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Von Machtmissbrauch und Knechtschaft

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Mit «Das Ketzerweib» und «Walliser Totentanz» wurde der Basler Autor Werner Ryser als Verfasser von historischen Romanen im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt. Die Auflehnung gegen die bestehenden Verhältnisse, die geprägt sind von Kirche und Obrigkeit, sind wiederkehrende Motive seiner Erzählungen. Der Roman «Geh, wilder Knochenmann!» spielt im Emmental der späten 1860er-Jahre. Überall lauert der Knochenmann, allgegenwärtig ist die todbringende Cholera. Die Schulmedizin befindet sich in den Kinderschuhen. Unweigerlich kommt einem das Gedicht «Der Tod und das Mädchen» von Mat­thias Claudius (1740–1815) in den Sinn. «Vorüber! Ach, vorüber! Geh, wilder Knochenmann! Und rühre mich nicht an.»

Dorfkönige und Egoismus

Immerhin gehören im Emmental Hexenverbrennungen der Vergangenheit an, und auch die Täuferbewegung wird mehr oder weniger geduldet und in Ruhe gelassen. Ansonsten regieren Willkür, Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft im sonst so beschaulichen Tal. Dorfkönige und von ihnen abhängige Institutionen beherrschen die ganze Gesellschaft. In der Öffentlichkeit ist die Obrigkeit fromm und pflichtbewusst, aber wenn es um den eigenen Vorteil geht, kennt sie keine Rücksicht auf die Schwächeren. Dies zeigt sich vor allem im Umgang mit Waisen. Häusliche Gewalt ist an der Tagesordnung. Gier, Geiz und Hass bestimmen die Gesellschaft.

Die Gemeinde übergibt drei Heranwachsende im Rahmen einer öffentlichen Absteigerung jenen Familien, die für sie das geringste Kostgeld verlangen. Der elfjährige Simon, das jüngste der drei Geschwister, muss aufs Podest steigen, damit ihn das Publikum mustern und für ihn bieten kann. Er wird an eine Bauernfamilie verdingt, er hat es miserabel getroffen. Zu allem Überdruss verliert er auch noch das Erbrecht auf den elterlichen Hof, der ihm als Jüngstem gesetzlich zugestanden wäre.

Sein Bruder Jakob kommt zu einer guten Pflegefamilie, und seine Schwester Esther muss ihrem Vetter, der jetzt der neue Besitzer des Auenhofs ist, als Magd dienen. Wie der Autor den Werdegang der drei Geschwister weiterentwickelt, ist hohe Kunst des Erzählens – an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten.

«Werner Ryser schafft Figuren, die einem ans Herz wachsen und an deren Leben man Anteil nimmt», schreibt dazu die «Basler Zeitung». Dank der klaren, direkten Sprache und packenden Dialogen baut der Autor grosse Spannung auf. So auch bei der Auseinandersetzung zwischen der alten Magd Lena und der vom Vetter geschwängerten Esther. Lena will sie überzeugen, das Kind zu behalten, worauf Esther spöttisch erwidert: «Wo war dein Gott, als der Unflat mich immer wieder vergewaltigte? Und wo warst du? Niemand hat mir geholfen. Niemand!»

Doch Ryser lässt uns nicht mit diesem Elend zurück, zum Ende hin verlassen Simon und Jakob das schöne, aber bitterarme Emmental und wandern nach Grusinien (Georgien) aus, um sich dort eine bessere Existenz aufzubauen. Nächstes Jahr soll die Erzählung fortgesetzt werden unter dem Titel «Die grusinische Braut».

Werner Ryser, geboren in Basel, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie, führte in zahlreichen Theaterstücken Regie und war viele Jahre in der Werbung und der Kommunikation tätig.

Werner Ryser: «Geh, wilder Knochenmann!» – Roman, Muri bei Bern: Cosmos, 2019, 272 S.

Aldo Fasel ist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

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