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Vom grünen Gras zum weissen Gold

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Glückliche Kühe, saftige Matten, idyllische Berglandschaften, urchige Chalets: Kaum eine Milchverpackung kommt ohne solche Motive aus. Sie stehen für das idealisierte Bild der Milchwirtschaft, das trotz aller Technologisierung bis heute vorherrscht. Diesen Klischees begegnet man jetzt auch im Greyerzer Museum in Bulle in der Ausstellung «Milch – or blanc fribourgeois», die ab heute zu sehen ist. Die Schau um das «weisse Gold Freiburgs» begnügt sich aber nicht mit dem oberflächlichen Blick auf die Verpackungen, sondern fragt, woher die verklärten Vorstellungen kommen, zeigt, wie sich die Milchwirtschaft in den letzten 200 Jahren entwickelt hat, und erklärt ihren ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Stellenwert. Gestaltet hat die Ausstellung die Historikerin Anne Philipona, die 2017 ein Buch über die Geschichte der Milch im Kanton Freiburg veröffentlicht hat. «Wir konzentrieren uns auf das 19. und 20. Jahrhundert, als die Milch stark an Bedeutung gewonnen hat», sagt Anne Philipona bei einem Rundgang mit den Medien.

Treffpunkt Käserei

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe die Milch keineswegs als gesund gegolten, sondern als Trägerin von Krankheiten, so die Historikerin. Erst neue Methoden zur Kühlung und zur Verlängerung der Haltbarkeit hätten das verändert. «Die Bauern begannen, Milchkühe im Flachland zu halten, und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte jedes Dorf seine eigene Käserei.» Zweimal täglich brachten die Bauern ihre Milch in die Käserei, die bald zu einem wichtigen Treffpunkt wurde. «In der Käserei erfuhr man die neusten Gerüchte, tauschte Infor­ma­tio­nen aus und fällte nicht selten auch politische Entscheide», sagt Anne Philipona. Auch die Käser gewannen an Ansehen. Die ersten Käsereien im Kanton Freiburg befanden sich im ­Saane- und im Glanebezirk; die meisten Käser, die dort arbeiteten, waren zugezogene Greyerzer, in deren Heimat noch auf der Alp gekäst wurde. «Sie waren Fremde, doch als die Käsereien immer wichtiger wurden, wuchs auch der soziale Status der Käser.» Wie den Bauern brachte die Milch auch den Käsern ein sicheres Auskommen. «Die Milch wurde wichtig für die Freiburger Wirtschaft. Sie sicherte vielen Menschen den Lebensunterhalt, auch wenn sie nicht reich wurden.»

Historische Fotos zeugen in der Ausstellung von dieser Entwicklung, aber auch Objekte wie akribisch geführte Hefte, in denen die Käsereien über die Milchlieferungen Buch führten. Bei diesen Heften handelt es sich um Originale aus den Archiven verschiedener Freiburger Milchgenossenschaften. «Das sind wichtige Quellen, die unbedingt erhalten bleiben müssen», betont Anne Philipona. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde die Milch auch zum Exportprodukt: In der ganzen Schweiz entstanden Kondensmilchfabriken, auch im Kanton Freiburg, die erste 1872 in Düdingen. Ein Foto aus der «Condenserie» von Payerne aus dem Jahr 1900 zeigt die Fabrikarbeiterinnen inmitten von Milchdosen.

Milch macht stark

Zum unerlässlichen Grundnahrungsmittel wurde die Milch in der Schweiz spätestens in der Zeit des Ersten Weltkriegs. «In den Jahren des Mangels diente sie der Ernährung der Bevölkerung», erklärt Anne Philipona. Damals wurde der Milchpreis zum Thema, mit umgekehrten Vorzeichen als in späteren Jahren: «Während des Kriegs hielt der Bund den Preis künstlich tief, damit die Milch für alle erschwinglich blieb.» Damals begann auch der Glaube an die stärkende Wirkung der Milch. «Milch macht müde Männer munter», hiess es in den Fünfzigerjahren in einem deutschen Werbeslogan. Auch in der Schweiz dachte man so. Kinder wurden dazu angehalten, jeden Tag ein Glas Milch zu trinken, und auch Soldaten und Sportler stärkten sich mit Milch.

Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich der Industrialisierung. Hier ist etwa ein tragbares Labor für die Milchkontrolle aus den Vierzigerjahren zu sehen, eine Leihgabe der Forschungsanstalt Agroscope. Die Kontrolleure der damaligen Versuchsanstalt Liebefeld benutzten es bis in die Siebzigerjahre, um Milch- und Milchprodukte zu analysieren. Ein Foto ermöglicht einen Einblick in die Migros-Molkerei ELSA in Estavayer-­le-Lac; daneben stehen in einem Schrank all die Milchprodukte, die der Konsument von heute kaufen kann. Eine Schweizer Besonderheit sei das Mokka-Joghurt, sagt Isabelle Raboud-Schüle, Direktorin des Greyerzer Museums. «Es ist nirgends so beliebt wie bei uns, wahrscheinlich, weil Milch und Kaffee in der Schweiz traditionell zusammengehören.»

Greyerzer Museum, Bulle. Bis zum 10. November. Di. bis Fr. 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr (von Juni bis September mittags durchgehend offen), Sa. 10 bis 17 Uhr, So. 13.30 bis 17 Uhr.

Charles Morel

Postkarten-Pionier aus Bulle

Parallel zur Ausstellung über die Milch zeigt das Greyerzer Museum in der Reihe «Schätze aus der Sammlung» Fotografien von Charles Morel (1862–1955). Der Geschäftsführer einer Druckerei und später einer Buchhandlung und Papeterie gründete 1900 die Editions Charles Morel Bulle, um Postkarten mit Ansichten der Region zu produzieren und zu verkaufen. Die Motive fotografierte er selbst: Alphütten, Älpler in Trachten und andere touristische Sujets. Heute kümmert sich René Morel, der Enkel von Charles Morel, um den Nachlass seines Grossvaters. In den letzten Jahren hat er sich auf die Suche nach den Alphütten auf den Postkarten gemacht. Die meisten machte er ausfindig und fotografierte sie in ihrem heutigen Zustand. In der Ausstellung sind die alten und die neuen Bilder auf Bildschirmen zu sehen. Ausserdem können die Besucher eine Auswahl von Morels Postkarten entdecken. Insgesamt ­seien rund 2500 Karten seines Grossvaters dokumentiert, sagt René Morel, es ­seien jedoch nicht alle erhalten. Die Familie hat die Sammlung 2002 dem Greyerzer Museum übergeben.

cs

Programm

Die Milch erobert die Freiburger Museen

Die Ausstellung im Greyerzer Museum ist einer der Schwerpunkte des Projekts «Milch 2019» des Verbands der Museen des Kantons Freiburg. Dieser hat die Milch zu seinem Jahresthema gemacht. Im Mittelpunkt stehen die Ausstellung im Greyerzer Museum und die Ausstellung «Milch – Mütterliches Elixier», die vom 15. Juni 2019 bis zum 2. Februar 2020 im Naturhistorischen Museum Freiburg zu sehen ist. Dazu kommen Mini-Ausstellungen und andere Aktivitäten in weiteren Museen und Institutionen. So widmet sich zum Beispiel das Staatsarchiv Freiburg der schwarzen Magie in der Milch und der Milchversorgung während des Ersten Weltkriegs (15. Mai 2019 bis 31. Januar 2020). Das Bibel- und Orientmuseum der Universität Freiburg zeigt Objekte aus seiner Sammlung rund um die Themen Milch und Honig (bis zum 15. Oktober). Auch das Museum Murten hat seine Sammlung durchforstet und zeigt von Mai 2019 bis Januar 2020 jeweils ein Objekt und ein Bild des Monats. Die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg präsentiert Plakate mit Milch und Milchprodukten aus ihrer Plakatkollektion (28. Mai bis 21. Juni). Vorträge, Ateliers und Führungen gibt es unter anderem im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg, im Museum Charmey, im Vitromusée in Romont, im Römermuseum Vallon oder im Maison Cailler in Broc.

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