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Von Kuhschweizern und Sauschwaben

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Von Kuhschweizern und Sauschwaben

Hans-Joachim Schmidt referierte im Rahmen der Mittelalterwoche

Auch dieses Jahr präsentiert das Mediävistische Institut der Uni Freiburg während der Mittelalterwoche eine Vortragsreihe. Am Dienstag sprach Professor Hans-Joachim Schmidt über das schwierige Verhältnis von Schweizern, Schwaben und Franzosen um 1500.

Von CAROLE SCHNEUWLY

Die Begriffe des «Kuhschweizers» und des «Sauschwaben» haben sich weit über das Mittelalter hinaus und bis in unsere Zeit erhalten. Ihre Ursprünge liegen im späten Mittelalter. Damals verfestigte sich der Bund der eidgenössischen Orte zusehends, was im römisch-deutschen Reich mit wachsender Skepsis beobachtet wurde. In Spottliedern und Flugschriften wurden die Schweizer als Feinde der gottgewollten Ordnung und Abtrünnige vom Reich dargestellt.

Hans-Joachim Schmidt zitierte eingangs seines Vortrags den süddeutschen Humanisten Jakob Wimpfeling, der kurz nach 1500 über die Schweizer schrieb: «Türken und Böhmen scheinen eine grössere Frömmigkeit zu haben als diese Rohlinge, Grobiane, Hitzköpfe, Prahler und Kriegstreiber, die von der Wiege an zum Kämpfen erzogen werden, sich an Christenblut weiden und sich an den Zwistigkeiten der Könige bereichern. Ihre Gesetze sind Eigenwille, Gier, Zorn, Angriffslust, Zügellosigkeit und Wut. Die unbarmherzigen Alpenbewohner sind nicht Gottes Ebenbild.»

Was ihnen von deutscher Seite vorgeworfen wurde, wendeten die Schweizer ins Positive: Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts tauchten Texte auf, die vom Rütlischwur, von Wilhelm Tell und vom Tyrannenmord berichteten und die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft als bäuerlichen Widerstand gegen eine ungerechte Herrschaft darstellten.

Wilhelm Tell und seine Befreiungstat gehören erwiesenermassen ins Reich der Legenden. Die schwierige Situation der alten Eidgenossen im Spannungsfeld der europäischen Mächte entsprach hingegen der Realität. Wie die Schweizer damals lavierten zwischen Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten, wie sie schwankten zwischen Abhängigkeiten, Kampf um Autonomie und hegemonialem Expansionsstreben – all das einem schweizerischen Publikum näher zu bringen oblag am Dienstagabend dem Deutschen Hans-Joachim Schmidt, seit 1998 ordentlicher Mediävistik-Professor an der Universität Freiburg.

Eidgenossen gegen Schwaben

Der Bogen, den Schmidt spannte, reichte von 1386, als die Eidgenossen in Sempach die Habsburger besiegten, bis ins Jahr 1515, das mit der Niederlage bei Marignano das abrupte Ende alteidgenössischer Expansionspolitik markierte. Schmidt erzählte von den eidgenössischen Siegen gegen Karl den Kühnen in den Burgunderkriegen der Jahre 1476 und 1477 und vom
Stanser Verkommnis von 1481, als Freiburg und Solothurn in die Eidgenossenschaft aufgenommen wurden.

In Analogie zu diesen Entwicklungen sah Schmidt die gleichzeitigen Integrationsbemühungen auf Reichsseite, etwa die Gründung des Schwäbischen Bundes 1488 oder den Reichstag von Worms 1495. Die Auseinan- dersetzungen zwischen Eidgenossenschaft und Schwäbischem Bund gipfelten im Schwabenkrieg von 1499 und in der Loslösung der Schweiz vom Deutschen Reich. Sowohl für die Eidgenossenschaft als auch für den römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. war damit der Weg frei, nunmehr im Süden, in Italien, einzugreifen.

Spätestens seit 1476 seien Schweizer Soldaten die begehrtesten Söldner Europas gewesen, sagte Schmidt. Die Konkurrenz um ihre Rekrutierung habe die europäische Politik um das Jahr 1500 massgeblich geprägt. Als Frankreich 1499 das mit Maximilian verbündete Mailand eroberte, standen sich in den feindlichen Heeren auch schweizerische Söldner gegenüber.

Nach 1509 verfolgte die nunmehr mit Maximilian und Papst Julius II. verbündete Eidgenossenschaft in Italien ihre eigenen Ziele. Bei der Eroberung von Mailand und der Vertreibung der Franzosen war sie zunächst so erfolgreich, dass Niccolò Machiavelli gar befürchtete, ganz Italien könnte dem schweizerischen Expansionsdrang zum Opfer fallen.

Dass diese Befürchtungen nicht gerechtfertigt waren, zeigten die Ereignisse vom September 1515 in Marignano. Die anschliessenden Friedensverträge zwischen Eidgenossen und Franzosen bildeten das Fundament eines langfristigen Bündnisses, das die Schweiz immer stärker von ihrem westlichen Nachbarn abhängig machte. «Die Eidgenossenschaft hatte in der damaligen Konstellation keine Möglichkeit, bei der europäischen Integration mitzuwirken, und verharrte im Status der Abhängigkeit.» Mit dieser Feststellung schloss Hans-Joachim Schmidt seinen Vortrag – und führte die Zuhörerinnen und Zuhörer direkt zurück in die Gegenwart.

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