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Vom persönlichen Wissen

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Gastkolumne

Autor: Beat Brülhart

Vom persönlichen Wissen

Waren Sie schon einmal in Rio? Nein? Und trotzdem wissen Sie, dass es dort den Zuckerhut und die Copacabana gibt, nicht wahr? Die meisten wissen das, das weiss man einfach. Logo. Und wer das nicht weiss, ist ein Depp. Ich war noch nie in Kabul und trotzdem weiss ich, dass das in Afghanistan ist, dass es dort Taliban gibt und Krieg. Woher ich das weiss und seit wann, weiss ich nicht. Ich weiss nicht einmal, warum ich wissen soll, dass es in Afghanistan Taliban gibt und in Rio den Zuckerhut. Aber man weiss es halt, einfach so, ohne es gelernt zu haben.

Mir fällt auf, dass ich nur wenig meines Wissens gelernt habe und nicht einmal weiss, warum ich es weiss. Den grössten Teil davon, (das, was man eben weiss) – dass es in New York Wolkenkratzer gibt, beispielsweise -, weiss ich einfach, ohne eigenes Zutun. Aber von irgendwoher habe ich es ja, nur ist es mir nicht bewusst. Keiner, der nicht in New York war, kann sagen, woher er weiss, dass es dort Wolkenkratzer gibt, und seit wann er das weiss. Aber man weiss es einfach. Und man meint erst noch, es sei sein ganz persönliches Wissen.

Viele Dinge möchte ich gar nicht wissen. Weil sie mich nicht interessieren und weil ich meine, dass sie für mein Leben unwichtig sind. Und trotzdem weiss ich sie. Das ist eigenartig. Dass Roger Federer Zwillinge hat, ist für mein Leben und das Wohlergehen der Menschen völlig unwichtig, aber ich weiss es trotzdem. Ich weiss, dass der englische Prinz bald heiraten will, ich weiss seit heute morgen, dass Noreen Carmody (ein Fotomodell aus dem Aargau) jetzt einen Freund namens Willy hat, ich weiss, dass der TV-Boss Matter gerne «Dschungelcamp» schaut und dass im Rheintal ein Besoffener mit seinem Auto in einem Feld eine 60 Meter lange Bremsspur hinterlassen hat und dann in ein Haus geknallt ist. Ich weiss auch, dass für die Schweizer Abfahrer ein blauer Himmel mit Sonnenschein während des Lauberhornrennens schönes Wetter ist, dass Nella Martinetti schon seit Jahrzehnten abnehmen möchte, dass der spanische König vermutlich zwei uneheliche Kinder hat, dass Beni Thurnheer ein blaues Auge erwischt hat und dass Bundesrätin Leuthard am Sonntag manchmal zu Hause ist. Das alles weiss ich, ohne es wissen zu wollen und ohne dass es mich interessiert.

Ich könnte jetzt über die Medien herziehen und ihnen die Schuld für mein unnützes Wissen in die Schuhe schieben. Das wäre unfair. Denn ohne Medien wüsste ich über den Gang der Welt nichts, rein gar nichts. Also muss ich bei mir selbst suchen. Der erste Schritt ist wohl, dass ich aufhöre zu glauben, dass mein Wissen mein ganz persönliches Wissen ist, das aus mir selbst entstanden ist und von nirgendwoher kommt. Des Weitern könnte man ja mal wieder seinen Grips gebrauchen und ein paar banale Fragen stellen. Muss ich das wissen? Warum will jemand, dass ich das wissen soll? Was hat das für eine Bedeutung für mein Leben? Ist es für den Fortbestand der Menschheit relevant? Wie viel von dem, was ich zu wissen glaube, habe ich selber auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft?

Das gibt ganz schön verblüffende Antworten.

Beat Brülhart wohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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