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Von Brechts Dreigroschenoper zu Ibsens Gespenstern

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Von Brechts Dreigroschenoper zu Ibsens Gespenstern

Autor: Hannes Währer

Das Musical Cats schlug 1992 ein wie eine Bombe, aber nicht in Basel, sondern in Murten. «Sämtliche Vorstellungen waren ausverkauft, und wir mussten zahlreiche Zusatzvorstellungen geben», erinnert sich Marianne Oppliger.

Das Bühnenbild im Keller der Murtner Hauptgasse 43 war aus Abfall gefertigt, «selbst ein halbiertes Auto haben wir integriert», erzählt Oppliger, die als Laie mit ihrem Regieerstling vermutlich den grössten Hit in der bewegten 40-jährigen Geschichte des Kellertheaters Murten gelandet hat.

Ansteckende Begeisterung

Beim Stück wirkten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit: Familientheater, aufgeführt von einer Theaterfamilie. Auf der Bühne sass eine alte Katze, die das Publikum in der Rolle einer Erzählerin durch das Musical führte: Hedy Leemann. Die damals 70-Jährige gehörte zur Gründergeneration, die 1968 als erstes Stück Brechts Dreigroschenoper auf die Bühne brachte. Und das mit einer tiefsitzenden Begeisterung, die über Theatergenerationen hinweg bis heute ansteckend wirkte und vermutlich das Überleben der Kleinbühne ermöglichte.

Gelegenheiten, um aufzugeben, bot die teils stürmische Geschichte des Theaters jedenfalls genug. Im Januar 1999 beispielsweise war Schluss im Keller an der Hauptgasse. Ein Restaurant sollte den Raum übernehmen. «Ohne Grund?» hiess die letzte Aufführung im heimischen Lokal. «Das macht den Abschied nicht leichter» war der Untertitel auf dem Programm.

Das Kellertheater als Überlebenskünstler

Aber statt zu sterben, erwies sich das Kellertheater als Überlebenskünstler. «Ohne Keller. Dafür mit Danebenwirkungen», lautete die Ankündigung der nächsten Produktion für einen «medizynischen Kabarettungsversuch», der in der französischen Schule Murten über die Bühne ging.

Der «Patient» wurde zwar gerettet, aber auch zum Auswandern gezwungen. Für die nächsten Jahre bot der Gerbestock in Kerzers den Murtner Theaterschaffenden Unterschlupf. Ein Bruch in der Geschichte des Kellertheaters, der zwar den ursprünglichen Geist nicht auszutreiben vermochte, der aber einiges abverlangte, um die Gunst eines neuen Publikums zu gewinnen.

Gesellschaftlicher Wandel hinterlässt Spuren

Nach der Rückkehr nach Murten im Jahr 2003, ins ehemalige Gärtnerhaus, das als Dachorganisation vom Verein Kultur im Beaulieu (KiB) geführt wird, zeigte sich, dass der seit 1968 erfolgte gesellschaftliche Wandel auch im Kellertheater Spuren hinterlassen hat. «Die Intensität des Vereinslebens nimmt ab», meint Elsbeth Gloor, die als Souffleuse begann und mittlerweile im Vorstand für die Gastspiele des Theaters verantwortlich ist.

100 Plätze, das Foyer mit Restaurationsbetrieb und die Ansprüche des Publikums erfordern eine nahezu professionelle Organisation – von freiwilligen Mitarbeitern. «Im Vorstand sind keine Schauspieler mehr vertreten. Wir erledigen heute die Administration und die Organisation», erklärt Gloor. Zentral sei dabei das Zusammenstellen des Jahresprogrammes mit Eigenproduktionen und Gastspielen.

Was sich ebenfalls geändert hat, wie bei den meisten Kleinbühnen der Region, ist die Entstehung der Eigenproduktionen. Personen wie Franz Strasky, Mark Kessler und Marianne Oppliger, die ohne spezifische Ausbildung Regie führten und «durch und durch gepackt für ein Jahr» im «Schaffensrausch ein Kunstwerk hervorbrachten», sind nicht mehr zu finden.

«Heute stellen wir für Eigenproduktionen externe Regisseure an», erklärt Gloor. Eine Veränderung, die intern oft diskutiert wurde und sich als Zugeständnis an die Umstände aber durchgesetzt hat. Neben den Eigenproduktionen finden im Kellertheater auch regelmässig Gastspiele anderer Bühnen statt.

Die Gesellschaft spiegeln

Dennoch ist eines beim Kellertheater geblieben wie eh und je: der Anspruch an die Qualität und ein attraktives Programm. Theater biete eine einmalige Plattform, um der Gesellschaft auf hohem Niveau einen Spiegel vorzuhalten, meint Elsbeth Gloor und fügt an: «Das Publikum sucht das im Theater» – und wird es auch in der neuen Saison finden.

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