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Vom Berg ins Tal?

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Musik, Sport, Naturlehre, technisches Gestalten und Hauswirtschaft stehen für die Orientierungsschüler aus Jaun immer am Mittwoch in La Tour-de-Trême auf dem Programm. An den vier anderen Wochentagen gehen die 21 Jugendlichen in Jaun zur Schule. Dort werden sie in einigen Fächern wie Geografie oder Geschichte altersübergreifend, alle zusammen, unterrichtet, für andere Fächer wie Mathematik oder den Sprachenunterricht sind sie in die drei üblichen Schulstufen unterteilt. Diese Sonderregelung gilt seit 2004, als die Orientierungsschule in La Tour-de-Trême als zweiter OS-Bau im Greyerzbezirk eröffnet wurde. Vor 2004 besuchten die Jugendlichen aus Jaun die deutschsprachige Orientierungsschule in der Stadt Freiburg.

Eigentlich hätten die Schüler aus Jaun 2004 ganz in den Schulbetrieb in La Tour-de-Trême integriert werden sollen. Doch die Bevölkerung des Greyerzbezirks wuchs derart rasant an, dass das Schulhaus schon wieder zu klein war, als die Bauzeit zu Ende ging. Der Kanton suchte deshalb nach einer anderen Lösung für die einzigen deutschsprachigen Schüler des Greyerzbezirks und entschied sich für die Einrichtung der «OS-Filiale Jaun», die mittels Vereinbarung dem Gemeindeverband der Orientierungsschule von La Tour-de-Trême zugeordnet ist.

 «Sie haben uns dieses Angebot gemacht, und wir haben es angenommen.» So pragmatisch umschreibt der Jauner Syndic Jean-Claude Schuwey das damalige Vorgehen. Nicht die Schüler nahmen fortan den Weg ins Tal auf sich, sondern die Lehrer kamen zu ihnen. «Wir haben immer versucht, die beste Lösung für die Schüler zu finden», sagt Schuwey. Das aktuelle System scheint dieses Ziel zu erfüllen. «Negative Rückmeldungen hatten wir nie», so der Syndic.

Altersgemischte Gruppen

Dass sich diese Unterrichtsform bewährt hat, finden auch der Jauner Primarschulleiter Emil Raemy und der örtliche Leiter der OS-Klassen, René Leuenberger. «Es wurde ein ausgeklügeltes System ausgearbeitet, damit die Schülerinnen und Schüler bestmöglich profitieren können», sagt Raemy, der seit 25 Jahren in Jaun unterrichtet. «Durch die altersdurchmischten Gruppen lernen sie viel voneinander, vor allem die Jüngeren von den Älteren. Viele Sachen wie die Beschäftigung mit der Berufswahl passieren automatisch, weil sie es bei den Älteren abgucken», erklärt René Leuenberger. So führt die OS Jaun eine Stammklasse mit 21 Schülern. Einige Fächer besuchen alle gemeinsam, andere werden stufenweise oder stufenübergreifend nach Leistung erteilt. Der Unterricht wird grob gerechnet mit drei Vollzeitstellen abgedeckt. Die Anzahl Schüler schwankt immer leicht, weil französischsprachige Schüler wochenweise den Unterricht in Jaun besuchen können und umgekehrt. Aktuell zählt die Klasse deshalb zwei Schüler mehr.

Analyse ist im Gang

Mit dem dritten Greyerzer OS-Schulhaus in Riaz, das sich seit September 2015 im Bau befindet und voraussichtlich auf das Schuljahr 2018/19 hin in Betrieb genommen wird, ist die Diskussion über eine Verschiebung der Jauner OS-Schüler ins Tal wieder aufgekommen. Denn mit dem Neubau würde in La Tour-de-Trême Platz frei. «Im Verlaufe dieses Schuljahres haben Gespräche zur aktuellen Situation zwischen dem Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht und der OS-Direktion von La Tour-de-Trême stattgefunden. Eine Analyse zu zukünftigen Schulmodellen ist im Gang», bestätigt Amtsvorsteher Andreas Maag auf Anfrage der FN. Die Analyse werde aufzeigen, welche Vor- und Nachteile eine Verschiebung für Jaun mit sich bringe. Sie werde noch bis Ende Schuljahr mit der Schulinspektorin, dem OS-Direktor und dem Vorstand des Gemeindeverbandes der OS La Tour-de-Trême geführt, so Andreas Maag, deshalb könne er sie zurzeit nicht weiter kommentieren. Eine Verschiebung hätte jedoch keine finanziellen Auswirkungen für den Kanton Freiburg, sagt er.

 Aus Sicht von Frédéric Ducrest, Direktor der OS La Tour-de-Trême, ist die Lösung mit Jaun ein guter Kompromiss, dem nun aber langsam der Schnauf ausgehe. Zum einen sei es schwierig, Lehrer für die Aussenstelle in Jaun zu finden. «Das aktuelle System ist nur deshalb möglich, weil in Jaun motivierte Lehrer am Werk sind und das Team stabil ist.» Zum anderen sei es für die Entwicklung der Schüler besser, wenn sie nach sechs Jahren Primarschule in Jaun in ein neues soziales Umfeld kommen würden, sagt Ducrest.

Zurzeit besuchen 910 Schüler die OS in La Tour-de-Trême, in Bulle sind es knapp 940 Schüler, und das neue Schulhaus in Riaz schafft Platz für 700 Jugendliche. «Dann können wir bei uns hoffentlich auf 800 Schüler reduzieren», sagt der OS-Direktor Frédéric Ducrest.

Gut für die Entwicklung

Welche Zukunft sieht der aktuelle Pädagogische Leiter, René Leuenberger, für die OS Jaun? «Da gibt es viele Faktoren, die mitspielen», sagt er. Die entscheidende Komponente sei der Nutzen für die Jugendlichen. «Aus sozialen Überlegungen heraus wäre der Schritt nach La Tour-de-Trême eine gute Sache.» Im Hinblick auf die Berufswahl und für die Entwicklung der Schüler erachtet er es als positiv, wenn sie mit anderen Gleichaltrigen zusammenkommen und so ihren Horizont erweitern. «Es haben aber beide Schulstandorte ihre Vorteile», so Leuenberger. In Jaun seien durch das kleine Lehrerteam praxisnahe Aktivitäten wie Projektarbeiten oder Exkursionen leichter zu organisieren. Diese Flexibilität bei den Unterrichtsformen komme den Schülern zugute und fördere ihre Selbständigkeit. «Oft sind sie bei praktischen Arbeiten sehr motiviert und geschickt, was ihnen in der Arbeitswelt von grossem Nutzen ist», sagt er.

Im Jauner Gemeinderat sind die Meinungen geteilt: Noch-Schulpräsident Beat Buchs möchte, dass die OS-Schüler die ganze Woche über in Jaun bleiben: «So können sie zu Hause mittagessen, müssen weniger früh aufstehen, und der Gemeinde gehen die Mieteinnahmen von 18 000 Franken pro Jahr für die drei Schulzimmer nicht verloren.» Syndic Jean-Claude Schuwey hingegen gibt sich offener: «Irgendwann müssen wir uns wieder neuen Herausforderungen stellen.»

Viele Sachen passieren automatisch, weil die Jüngeren bei den Älteren abgucken.

René Leuenberger

Leiter der OS-Klassen in Jaun

«Wir fanden es cool und hatten das Gefühl, zu den Erwachsenen zu gehören.»

Tamara Buchs

Jaunerin und ehemalige Schülerin der OS in Freiburg

Zahlen und Fakten

88 Schüler und 16 Lehrpersonen

In Jaun gehen 88 Schülerinnen und Schüler zur Schule. 10 besuchen den Kindergarten, 57 die Primarschule und 21 die OS. Drei Schüler kommen aus AbländschenBE, zwei aus Charmey. 16 Lehrpersonen unterrichten in Jaun, alle Teilzeit. Die Primarklassen werden doppelstufig geführt. Emil Raemy aus Oberschrot ist der Schulleiter der Primarschule. Für die OS-Klassen ist René Leuenberger verantwortlich, der seit 2005 in Jaun unterrichtet und in Vuadens wohnt. Die Schülerzahlen seien abnehmend, so Raemy. «In den 1990er-Jahren zählten wir in der 5./6.Klasse Spitzenwerte von 31Schülern, jetzt sind es maximal 21.» Zurzeit profitiere die Schule noch von den kinderreichen Familien der Gemeinde. Doch für die grösste Klasse von 15 Primarschülern, die nächstes Jahr in die OS übergeht, kämen nur gerade vier Schüler nach.ak

Meinung: Schüler sehen Vor- und Nachteile

D er 15-jährige Olivier Remy aus Im Fang besucht die dritte OS-Klasse in Jaun. In dieser Woche geht er aber ausnahmsweise nur in La Tour-de-Trême zur Schule und besucht alle Fächer auf Französisch. Dieser wochenweise Austausch zwischen Jaun und La Tour-de-Trême ist ein Spezialangebot für die Schülerinnen und Schüler beider Sprachgruppen. «Ich mache nächstes Jahr eventuell ein 10. Schuljahr in La Tour-de-Trême; da schadet es sicher nicht, die Schule noch besser kennenzulernen und Bekanntschaften zu machen», sagt Olivier.

Jauner stehen zusammen

Weil er schon seit drei Jahren jeden Mittwoch in «La Tour» zur Schule geht, ist ihm die Schule nicht fremd. Einige Gesichter kennt er schon von der Pause, dem Mittagessen in der Mensa oder von der Busfahrt. «Es ist schon so, dass die Jauner in der Pause zusammenstehen; aber nicht nur, wir reden auch mit den welschen Schülern», erzählt seine Schwester Florence, die in Jaun die erste OS besucht. Die Geschwister können dem wöchentlichen Schultag in La Tour-de-Trême Vor- und Nachteile abgewinnen. «Die gut halbstündige Busfahrt ist etwas mühsam», sagt Florence. «Und wir müssen jeweils viel Material mitnehmen», sagt Olivier. Denn am Mittwoch stehen für die Jauner verschiedene Fächer von Sport über Musik bis zu Werken, Naturlehre und für die Ältesten auch Hauswirtschaft auf dem Programm. Das seien alles Fächer, die sie eigentlich auch in Jaun besuchen könnten, erklären die beiden. «Doch in La Tour haben wir die bessere Ausrüstung», so Florence. Für ihr Französisch sei der Tag in La Tour-de-Trême sicher förderlich, finden beide.

Umfrage lanciert

In der Schule haben sie bereits darüber diskutiert, wie die Zukunft der OS Jaun aussehen soll, und im Dorf eine Umfrage durchgeführt. Die Schüler wollten von der Dorfbevölkerung wissen, wie sie zur möglichen Veränderung stehen, die OS-Klassen ab 2018 ganz in La Tour-de-Trême zu führen. «Es war interessant, zu sehen, wie unterschiedlich die Leute geantwortet haben», sagt Olivier. Die meisten hätten sich dafür ausgesprochen, dass die OS-Schüler für den Unterricht im Dorf bleiben sollen. «Sie befürchten, das Dorf werde sonst aussterben.» Die jüngeren Befragten hingegen, die vor Jahren die Orientierungsschule in Freiburg besucht hatten, würden dies genau anders sehen. «Sie sagen, es sei besser, wenn man nicht neun Jahre mit denselben Personen zur Schule geht. Da ist sicher etwas dran», findet Olivier Remy.

«Wir fanden es cool»

Die 31-jährige Tamara Buchs ist eine der Jaunerinnen und Jauner, die die OS in Freiburg absolviert haben. «Wir fanden es cool und hatten das Gefühl, zu den Erwachsenen zu gehören», sagt sie. Sie findet, es habe allen gut getan, nach sechs Jahren Primarschule in Jaun mal etwas anderes zu sehen. Die engsten Freundinnen und Freunde seien dennoch die Kollegen aus Jaun geblieben. Täglich zwei Stunden im Bus zu verbringen, komme ihr im Nachhinein lang vor, sagt Tamara Buchs. Damals habe sie es jedoch gar nicht so empfunden.

Florence und Olivier Remy könnten es sich vorstellen, die ganze Woche im Tal zur Schule zu gehen. Sie haben aber auch ihre Bedenken, dass die Lehrer dann noch häufiger französisch mit ihnen sprechen. Zurzeit werden Musik und Turnen auf Französisch unterrichtet. ak

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