Autor: Marjolein Bieri
Sie sehen aus wie kleine Lamas, nur mit einem süsseren Köpfchen. Die flauschigen Tiere grasen gemütlich auf der grossen Weide, umgeben von Hauptstrasse und Autobahnviadukt. Ein lauter Pfiff lässt ihre Köpfe in die Höhe schnellen. Sie kennen ihre Halterin, Sarah Rothermann, schon nach wenigen Monaten ganz genau. «Alpakas sind sehr neugierige Tiere. Trotzdem sind sie nicht dumm und bringen sich in Sicherheit, wenn Gefahr droht», sagt Rothermann.
Von allen das Beste
Nachdem die 40 Are grosse Weide ihrer Schwiegereltern einige Jahre unbewirtschaftet brach lag, kam das Bedürfnis nach Weidetieren zur Landwirtschaftspflege auf. «An der BEA vor einem Jahr sah ich Alpakas zum ersten Mal und verliebte mich sogleich in die flauschigen Wollknäuel», erzählt Rothermann. Nach eingehender Information und Überlegung kauften sie und ihr Ehemann vier männliche Huacaya-Alpakas. Seither sind sie begeistert von Emilio, Quintano, El Paso und Luguna. «Es scheint, als hätten die Alpakas alles Gute, das unsere einheimischen Nutztiere aufweisen, für sich herausgepickt», so Rothermann. Das weiche Wollfell erinnert an Schafe, das Grasen jedoch beherrschen sie wie die Kühe – Alpakas sind Wiederkäuer. «Trotzdem stinken sie nicht, machen keinen Lärm und sind äusserst genügsam.»
Anspucken nur unter sich
Ob es schneit, regnet, stürmt oder die Sonne brennt, die Alpakas sind draussen auf der Wiese zufrieden. Sarah Rothermann geht dennoch täglich vorbei und «schaut nach dem Rechten». Sie gibt den «Pakos» frisches Heu und Wasser, entfernt die vereinzelten Geschäfte und beobachtet ihre Lieblinge. «Ich empfinde es als äusserst beruhigend, ihnen zuzuschauen. Ihre Gruppendynamik und ihr Herdenverhalten sind faszinierend.»
Schon nach kurzer Zeit hat sich eine klare Hierarchie unter den Tieren gebildet. Der schwarze Luguna hat die Führung übernommen. Rothermann weiss: «Es kommt schon mal vor, dass er einen der anderen anspuckt, wenn er alleine beim Heu sein will.» Das Anspucken ist wie beim Menschen auch bei den Alpakas eine erniedrigende Geste. Hinzu kommt, dass es sich genau genommen nicht um Speichel, sondern und Magenflüssigkeit handelt. «Das muss sehr eklig sein», so Rothermann.
Es bleiben wilde Tiere
Rothermann hält fest, dass die Alpakas keine Haustiere seien. «Es ist wichtig, dass man trotz des flauschigen Fells und den süssen Köpfchen nicht vergisst, dass es sich um wilde Tiere handelt», sagt Rothermann. «Wenn ich zu sehr versuchen würde, mich mit den Tieren anzufreunden, nähmen sie mich als Herdenmitglied auf, was gefährlich für mich enden könnte.»