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Voller Widersprüche

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Voller Widersprüche

Vortrag über die katholische Kirche

Kürzlich hat Erich Camenzind, Pfarrer der deutschsprachigen Katholiken der Agglomeration Lausanne, an einem Meeting des Kiwanis Clubs Fryburg-Sense-See ein recht kritisches, aber keineswegs destruktives Bild der römisch-katholischen Kirche vermittelt.

Einmal mehr konnte Präsident André Zühlke, Schmitten, eine ungewöhnlich starke Beteiligung an den aufrüttelnden, aber auch nachdenklich stimmenden Ausführungen des ehemaligen FN-Chefredaktors registrieren.

Pfarrer Erich Camenzind stützte sich in seinem von markanter Diktion und Verve geprägten Vortrag auf Werke von und über Hans Küng, dem «unerschrockenen Theologen mit unbequemen Wahrheiten». Einlässlich befasste er sich mit neuesten Entwicklungen und der heutigen Situation der Kirche, den Schwierigkeiten und Erfolgen des letzten Vatikanischen Konzils.

Spezielle Hinweise galten umstrittenen und ungelösten Problemen: Gegenseitige Anerkennung der Ämter (Taufe, Abendmahl, Weihe), Frauenordination, Ökumene (Interkommunion, Konzelebration), Vergebung (Beichte), Ehescheidung und Wiederverheiratung, Zölibat, nichtchristliche Religionen (Weltethos) und Dogmen. Schliesslich betonte Camenzind, dass die Aktivitäten von Papst Johannes Paul II. ein «Pontifikat voller Widersprüche» bildeten:

l Er verteidigt die Menschenrechte nach aussen, verweigert sie innerkirchlich aber den Bischöfen, Theologen und vor allem den Frauen.
l Er ist ein glühender Marienverehrer und predigt ein überaus hohes Frauenideal, gleichzeitig verweigert er den Frauen die Pille und die Priesterweihe.
l Er predigt gegen die Massenarmut in der Welt, trägt aber durch seine Stellungnahme gegen Geburtenregelung zu Bevölkerungsexplosion und Elend bei.
l Er verteidigt das traditionelle Priesterbild, das dem zölibatären Mann vorbehalten bleibt; dadurch trägt er aber Mitverantwortung am katastrophalen Priestermangel, am Rückgang des religiösen Lebens in manchen Ländern und am Skandal pädophiler Priester, den man nun nicht mehr vertuschen kann.
l Bei den Heilig- und Seligsprechungen stellt man eine eigentliche Inflation fest, gleichzeitig eröffnet aber dieser Befürworter der Heiligkeit gegen Theologen, Priester und Ordensleute Prozesse, die der Inquisition gleichen.
l Er lobt die Ökumene, gleichzeitig, aber gefährdet er die Beziehungen mit den orthodoxen und reformierten Kirche; er verhindert die Anerkennung ihrer Ämter und die gemeinsame Eucharistiefeier von Protestanten und Katholiken.
l Er hat am Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen. Trotzdem lebt er die dort definierte Kollegialität zwischen Papst und Bischöfen nicht vor, sondern zelebriert bei jeder neuen Gelegenheit den Triumph des Papsttums.
l Er kämpft vehement für die öffentliche und private Moral, gleichzeitig verliert er durch seinen für unsere Zeit befremdlichen Rigorismus die Glaubwürdigkeit einer moralischen Autorität.
l Im Jahre 2000 hatte er den Mut, öffentlich die begangenen Fehler der Kirche einzugestehen, aber er hat daraus praktisch keine Konsequenzen gezogen.

Daher brauche unsere Welt nach wie vor «unbequeme Propheten mit unbequemen Wahrheiten» – wie Hans Küng, Stachel im Fleisch für all jene, denen er die Wahrheit unbeirrt und schonungslos vorhält. Ob es uns passe oder nicht, die Welt brauche Propheten – auch heute, sagte Camenzind abschliessend. bra

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