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Vom Tramdepot zum Kunstraum

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Sie zählen zu den schillerndsten und einflussreichsten Paaren der Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts: Jean Tinguely, in Freiburg geborener Arbeitersohn und Dekorateur aus Basel, und Niki de Saint Phalle, in den USA aufgewachsene Tochter eines französischen Adligen. 1955 lernten sie sich in Paris kennen, er war 30, sie 25 Jahre alt. Einige Jahre später wurden sie ein Paar. Ihre Liebe war intensiv und turbulent, und obwohl beide anderweitigen Affären nicht abgeneigt waren, blieben sie sich bis an ihr Lebensende eng verbunden. Sie heirateten 1971; geschieden wurde die Ehe nie. Mehr als alles andere war es die Kunst, welche die beiden zusammenhielt. «Wie eine magnetische Kraft verband Jean und mich das Spiel, und wenn sich das Spiel der Kunst zuwandte, knisterte zwischen uns eine erstaunliche, kreative Spannung», schrieb Niki de Saint Phalle 1993 in ihrem Text «Aventure Suisse». Niki und Jean, gerne als «Bonnie und Clyde der Kunst» bezeichnet, inspirierten sich gegenseitig, trieben einander an und halfen sich bei ihren Arbeiten, schufen bemerkenswerte gemeinsame Werke – und blieben doch stets eigenständige Künstlerpersönlichkeiten mit je unverwechselbarem Stil.

Am Anfang war eine Schenkung

Diesem einzigartigen Paar hat Freiburg vor zwanzig Jahren mit dem Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle einen eigenen Ausstellungsraum gewidmet: Es ist die einzige Institution weltweit, die sich Niki und Jean gemeinsam verschrieben hat, und eine der wenigen, die sich permanent mit einem Künstlerpaar befasst. Bis zur Eröffnung am 21. März 1998 war es jedoch ein langer Weg. Am Anfang stand eine Schenkung von Niki de Saint Phalle nach Jean Tinguelys Tod im Jahr 1991. Tinguely hatte in den Jahren zuvor in seinem Atelier «La Verrerie» in der Nähe seines Wohnortes Neyruz sein «Torpedo Institut» aufgebaut, sein wildes «Antimuseum». Weil dieses dauerhaft nicht zu erhalten war, entschloss sich Niki de Saint Phalle, die Werke ihres Gatten nach Basel und nach Freiburg zu verschenken. In Basel sollte dafür ein Museum am Rheinufer gebaut werden – dieses wurde 1996 eröffnet. In Freiburg sollte ein dem Museum für Kunst und Geschichte Freiburg angegliederter Ausstellungsraum entstehen, für den Niki de Saint Phalle auch eigene Werke zur Verfügung stellen wollte.

Yvonne Lehnherr, die damalige Direktorin des Museums für Kunst und Geschichte, welche die Künstlerin gut kannte, erinnert sich, wie sie von deren Schenkungsabsicht erfuhr: «Es war im Oktober 1993, bei der Eröffnung einer Retrospektive über Niki de Saint Phalle in unserem Museum, die wir nach Bonn, Glasgow und Paris in Freiburg präsentierten», so Lehnherr gegenüber den FN. «Zwei Jahre zuvor hatten wir mit grossem Erfolg Tinguelys Ausstellung ‹Moskau–Freiburg› gezeigt. Nun fand Niki, wir hätten bewiesen, dass wir der richtige Ort seien, um Tinguelys Werke aufzunehmen. Sie wollte die Werke sicher untergebracht wissen – und sie wollte, dass man sie sieht und nicht in einem Depot versteckt.»

Kirche, Tod und Maschinen

Nun waren Kanton und Stadt Freiburg gefordert, wollten sie die Auflage für die Schenkung erfüllen. 1994 wurde eine Stiftung gegründet, zu der Kanton, Stadt und Burgergemeinde gehörten, aber auch der Mäzen Claude Blancpain und weitere private Donatoren. Als Standort für den künftigen Ausstellungsraum fasste die Stiftung bald das ehemalige Tramdepot zwischen der Liebfrauenbasilika und der Franziskanerkirche ins Auge. Das Gebäude war um 1900 vom Freiburger Architekten Léon Hertling gebaut und 1948 in eine Autogarage umfunktioniert worden. Anfang der Neunzigerjahre galt diese Garage als Schandfleck im Quartier, und es lag gar bereits eine Abbruchbewilligung vor. Nun schenkte die Stadt dem Kanton das Gebäude für den Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle.

Das Gebäude hätte nicht besser passen können: Zwischen zwei Kirchen und über einem ehemaligen Friedhof gelegen, mit einer Vergangenheit als Tramdepot und Autogarage, verleiht es dem Werk von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle einen eigentümlichen Nachklang. Die Themen Kirche, Religion und Tod, Autos, Maschinen und Bewegung spielten im Schaffen des Paares eine herausragende Rolle. «Ein klassisches Museum hätten sich beide nicht gewünscht», so Yvonne Lehnherr. «Darum entschieden wir uns für die Bezeichnung ‹Espace›.» Nun galt es, den neuen Kunstraum herzurichten: Die neobarocke Hülle wurde saniert, die Einbauten der Garage beseitigt und der Raum mit einfachen Trennwänden, Treppen und Galerien moduliert. Jean Tinguelys Werke, darunter der «Altar des westlichen Überflusses und des totalitären Merkantilismus» (1989), wurden angeliefert und aufgebaut. Was noch fehlte, war das 22-teilige Wandrelief «Remembering» von Niki de Saint Phalle. Yvonne Lehnherr erinnert sich: «Das Relief kam erst wenige Tage vor der Eröffnung per Container aus San Diego, wo Niki de Saint Phalle damals lebte. Sie liess uns völlig freie Hand, wie wir es an der Wand anbringen sollten – mit einer Ausnahme: Eine fantasievolle Maschine und die Figur einer Nana, dazu der Schriftzug ‹Dancing with you›, mussten unbedingt nebeneinander hängen. Denn diese beiden Objekte verkörperten nichts anderes als Jean und Niki selbst.»

Weitere Artikel zum Thema: Seiten 14 und 15

«Niki wollte die Werke sicher untergebracht wissen – und sie wollte, dass man sie sieht und nicht in einem Depot versteckt.»

Yvonne Lehnherr

Ehemalige Direktorin des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg

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