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Von Mad Max zu Putin

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Das Filmfestival Freiburg zeigt diese Woche eine Parallelsektion mit Filmen, die nach dem Zusammenbruch der Zivilisation spielen. Laut Kurator Jean-Philippe Bernard sind die postapokalyptischen Filme dabei von erschreckender Aktualität.

«Wir sind selbst erschrocken, wie aktuell diese Filme in den letzten Wochen plötzlich wieder geworden sind», sagt Jean-Philippe Bernard, Filmjournalist und Kurator der Sektion Genrekino am Filmfestival Freiburg (Fiff). Die Parallelsektion widmet sich diese Woche dem Endzeitfilm, jenem Filmgenre also, in dem desillusionierte Figuren wie der mürrische Mad Max nach dem Zusammenbruch der Zivilisation durch ein entvölkertes Ödland wandern – immer auf der Suche nach dem Nötigsten und getrieben von purem Überlebenswillen.

Mutter aller Endzeitfilme: Max Max 2: The Road Warrior (Australien, 1981).
zvg

«Es gibt in diesen Filmen drei grosse Gründe, warum die zivilisierte Welt untergeht: die Pandemie, die Klimakatastrophe oder der Atomkrieg. Und alle drei Themen spielen aktuell leider eine wichtige Rolle in unserem Leben. Seit Wladimir Putin vom Einsatz von Atomwaffen fantasiert, ist die Trias der apokalyptischen Katastrophen komplett», erklärt Bernard.

Surreale Bilder aus der Realität

Die ausschlaggebende Idee sei dem Fiff-Kurator jedoch bereits vor zwei Jahren gekommen, als die surrealen Bilder aus der Realität plötzlich deckungsgleich mit denen auf der Leinwand geworden waren: «Plötzlich sah man scheinbar entvölkerte Städte, die Welt schien wie ausgestorben. Mir sind dabei sofort die Bilder aus den Endzeitfilmen in den Sinn gekommen», sagt Bernard. «Nur waren diese Bilder stärker, denn sie kamen direkt aus der Realität.»

Beim Zusammenstellen des Programms seien ihm denn auch zuerst Filme eingefallen, die an die pandemische Realität erinnern. Terry Gilliams Science-Fiction-Groteske «12 Monkeys» rund um eine Zukunft nach einem verheerenden Virusausbruch. Der Film mit Brad Pitt und Bruce Willis wird am Fiff zusammen mit seiner Vorlage, dem französischen Experimentalfilm «La Jetée» (1962), gezeigt.

Oder der spanische Film «Los últimos días» von 2013, in dem ebenfalls eine Pandemie die Zivilisation zerstört. Dessen Bilder wirken nach zwei Jahren Covid wie ein düsteres Spiegelbild der Realität: «Die Menschen im Film verstecken sich in ihren Wohnungen. Aus Angst vor der Seuche geht niemand mehr auf die Strasse. Das widerspiegelt in extremer Form unsere Erfahrung in der ersten Phase der Corona-Pandemie», sagt Bernard.

Kein Happy End möglich

Zugleich zeige der spanische Film eine grosse Stärke der Endzeitfilme: «Wir leben hier im Westen stets in der Annahme, dass uns die Katastrophen dieser Welt nichts angehen. Die Endzeitfilme erinnern uns daran, dass das Schlimmste auch bei uns möglich ist. In diesen Filmen ist das Happy End per se unmöglich. Gerade deshalb haben sie uns etwas zu sagen», so Bernard.

Ein Paradebeispiel dafür sei der Klassiker «Soylent Green» aus dem Jahr 1973. Der Film erschien ein Jahr nachdem der Club of Rome die «Grenzen des Wachstums» ausgerufen hatte und thematisiert eine dystopische Zukunft, die der Mensch durch Umweltverschmutzung und Überbevölkerung herbeigeführt hat. Dabei spielt der Film ausgerechnet im Jahr 2022. «Es ist verrückt. Genau diese Themen beschäftigen uns heute. Der Look des Films entspricht den 1970er-Jahren, die Probleme sind aber diejenige der Gegenwart», sagt Bernard.

Ein Kind des Kalten Kriegs

Gleichzeitig dienen die Endzeitfilme immer auch als Vehikel für zeitgenössische Diskurse. So führte die Kubakrise von 1962 zum Beispiel zu einer Hochkonjunktur postapokalyptischer Visionen: «Die Welt stand am Abgrund, und die Filme spiegelten diesen Zeitgeist», so Bernard.

Zu den besten Beiträgen des Kinos zur Auseinandersetzung mit dem Kalten Krieg gehört Stanley Kubricks «Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb» von 1964. Die bitterböse Atomkriegssatire schwankt zwischen Entsetzen und Komik und entlarvt den Aufrüstungswahn des Kalten Krieges als zerstörerischen Irrsinn. Sowohl der Schrecken als auch die Komik des Films sind zeitlos und heute wieder hochaktuell.

Bereits 1959 entstand der Film «The World, the Flesh and the Devil». Auch der Science-Fiction-Streifen mit Harry Beafonte in der Hauptrolle ist ein Kind des Kalten Kriegs und spielt nach einem Atomkrieg, der die Menschheit beinahe ausgelöscht hat. Regisseur Ranald MacDougall nutzt das Endzeitszenario aber zugleich, um gesellschaftspolitische Fragen seiner Zeit zu behandeln.

Inspiriert von Rosa Parks, die sich 1955 in Alabama weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen Weissen freizugeben und damit die erste Welle der Bürgerrechtsproteste auslöste, ist der Film auch als Plädoyer gegen Rassismus und Intoleranz angelegt. «Die Zeit für diese Themen war damals gekommen, und im Endzeitkino hat sich die Veränderung bereits sehr früh ausgedrückt», erklärt Bernard.

Visionen eines Kino-Poeten

Und dann gibt es noch die Endzeitfilme, die die Zukunft geradezu vorausgesehen zu haben scheinen: Dazu gehört «Stalker» von 1979. Der Film des sowjetischen Kino-Poeten Andrei Tarkowski spielt in der mysteriösen «Zone», wo eine unbekannte Katastrophe die Naturgesetze ausgehebelt hat und in deren Zentrum eine geheimnisvolle Kraft Wünsche erfüllt.

Visionäre Bildwelten des Kino-Poeten Andrei Tarkowski: «Stalker» (UdSSR, 1979).
zvg

«Die Bilder aus Tarkowskis Film evozieren zwangsläufig Erinnerungen an die verstrahlte Landschaft rund um den Kernreaktor Tschernobyl, der sieben Jahren nach Entstehung des Films explodierte. Es scheint fast, als hätte Tarkowski die Katastrophe durch seine Bilder antizipiert», erklärt Bernard.

Dass «Stalker» solche Interpretationen zulässt, liegt auch an der Deutungsoffenheit, die typisch ist für Tarkowskis Werk, das in der Filmgeschichte eine Ausnahmeerscheinung darstellt. In «Stalker» zeigt sich die hypnotische Bildsprache des Regisseurs auf ihrem Höhepunkt: Dialoge und klassisches Erzählen sind rar gesät in der düsteren Welt der Zone. Der 1983 aus der Sowjetunion geflüchtete Tarkowski schaffte es, das revolutionäre Formenvokabular des Sowjetischen Kinos eines Sergei Eisenstein oder Wsewolod Pudowkin von der Last der staatlichen Propaganda zu lösen und schuf stattdessen mystisch-melancholische Bildwelten, die den Blick weiten, statt ihn zu begrenzen.

Vielleicht ist es gerade das, was wir in diesen apokalyptisch anmutenden Zeiten brauchen.

Programm

Eine Vielfalt jenseits von Schrottwüsten und Mel Gibson

In der Parallelsektion Genrekino beschäftigt sich das Filmfestival Freiburg (Fiff) diese Woche mit Filmen, die nach der Apokalypse spielen. Unter den 22 Filmen in der Sektion befinden sich Klassiker und neuere Ausformungen des Genres. Fünf Filme der Sektion wurden im Vorfeld durch eine Publikumsabstimmung festgelegt. Dazu gehören etwa Lars von Triers‘ Weltuntergangsfilm «Melancholia», der bildgewaltige Science-Fiction-Blockbuster «Interstellar» oder der originelle Kultfilm «Donnie Darko». Zu den Höhepunkten der Sektion gehören auch der atmosphärische Science-Fiction-Thriller «Tides» des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum und der unkonventionelle Dokumentarfilm «Landscape Zero» aus Kroatien. Der Mad-Max-Filmreihe mit Mel Gibson – der zweite Teil gilt als Mutter des modernen Endzeitfilms – widmet das Fiff gleich eine ganze Nacht. Um Mitternacht beginnt die Mad Max Night mit dem ersten Teil von 1979 und endet um 9 Uhr morgens mit dem fulminanten letzten Teil der Reihe aus dem Jahr 2015. «Die Mad-Max-Nacht ist einer der Höhepunkte des Festivals. Die Filme ergeben zusammen gesehen eine epische Erfahrung, sagt Jean-Philippe Bernard. lr

Informationen und Spielzeiten unter: www.fiff.ch

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