichen Berner Alpen vor. 22 Touren liegen in den Freiburger Voralpen. Sie reichen vom Col de Lys bis zur Chrummfadeflue und werden in einer 6er- Skala nach Schwierigkeit bewertet. Leichte Routen sind (neben den erwähnten): z. B. Col des Combes, Gros Mont, Euschelspass; mittlere: z. B. Bäderhorn, Widdersgrind; anspruchsvolle: Wandflue, Rochers des Rayes. ea
