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Vo Meiechäfere, Chnächte ù Jungfere Lesung der 81-jährigen Schriftstellerin Hanni Salvisberg in Bösingen

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Vo Meiechäfere, Chnächte ù Jungfere
Lesung der 81-jährigen Schriftstellerin Hanni Salvisberg in Bösingen

Die einfache Bauersfrau Hanni Salvisberg avancierte praktisch über Nacht zur Bestsellerautorin. Auch in Bösingen konnte sie das Publikum mit ihren lustigen, poetischen «bärndütsche Gschichtli» begeistern.

Von ILONA STÄMPFLI

Viele junge Schriftsteller träumen von dem, was Hanni Salvisberg im hohen Alter von knapp 80 Jahren noch widerfahren ist. Die Buchverlage rissen sich um ihre handgeschriebenen Notizblätter, auf denen sie ihre Erinnerungen festhielt. Praktisch über Nacht wurde die einfache Bäuerin mit ihrem ersten Buch «Bach- u Wöschtag» berühmt. Heute gibt es von ihrem Erstlingswerk bereits die 16. Auflage zu kaufen, knapp 50 000 Bücher wurden seit 1998 verkauft. Ein weiterer Bestseller folgte wenig später mit «Züpfe u Suppe».

Im Berner Dialekt schildert Hanni Salvisberg, wie es früher war. Es sind einfache, aus dem Alltag gegriffene Geschichten, die von den schönen und weniger schönen Seiten des Bauernlebens erzählen. Dabei schildert sie den Alltag aus der Sicht des Hundes «Bäri» oder eines Wollknäuels, erzählt von den «Meiechäfere» und von den «Chnächte ù Jungfere» – unverblümt und zugleich poetisch.

«Es gwirbigs Meitschi»

Die aus Radio und Fernsehen bekannte Autorin las am Donnerstag anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Vereins «Pro Bösingen» (siehe Kasten) eine Auswahl ihrer Kurzgeschichten vor. Hanni Salvisberg wurde nicht zufällig für die Lesung angefragt. Die Bäuerin, die heute in Rosshäusern lebt, ist in Nussbaumen aufgewachsen. Dieser kleine Weiler unterhalb von Wünnewil gehörte früher zur Gemeinde Bösingen.

Die Grossmutter von Hanni Salvisberg war Marie Schnyder aus Uttewil. Sie heiratete 1890 Adolf Schuhmacher von Nussbaumen. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Ernst Schuhmacher heiratete die von Brüggelbach stammende Martha Zoss. Ihr erstes gemeinsames Kind, Hanni, kam 1923 auf die Welt. Im Buch über die Familie Schnyder «Uttewil. Vom Hof u vo syne Lüt» (1941) steht über Hanni Salvisberg geschrieben: «Das isch es Jahr z’Champvent, im Waadtland, gsi ga
d’Sprach lehre – hüt hilft es deheim. Es gwirbigs Meitschi!»

«Ich war Mädchen für alles»

Hanni Salvisberg besuchte die reformierte Schule in Fendringen. Bis zu 40 Schüler drängten sich in eine Schulstube, die Älteren mussten den Jüngeren beim Lesen und Rechnen helfen. «In der neunten Klasse hatten wir Mädchen nur noch kirchlichen Unterricht und Kochschule», bedauert die Schriftstellerin. Sie wäre lieber noch länger zur Schule gegangen.

Kurz nachdem sie von einem Welschlandjahr nach Hause kam, brach der Zweite Weltkrieg aus. Ihr Vater musste zum Aktivdienst einrücken und Hanni Salvisberg hatte nun auf dem Hof alle Hände voll zu tun. «In dieser Zeit habe ich den Knecht gemacht, ich war Mädchen für alles.» Noch während des Krieges lernte sie im Dorftheater ihren Mann Werner kennen und zog mit 24 Jahren nach Rosshäusern. Ihre Kinder wohnen heute in Kanada, Frankreich und Deutschland; Grosskinder hat sie sogar in Finnland. Nur der jüngste Sohn ist auf dem elterlichen Hof in der Schweiz geblieben.

Gschichte für d’ «Grossbuebe»

Fürs Schreiben hatte Hanni Salvisberg vorerst keine Zeit. Lange Jahre führte sie mit ihrem Mann in Rosshäusern einen Bauernbetrieb. «Ich war für die Kinder und den Betrieb da und hatte kaum Zeit an mich zu denken», erzählt sie. «Mir erging es so wie anderen Bauersfrauen auch.» Als sie und Werner dann ins Stöckli zogen und den Hof aus den Händen gaben, nutzte Hannis Salvisberg die freie Zeit, um ihrem neuen Hobby nachzugehen.

Die Grosskinder waren der eigentliche Auslöser, warum Hanni Salvisberg ihre Erinnerungen aufschrieb. «Grosi, hesch wider es Gschichtli gschribe?», fragten die Grossbuben ständig. Es entstand eine kurzweilige Geschichte nach dem anderen. Im Altersturnen las sie ab und zu etwas vor und löste Begeisterung aus. «Irgendwann wurde ich dann vom Radio eingeladen. Von da an hatte ich keine Ruhe mehr», berichtet die heute 81-Jährige.

Sie habe nie geglaubt, dass jemand sich für ihre Geschichten interessieren und erst noch ihr Buch kaufen könnte. Die Bäuerin wollte nur weitergeben, was sie wusste, und hatte keinerlei literarische Ambitionen.

«Lesungen stellen mich auf»

Ein «gwirbiges Meitschi» ist Hanni Salvisberg immer noch. In dieser Woche standen gleich drei Lesungen auf ihrem Terminplan. Manchmal kommt sie erst spät abends nach Hause. «Ich sage mir immer, das ist die letzte Lesung gewesen», lacht die Bestsellerautorin. Doch kaum hat sie das Publikum für sich gewonnen, ist Hanni Salvisberg nicht mehr zu bremsen. Auch in Bösingen war dies der Fall. Das Publikum hörte gebannt zu, schmunzelte, staunte, und manch einer konnte sich wohl selber an die alten Zeiten zurückerinnern. «Die Lesungen stellen mich immer wieder auf. Ich komme mit vielen Leuten in Kontakt», strahlt Hanni Salvisberg am Ende der Veranstaltung in den Drei Eidgenossen. Auch diese Lesung war bestimmt nicht ihre letzte.

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