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Von der russischen Seele fasziniert

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Von der russischen Seele fasziniert

Isabelle Vonlanthen über ihr Studium der Slawistik und die Zeit danach

Mit 16 Jahren reiste Isabelle Vonlanthen nach St. Petersburg, und da wusste sie, wohin der Weg sie führen wird. Nach Russland, um die Sprache zu lernen, und an die Uni Freiburg, um Slawistik zu studieren: Was nun, nach dem Studium? Die 30-jährige Düdingerin erzählt.

Von IRMGARD LEHMANN

«Das fragen alle», lacht die grossgewachsene Senslerin, als wieder so eine wissen will, ob sie denn auch fliessend Russisch sprechen und schreiben könne. In den Ohren von Isabelle Vonlanthen muss die Frage banal tönen. Schliesslich hat sie bereits als 23-Jährige mehrere Monate in St. Petersburg gelebt. Damals studierte sie am Russisch-Humanitären Institut, einer auf Geisteswissenschaften ausgerichteten Abenduniversität, die gerade neu gegründet worden war.

Ein zweites Mal ging sie vor
vier Jahren hin, um Material für ihre Abschlussarbeit zu sammeln und
nebenbei als Übersetzerin zu arbeiten.

Acht Jahre hat Isabelle Vonlanthen an der Universität Freiburg Slawistik und Zeitgeschichte studiert. Russisch als Hauptfach, Polnisch im Nebenfach.

Mit dem Lizenziat hat sie abgeschlossen und «nie gefragt, wohin sie das Studium führen wird».

Auch jetzt ist das «Nachher» keine Frage. Sie will nochmals vier Jahre investieren, um in einem Forschungsprojekt zum Thema «Faschismus in Polen 1930-1939» zu arbeiten und dabei ihre Dissertation (Doktorarbeit) schreiben, die dem Thema «Politische Dichtung in Polen» gewidmet sein wird.
An dem Projekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird, werden vier Leute mitarbeiten. Eine ideale Grösse, findet die Senslerin – so habe man einerseits die Freiheit, die Zeit bewusst alleine einzuteilen und unabhängig zu forschen, andererseits aber auch die Motivation und den Rückhalt der Gruppe, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Ohne Sorgen

Wird heute einfach drauflos studiert, ohne dass man sich Gedanken macht, was nachher? «Man muss das machen, wofür die Begeisterung da ist», meint die junge Frau. Isabelle ist überzeugt – übrigens wie viele andere junge Leute auch – dass alle, die «gut und engagiert sind», auch in prekären Zeiten eine Stelle finden werden.

Isabelle Vonlanthen spricht aus Erfahrung. Gleich nach dem Studium fand sie beim Diogenes Verlag in Zürich eine Stelle als Lektoratsassistentin. Bis vor kurzem betreute sie hier Autoren und Übersetzer und begleitete Buchprojekte verschiedenster Art. Von der Redaktion des Textes über das Schreiben der Rückseiten- und Klappentexte bis zur Auswahl des Schutzumschlags. «Eine Stelle, die ganz auf mich zugeschnitten war.»

Flexibel sein

Isabelle ist sich allerdings bewusst, dass man die angemessene Arbeit nicht auf dem Tablett serviert bekommt. «Man muss vor allem offen sein», gesteht sie, «und nicht an einer starren Planung festhalten.» Gerade das Zusammenspiel vom Wissen, wohin man wolle, und den sich auf dem Weg dahin unverhofft bietenden Möglichkeiten würde die interessantesten Resultate ergeben.

Erfahrungen in Russland

Nein, nicht ein Buch oder ein Film habe bei ihr das Interesse geweckt. Feuer gefangen habe sie anlässlich der ersten Studienreise mit dem Kollegium Heilig Kreuz. Auf Anhieb sei sie fasziniert gewesen, bekennt Isabelle Vonlanthen.

«Was mich heute noch fasziniert, ist dieser Himmel, der weiter und grösser ist als anderswo», sagt sie. Die unheimliche Weite des Landes, die reiche Kultur, die Literatur, die Welt von Dostojewski und Tolstoi.

«In diesem Land spürt man eine Melancholie, ein Lebensgefühl, das stets zwischen himmelhohem Jauchzen und bodenloser Traurigkeit hin und her wechselt.» In allem sei eine gewisse Masslosigkeit, eine Neigung zu Extremen festzustellen. Und: «Russland ist für mich aber auch ein Land der Projektionen.» Jeder schaffe sich sein eigenes Russland. «Wenn man von Russland spricht, ist es immer schwer, nicht in Klischees zu verfallen», bemerkt die Slawistin.

Schattenseiten

Isabelle Vonlanthen hat fast ein Jahr in St. Petersburg gelebt. Dabei hat sie nicht nur Positives erlebt. «Kleine bürokratische Dinge wachsen sich zu unüberwindbaren Hindernissen aus, und die Menschen können oft sehr abweisend wirken.» Der harte Alltag brauche die ganze Energie der Menschen, sodass für Freundlichkeit nichts mehr übrig bleibe. «Doch», meint die Russland-Begeisterte, «wenn man die Menschen näher kennen lernt, sind sie überaus warmherzig.» Auch die Spontaneität und Lebensfreude der Russen – gerade trotz der teils widrigen Umstände – sei sehr ansteckend.

Ausgleich im Theater

Und wie kommt eine Schweizerin in einem armen Land zurecht? In einem hässlichen Studentenheim habe sie gewohnt und so gelebt wie alle Russinnen und Russen auch. Aber im Unterschied zu diesen habe sie am Feierabend losziehen können, um die «schönen Seiten der Stadt aufzusuchen». Und gefunden hat sie das Stück «heile Welt» in der Oper, im Theater, im Ballett. «Im Gegensatz zur Schweiz konnte ich es mir dort erlauben, drei-, viermal pro Woche ins Theater zu gehen.»

St. Petersburg, die Stadt der Träume? «Ich kann mir gut vorstellen, in diesem Land drei, vier Jahre zu leben.»

Doch vorerst wird Isabelle nach Warschau reisen, wo sie ein Jahr bleiben möchte, um ihr Forschungsprojekt voranzutreiben. il

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