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Von Buntbrachen und Feuchtwiesen

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Kaum ein Begriff ist in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Natur und Naturschutz so oft erwähnt worden wie Biodiversität. Die Schweiz ist 1994 der Biodiversitätskonvention beigetreten, und der Bund hat 2012, also fast 20 Jahre danach, eine Strategie vorgelegt, um die Vielfalt an Lebensräumen und an Arten sowie die genetische Vielfalt in der Schweiz zu unterstützen und zu erhalten. Vor allem in der Landwirtschaft sind in den letzten Jahren einige Anstrengungen in dieser Hinsicht unternommen worden, um Lebensräume und die da­rin lebenden Arten zu fördern.

Einigen Arten geht es schlecht

Es gebe ein schweizerisches Monitoring zur Biodiversität. Das lässt aber keine Aussagen über einzelne Kantone zu, sagt der Freiburger Biologe Jacques Studer auf die Frage, wie es mit der Biodiversität in Freiburg stehe. Er weiss aber, dass es verschiedenen Arten nicht gut geht. «Unter anderem jenen Arten, die in den Wiesen brüten. Das Braunkehlchen, das beispielsweise bis vor etwa 50 Jahren im Mittelland noch häufig anzutreffen war, gilt heute in diesem Gebiet als ausgestorben.» Die Wiesen werden heute schon Mitte Mai, das heisst fünf bis sechs Wochen früher, gemäht, weil sie durch mehr und anderen Dünger schneller wachsen und früher erntereif sind. Das Braunkehlchen ist ein Zugvogel, der rund 10 000 Kilometer südlich der Sahara überwintert und Ende April zurückkommt. Der Vogel braucht etwa acht bis zehn Wochen für die Partnersuche, den Nestbau und die Brut. «Wenn schon im Mai gemäht wird, werden seine Nester beim Mähen zerstört.»

Beiträge an Landwirte

Um anderen Arten das Schicksal des Braunkehlchens zu ersparen, hat der Bund für landwirtschaftliche Gebiete Anfang der 1990er-Jahre sogenannte Ökoflächen vorgesehen – seit 2014 werden diese Biodiversitäts-Förderflächen (BFF) genannt. Der Landwirt erhält zum Beispiel Zuschüsse für Wiesen, wenn er sie nicht düngt und das Gras länger stehen lässt. In tiefer gelegenen Gebieten ist der 15. Juni der Stichtag für die Mahd, in höheren Lagen der 1. Juli oder gar der 15. Juli.

Seit 1998 gehört die Einrichtung solcher Flächen zum ökologischen Leistungsnachweis, den ein Landwirt erbringen muss, um Direktzahlungen zu erhalten. Die Richtlinie besagt, dass er sieben Prozent seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche nach den Kriterien dieser Biodiversitäts-Förderflächen bewirtschaften muss.

Aufklärung nötig

Jacques Studer erinnert sich, dass bei der Einführung der Biodiversitätsförderflächen viel Aufklärungsbedarf vorhanden war. Im Katalog des Bundes waren damals 16 verschiedene Typen solcher Flächen aufgelistet, heute sind es 21: Das geht von Buntbrachen über extensiv genutzte Weiden, Feuchtwiesen, Hecken, Ackerschon-Streifen, Trockenmauern, Teiche bis zu Einzelbäumen und Hochstamm-Feldobstbäumen. Je mehr der Landwirt in diesem Bereich unternimmt, desto höher sind die zusätzlichen Beiträge, die der Bund beisteuert. «Diese Typen wurden damals aber ohne grosse Erklärungen über die damit angestrebten Ziele aufgelistet.»

Durch die sogenannten Vernetzungsprojekte, von denen im Kanton Freiburg und speziell im Sensebezirk bereits kurz nach ihrer Einführung 2001 viele umgesetzt worden sind, konnte dieses Manko behoben werden. Der Freiburger Biologe hat viele dieser Projekte als Projektleiter begleitet.

Regionale Massnahmen

Ziel von Vernetzungsprojekten war es damals, regional eine Verbesserung der Lage und der Qualität der Biodiversitäts-Förderflächen zu erlangen, erklärt er. «Wenn also in einem Gebiet eine bestimmte Art vorgekommen ist, dann haben wir mit den Landwirten massgeschneiderte Massnahmen für genau diese Art festgelegt. Für ein anderes Gebiet galten wieder andere Gegebenheiten und andere Massnahmen.» Das habe mit der Zeit funktioniert. Er verhehlt aber nicht, dass es anfangs bei einigen Landwirten viel Überzeugungsarbeit brauchte. «Wenn man aber den Landwirten konkret und praxisorientiert erklärt hat, was das Ziel der Massnahmen war und ihnen auch die Arten im Feld zeigen konnte, die davon profitierten, haben sie die Projekte in der Regel gut unterstützt.» Meistens hätten zwischen 80 und 90 Prozent der Landwirte eines festgelegten Perimeters mitgemacht. «Für die anderen waren die damit verbundenen Auflagen zu hoch.»

Von regional zu kantonal

Jacques Studer bedauert es sehr, dass diese 2001 eingeführte Art der regionalen Förderung in den letzten Jahren wieder rückgängig gemacht wird. Statt jedes Gebiet lokal zu analysieren, werden immer mehr kantonale Massnahmen definiert und die kleinen, übersichtlichen Projekte zusammengelegt. Zudem wird die Anforderungslatte gesenkt, damit möglichst alle Landwirte an den Projekten mitmachen und von den Vernetzungsbeiträgen profitieren können. «Das ist zwar einfacher zu kontrollieren, weil die Umsetzung weniger aufwendig ist. Doch dieses Giesskannenprinzip ist für mich klar ein Schritt zurück.»

Er befürchtet, dass damit auch der persönliche Bezug der Landwirte verloren geht: «Wenn ein Landwirt spezifisch auf die in seinem Gebiet vorkommenden Arten aufmerksam gemacht wird, dann identifiziert er sich auch damit.» Zurzeit bestehe die Gefahr, dass der aufwendig erzielte Erfolg dieser Vernetzungsprojekte mit der Zeit wieder verflache und die Qualität leide. Aus Kostengründen werde zunehmend auch auf die Beratung und Begleitung durch Fachleute verzichtet.

Sommerserie

«Die FN hören das Gras wachsen»

Gras ist nicht gleich Gras: Wie lebt der Grashüpfer? Welche Gräser mag die Kuh am liebsten? Wer lebte einst in der Grasburg, weshalb gibt es Menschen mit einer Grasallergie und wie viele Stunden widmet der Greenkeeper dem Golfrasen? – Diesen und anderen Fragen gehen die FN im Rahmen der Sommerserie «Wir hören das Gras wachsen» nach.

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«In einem Kreiselmäher haben Kleintiere wie Raupen und Grashüpfer kaum eine Chance zum Überleben.»

Fortschritte

Lange Regenerationszeit bei den Wiesen

«Die Qualität der Wiesen hat sich im Laufe der Zeit dank den Biodiversitätsflächen massiv verbessert», hält der Biologe Jacques Studer fest. Die Zahl der artenreichen extensiv genutzten Wiesen habe zugenommen. Er habe zum Beispiel in einer Wiese in Kleinbösingen eine Orchideenart gefunden, was einer kleinen Sensation gleichkomme. Ein gutes Beispiel für den Erfolg sei der Malvendickkopffalter, dessen Raupe sich ausschliesslich von Malven ernährt. «Vor 15 Jahren war er bei uns vom Aussterben bedroht. Jetzt, wo es wieder viele Biodiversitäts-Förderflächen mit Malven gibt, ist er allgegenwärtig.»

Auch das Schwarzkehlchen, ein Wiesenbrüter, der sich in der Buntbrache wohlfühlt, breitet sich aus. Der Schachbrettfalter, früher fast ausschliesslich an Strassenrändern zu finden, ist nun vermehrt in extensiven Wiesen im landwirtschaftlichen Raum zu Hause. «Es braucht einfach Zeit, bis sich eine Wiese von der intensiven Nutzung erholt», sagt er. Fachleute gehen davon aus, dass diese Erholungsdauer bis zu 20 Jahren dauern kann. Früher sei vor allem Mist als Dünger verwendet worden, heute sei es in erster Linie Gülle. Der Wiese wird dadurch viel Stickstoff zugeführt. Alle Pflanzen brauchen Stickstoff. «In einer Magerwiese leben aber nur Pflanzen, die mit wenig Stickstoff auskommen. Wird der Wiese zusätzlich Stickstoff zugeführt, gedeihen die Pflanzen, die auf viel Stickstoff angewiesen sind, besser und verdrängen so die anderen Arten.»

Chance für Kleintiere

Aber nicht nur das Düngen beeinflusst die Biodiversität auf einer Wiese, sondern auch die Art, wie sie gemäht wird. «In einem Kreiselmäher haben Kleintiere wie Raupen und Grashüpfer kaum eine Chance zum Überleben», erklärt der Biologe. Deshalb werden im Rahmen von Vernetzungsprojekten beim Mähen jeweils zehn Prozent der extensiv genutzten Wiesen nicht gemäht und als Rückzugsstreifen stehen gelassen.

«Mit all diesen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität machen wir stückweise das wieder gut, was während den letzten 50 Jahren zerstört wurde», fasst Jacques Studer zusammen. Er erinnert daran, dass einst Wald gerodet wurde, um Wiesen und Äcker zu gewinnen. Auf diesen landwirtschaftlich genutzten Flächen hätten sich im Laufe der Zeit neue Lebensräume entwickelt und neue Arten angesiedelt, die vom Süden und Osten eingewandert sind. «Die Landwirtschaft hat also viele Jahrhunderte lang die Biodiversität gefördert.» Erst mit der Industriellen Revolution, der zunehmenden Mechanisierung und dem Aufkommen der Agrochemie nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kunstdünger und Pestiziden sei diese Entwicklung wieder rückgängig gemacht worden.

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