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Vom Strassenmusiker zum Sologeiger

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Vom Strassenmusiker zum Sologeiger

Wie der 15-jährige Jakub Dzialak aus Polen in Wünnewil eine Gastfamilie fand

Es war einmal ein mittelloser Bub, der aus Polen kam, in der Schweiz Freunde fand und hier Musik studierte. Heute ist der 23-jährige Jakub Dzialak auf dem besten Weg, ein bemerkenswerter Sologeiger zu werden. Am Sonntag, dem 7. März, tritt er im Schloss Überstorf auf: Ein Gespräch über seinen Werdegang.

Mit JAKUB DZIALAK
sprach IRMGARD LEHMANN

Jakub, Ihre Lebensgeschiche tönt wie ein Märchen. Erzählen Sie doch einmal, wie Sie in die Schweiz kamen und wie Sie es schafften, als Mittelloser hier zu studieren.

Ich war acht Jahre alt, als ich das erste Mal mit meinem Vater nach Deutschland ging, um Strassenmusik zu machen. Mein Vater spielte Akkordeon, ich Geige. Das taten wir Jahr für Jahr, jeden Sommer, bis ich 14 war. So lernte ich Deutschland kennen, Österreich und die Schweiz.

Mein Vater verdiente in den zwei Monaten jeweils gleich viel wie das ganze Jahr hindurch als Musiklehrer in Warschau.

Als Strassenmusikant machten Sie denn auch die Begegnung, die in ihrem Leben entscheidend war.

Eines Tages spielten wir auch unter den Lauben von Bern und so trafen wir die Familie Zurbriggen aus Elswil/Wünnewil.

Wir kamen ins Gespräch, und die Familie mit den drei Buben in meinem Alter bot uns Gastfreundschaft an. Das war 1993. Von da an hatten mein Vater und ich in Elswil unser «Basislager», von wo aus wir täglich loszogen nach Lausanne, Genf, Freiburg, Bern und Basel. Elswil wurde für mich eine zweite Heimat. Denn hier konnte ich in all den Jahren – ohne die Nachbarn zu stören – bis in alle Nacht hinein üben.

In Elswil trafen Sie dann auf Ihren nächsten Gönner.

Der Zufall wollte es, dass an einem Sommerabend Gäste aus Zürich zu Besuch waren. Ich war 14-jährig und gab ein «Ständchen». Die Familie aus Bülach war derart begeistert, dass sie mir ein Zuhause anboten, damit ich in Wintherthur bei einem renommierten Professor studieren könnte.

Mit Freude habe ich angenommen und Polen mit 15 Jahren verlassen. Fünf Jahre wohnte ich dann bei Familie Hildebrand.

Doch das waren nicht die einzigen Förderer. Bereits die Einreise in die Schweiz haben Sie einem Schweizer zu verdanken.

Wenn ich mich recht erinnere, war das 1990 in Bonn. Mein Vater und ich spielten wie immer auf der Strasse, und da kam eines Tages ein Herr aus Brienz auf uns zu. Er war Psychologe und bot uns an, die Papiere zu besorgen, damit wir künftig auch in der Schweiz spielen konnten. So sind mein Vater und ich nach Bern gekommen.

Jakub im Wunderland? Denn Ihr Vater, der zwar am Konservatorium Warschau Akkordeon und Klavier unterrichtet, hätte niemals das Geld aufbringen können, um Ihnen in der Schweiz ein Studium zu finanzieren.

Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben und bin all den Freunden unendlich dankbar. Doch es war auch hart in einem fremden Land. Ich war erst 15 Jahre alt, als ich hierher kam, kannte die Sprache nicht, alles war mir fremd. Zum Glück gab es die Musik. Ich übte stunden- und tagelang. Mit eisernem Willen. In der Schweiz wollte ich alle Prüfungen ablegen, die möglich waren. In dieser ersten Zeit musste ich mich aber auch auf die Matura vorbereiten.

Das Gymnasium in Warschau erlaubte mir ein Fernstudium. Und so reiste ich alle drei Monate für ein paar Tage nach Hause, um die Prüfungen abzulegen. Eine harte Zeit. Denn immer wieder gab es Stoff, den ich im Alleinstudium nicht ganz verstand. Während meinen Heimataufenthalten brachten mir jeweils Privatlehrer – mein Vater organisierte sie – in letzter Minute noch das Nötige bei.

Letztes Jahr haben Sie in Bern das Solistendiplom erworben. Voraussetzung hiefür war ein Konzertdiplom mit einer Höchstnote. Das haben Sie ein Jahr zuvor in Winterthur auch geschafft. Ihr musikalischer Werdegang ist eine Bilderbuchgeschichte mit sehr vielen Mitspielern. Welches waren die wichtigsten?

Die Begegnung mit Professor Igor Ozim war prägend. Der Meister aus dem Osten, der an der Musikhochschule Bern unterrichtete, lud mich – ich war damals 12-jährig – zu einem Vorspiel ein und zeigte mir, welchen Weg ich zu gehen hatte.

Ich war der letzte Schüler, der bei ihm letztes Jahr das Solistendiplom machen konnte. Heute ist Ozim pensioniert und lebt in Salzburg.

Das Leben haben Sie buchstäblich auf der Strasse kennen gelernt.

(Lacht) Ja, das war eine wahre Schule. Ich habe sie meinem Vater zu verdanken. Wir waren unglaublich gut aufeinander eingespielt. Keine Gesten, keinen Augenkontakt, nichts brauchten wir, um auf professionellem Niveau Musik zu machen.

Das war für Sie Bühnenerfahrung von frühester Jugend an.

So ist es. Die Bühne, der Auftritt ist wie ein Droge, für mich lebensnotwendig. Wenn ich zwei Monate lang keinen Auftritt habe, so fehlt mir Wesentliches. Und wenn ich zwei Tage nicht geübt habe, spüre ich bereits «Entzugserscheinungen».

Auch kenne ich quasi kein Lampenfieber. Ob ich vor 1000 Menschen spiele oder vor 5, ist für mich dasselbe.

Aber ein Künstler ohne Lampenfieber – das kann doch nicht das Echte sein?

Sicher spüre ich das Kribbeln im Bauch. Aber nie so, dass es mein Spiel beeinträchtigen würde.

Jetzt sind Sie 23 Jahr alt, haben das Studium hinter sich, unzählige Meisterkuse besucht und Wettbewerbe bestritten. Ihr einziges Ziel ist die Solistenkarriere. Wissen Sie, wie hart das sein wird?

Ich bin mir dessen bewusst. Zumal ich Ausländer bin und keine Stipendien erhalte. Auch für einen Orchesterposten in der Schweiz sieht es schlecht aus. Vertragssperre für Musiker aus dem Osten, heisst es. Um ein regelmässiges Einkommen zu haben, hätte ich gerne ein 50-Prozent-Engagement in einem Orchester angenommen. Da ich aber ein bescheidenes Leben gewohnt bin, werde ich auch so – als freischaffender Künstler – über die Runden kommen.

Ich bin mir bewusst, dass sich eine Solistenkarriere trotz hoher Begabung nicht einfach so realisieren lässt. Ohne Vitamin B läuft auch da nichts.

Ein Angebot als erster Geiger im Orchester von Sydney mit einem respektablen Gehalt haben Sie ausgeschlagen. Warum?

Da hätte ich mich zu 100 Prozent verpflichten und meinen Traum einer Solistenkarriere begraben müssen. Ich bin ja noch jung. Und da darf man doch noch Träume haben, oder?

Im Durchschnitt üben Sie sechs Stunden am Tag. Ab und zu können es auch zehn sein. Gibt es da noch Platz für anderes, für Freundinnen beispielsweise?

Schwierig, schwierig . . . mit einem Workaholic zu leben, wie ich einer bin. Aber eines Tages, vielleicht, wird sich das ändern.
Schloss Überstorf

Im Rahmen der Matinee-Konzertreihe in der Schlosskirche tritt der 23-jährige polnische Sologeiger Jakub Dzialak am Sonntag, dem 7. März, in Überstorf auf.

Begleitet wird der Geiger vom 29-jährigen Pia

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