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Vom Archivweg an die Zeughausstrasse

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Vom Archivweg an die Zeughausstrasse

Der bevorstehende Umzug bringt dem Staatsarchiv nüchterne Funktionalität anstelle von historischem Flair

Seit 85 Jahren ist das Staatsarchiv Freiburg im ehemaligen Augustinerkloster im Auquartier untergebracht. Nun verlässt die Institution die ehrwürdigen Mauern und zieht an die Zeughausstrasse. Damit soll der seit Jahren bestehende Platzmangel vorerst behoben werden.

Von CAROLE SCHNEUWLY

Das Augustinerkloster in der Au ist erstmals im Jahr 1255 urkundlich belegt. Nach seiner Säkularisierung wurde das Kloster 1847 von der radikalen Regierung zum Zentralgefängnis umfunktioniert. 1918 siedelte das Staatsarchiv aus der Staatskanzlei in das ehemalige Klostergebäude um.

Der Anekdoten aus der wechselhaften Geschichte der alten Gemäuer sind viele. Staatsarchivar Hubert Foerster kennt sie alle und teilt sie gerne mit den Besucherinnen und Besuchern des Archivs. Geradezu langweilig nimmt sich dagegen das modern ausgestattete Gebäude an der Zeughausstrasse 17 aus, wo das Staatsarchiv künftig neben dem Bezirksgericht Saane zu finden sein wird.

Das Archiv platzt aus allen Nähten

Die besondere Atmosphäre im ehemaligen Augustinerkloster, wo die Geschichte nicht nur in den aufbewahrten Archivalien, sondern auch in den alten Mauern, den knarrenden Treppen, den verschachtelten Gängen allenthalben gegenwärtig wird, werde er nach den 35 Jahren schon vermissen, sagt Foerster. Dazu gehöre der Blick auf die Saane ebenso wie die guten Kontakte zu den Quartierbewohnern. «Oben», so sagt er, «oben wird sicher alles ein bisschen unpersönlicher, steriler, neutraler.»

Trotz dieser leisen Wehmut sind die Vorteile des neuen Standorts nicht von der Hand zu weisen. Als Erstes sind da die Platzprobleme, unter denen das Staatsarchiv schon seit geraumer Zeit zu leiden hat: Sechs Laufkilometer Archivalien füllen die alten Klosterräume fast bis auf den letzten Zentimeter. Reserven hat man längst keine mehr; das als Zwischenarchiv errichtete Aussenlager in Bulle umfasst ebenfalls bereits Bestände von etwa drei Kilometern. Dazu kommen die beengten Verhältnisse in den Büros der Mitarbeiter und im Lesesaal – die zwei Mikrofilm-Lesegeräte etwa stehen in einer Ecke im Treppenhaus. Für dringend benötigte zusätzliche Hilfskräfte wäre kein Platz zu finden, selbst wenn die finanziellen Mittel dafür vorhanden wären.

Die Platzreserven bleiben knapp

Hierbei werde der Umzug einiges verbessern, erklärt Foerster. Neun bis zehn Kilometer stünden für die Dokumente zur Verfügung. Da man das Zwischenlager in Bulle beibehalte, bleibe damit wenigstens eine kleine Reserve für Neuzugänge. Wie lange diese allerdings ausreiche, sei schwierig abzuschätzen. Dies hänge vor allem davon ab, wie viele und welche Art von Akten dem Staatsarchiv in Zukunft übergeben würden. Dass man schon bald wieder neue Lagerräumlichkeiten brauchen werde, sei jedenfalls abzusehen.

Ein neuerlicher Umzug komme aber nicht in Frage. Punkto Infrastruktur biete der Standort an der Zeughausstrasse nämlich wesentliche Verbesserungen. So werde man dort über einen separaten Raum für die Neuzugänge verfügen, die sich bisher in der Eingangshalle stapelten. Die öffentlich zugängliche Zone mit Empfang und Lesesaal werde besser vom Büro- und Depotbereich getrennt. Für Restaurationen werde ein Atelier eingerichtet. Die klimatischen Voraussetzungen für eine fachgerechte Konservierung seien ebenfalls gewährleistet. Wichtige Verbesserungen gebe es im Sicherheitsbereich, vor allem, was die Zugänglichkeit für die Feuerwehr betreffe.

Wenn der Warenlift zu klein ist

Bevor die sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich fünf Vollzeitstellen teilen, und die jährlich mittlerweile gegen 3000 Besucher in den Genuss der neuen Infrastruktur kommen, steht zunächst der grosse Zügel-termin an. Ab dem 8. September werden während mindestens zwei Monaten jeden Tag 12 bis 15 Personen im Einsatz sein, die im Rahmen einer praktischen Evakuationsübung des kantonalen Zivilschutzes den Umzug des Staatsarchivs mit all seinen Beständen abwickeln werden. Die Organisation sei gar nicht so schwierig, erklärt Hubert Foerster. Man habe alle Bestände zentimetergenau ausgemessen und im neuen Lager angeschrieben, was wohin komme. Der ganze Umzug werde von den Mitarbeitern des Archivs überwacht, die gleichzeitig den administrativen Betrieb aufrecht erhielten.

Wiedereröffnung nicht vor Januar

«Die grösste Schwierigkeit dürfte im Abtransport aus dem alten, verschachtelten Gebäude bestehen», so Foerster weiter. Tatsächlich sind rund zwei Laufkilometer Dokumente im Estrich gelagert, der nur über eine Leiter oder aber über einen kleinen Warenlift zugänglich ist. Dieser wiederum, selber ein Museumsstück der Firma Schindler aus dem Jahr 1917, trägt nicht mehr als 70 Kilo und ist für die Umzugsschachteln just ein paar Zentimeter zu schmal.Ist der Umzug erst einmal über die Bühne, wird es noch einige Zeit dauern, bis am neuen Ort alles seine Ordnung hat. Erst wenn gewährleistet sei, dass jedem Benutzer die benötigten Archivalien binnen zehn Minuten ausgehändigt werden könnten, werde das Staatsarchiv seine neuen, modernen Türen wieder für die Kundschaft öffnen, so Foerster. Dies dürfte nicht vor Januar 2004 der Fall sein.

Was aus den alten Archiv-Räumlichkeiten wird, steht noch nicht fest. Die Adresse aber wird im Auquartier noch bis auf weiteres an das Staatsarchiv erinnern: Chemin des Archives – Archivweg.
Züglete mit Pferd und Wagen

Das Staatsarchiv zieht nicht zum ersten Mal um. 1918 wurde es aus der Staatskanzlei an den heutigen Standort in der Unterstadt verlegt. Kathrin Utz Tremp, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Staatsarchivs, hat aus Anlass der bevorstehenden Züglete einen Blick auf den damaligen Umzug geworfen.

Etwa 1,5 Millionen Stücke habe man damals in 1952 nummerierte Kisten verpackt, nachdem man sie mit einem elektrischen Staubsauger von insgesamt 33 Kilogramm Staub befreit habe. Von Mitte März bis Mitte Mai seien jeden Morgen 54 bis 60 Kisten auf zwei Wagen mit je zwei Pferden geladen worden. Am Nachmittag seien diese jeweils über die Alte Brunnengasse, St.-Johann- und Mittlere Brücke, Samariter- und Lendagasse zum alten Augustinerkloster gefahren. Dort habe man die Bestände anhand der Inventare überprüft und auf vier Stockwerken untergebracht. Nach insgesamt vier Monaten sei das Archiv wieder eröffnet worden. Dass man den Umzug dieses Mal in der gleichen Zeit über die Bühne bringt, kann Kathrin Utz Tremp nicht versprechen. Immerhin hätten sich die Bestände des Staatsarchivs seit 1918 mehr als verfünffacht. Dies hänge damit zusammen, dass das Archiv heute nicht mehr nur die Archivalien von Staatsrat und Grossrat aufbewahre, sondern auch diejenigen von Justiz und Kantonsverwaltung sowie solche aus Gemeinde-, Pfarrei- und Privatarchiven. cs

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