Autor: Imelda Ruffieux
Arthur Sutsch, Inhaber der Sternwarte Alterswil, weiss, wie er seine Zuhörer fesseln kann. Er erzählt von den Trillionen von Milchstrassen und von den Billionen von Sternen in «unserer» Milchstrasse und gibt unverhohlen zu, dass viel von dem, was man über das Weltall weiss, für den menschlichen Verstand kaum zu fassen ist. «Man kann mit den Zahlen rechnen. Aber verstehen kann man sie eigentlich nicht.»
Auf Einladung der Region Sense und aus Anlass des Internationalen Jahrs der Astronomie hat Sutsch am Freitag zum zweiten Mal eine Einführung in sein Forschungsgebiet gegeben. Hauptthema waren die Werkzeuge der Astronomen.
Sterne als Bezugspunkte
«Schon lange, bereits bevor Fernrohre erfunden wurden, haben sich die Leute nach den Sternen orientiert», betonte er. Im 13. Jahrhundert wurden in Arabien die ersten Astrolabien von Karawanen-Reisenden verwendet: Auf einer kreisrunden flachen, an einer Aufhängung befindlichen Scheibe sind die Sterne eingraviert und Einlagescheiben mit den Sternbahnen werden darübergelegt. «Für die damalige Zeit gaben sie recht genaue Angaben», führte der Astronom aus. «Es war eines der intelligentesten Instrumente, die der Mensch je gebaut hat.»
Im 16. Jahrhundert wurde die Sternforschung durch den Dänen Tycho Brahe revolutioniert. Brahe war zwar ein Exzentriker, jedoch auch ein brillanter Observator. Er erfand den Sextanten, bewies, dass die Planetenbahnen eine Ellipsen- und nicht eine Kreisform haben, und lieferte eine Vielzahl von Daten, auf deren Basis der Mathematiker Johannes Kepler später seine Gesetze der Planetenwanderung herausgeben konnte. Nach der Entwicklung des Glasfernrohrs war es zu den Spiegelfernrohren nicht mehr weit.
Etwas weniger berühmt, aber mindestens ebenso eifrig hat vor bald sechs Jahrzehnten ein kleiner Bub in Deutschland sein erstes Teleskop aus einem Papprohr gebastelt. Seither hat Arthur G. Sutsch die Faszination für die Sterne nicht mehr losgelassen. Der in Nürnberg geborene Tüftler erzählte, wie er bei seinem Schuljahr in den USA in die Familie eines Bau-Multimillionärs kam, der sich 1962 den Luxus erlaubte, den ersten tragbaren Computer bauen zu lassen. «Als 16-Jähriger habe ich so gelernt, wie ein Computer funktioniert.» Von da an liess ihn seine Vision, dass ein Computer ein Fernrohr steuern könnte, nicht mehr los. Alle, denen er die Idee vortrug, winkten ab. «Doch ich habe gewusst, dass es geht, und musste nur noch herausfinden, wie.» Erst Jahre später bekam er die Gelegenheit, einen Computer für seine Zwecke umzubauen. Vier Jahre dauerte die Programmierarbeit zusammen mit Soft- und Hardware-Spezialisten. «Wir haben auch die Hardware selbst gebastelt», erinnert er sich. 1978 war es soweit: Das erste computergesteuerte Fernrohr der Welt war fertig. «Und es funktionierte auf Anhieb.»
Auf Einladung des zweiten Scheichs von Kuweit durfte er einen weiteren Traum verwirklichen: die modernste Sternwarte der Welt zu bauen.
Er war inzwischen auf der Suche nach einem Standort abseits der Lichter der Zivilisation nach Ober-Geriwil bei Alterswil gestossen, wo er 1973 seine eigene Sternwarte baute.