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Von Sturheit und Träumen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

1997 zog Aebischer als 19-Jähriger aus, um sich in Nordamerika den Traum der NHL-Karriere zu erfüllen. Über die East Coast Hockey League und die AHL schaffte es der Freiburger im Jahr 2000 in die Mannschaft der Colorado Avalanche. Nur ein Jahr später gewann er mit der Organisation aus Denver als Backup den Stanley Cup–als erster Schweizer. Nachdem Aebischer in der NHL später in Montreal und Phoenix gespielt hatte, kehrte er im Jahr 2007 in die NLA zu Lugano zurück. In den Playouts 2014 mit Rapperswil zog sich Aebischer einen Kreuzbandriss zu. Es sollte sein letztes NLA-Spiel gewesen sein. Diese Saison bestritt er fünf Spiele für B-Ligist Thurgau.

 

 David Aebischer, wie schwer ist Ihnen der Entscheid zum Rücktritt gefallen?

Ich habe im Sommer und während der Saisonvorbereitung alles gegeben, um nach meinem Kreuzbandriss wieder bereit zu sein. Ich hatte klare Vorstellungen davon, was ich wollte und was nicht. Ich konnte einige Spiele mit Thurgau bestreiten, aber das von mir erhoffte Angebot kam nicht mehr. Es gab zwar zwei interessante Optionen, die aber ins Wasser fielen. Der Rest waren kurzfristige Möglichkeiten. Die kamen für mich nicht infrage. Der Entschluss zum Rücktritt reifte in einer Zeitspanne von ein bis zwei Wochen und ist gut überlegt. Wenn ich einen Entscheid treffe, dann ist er definitiv.

 

 Letztlich hat also die mangelnde sportliche Perspektive den Ausschlag gegeben, und nicht fehlende Motivation.

 Ja, sonst hätte ich nicht den ganzen August und September hart an mir gearbeitet, um fit zu werden. Mit Blick auf meine Laufbahn wollte ich nicht einfach irgendein Angebot annehmen. Ich habe einen längerfristigen Vertrag angestrebt und wollte mich mit dem Klub identifizieren können. Kurzfristige Engagements waren nur zu Saisonbeginn eine Option. Ich will kein Notnagel sein. Mir lag immer viel daran, eine wichtige Rolle spielen und Impulse setzen zu können.

 

 Sie haben sich das Ende Ihrer Karriere sicher anders vorgestellt als in der NLB bei Thurgau auf der Bank.

Man stellt sich sein Karriereende meist anders vor. Ich hätte mir gewünscht, nach zwanzig Jahren in der NHL im letzten Spiel den Stanley Cup zu holen. Aber so läuft es nicht.

 

 Unabhängig vom Kreuzbandriss: Weshalb hat es im Herbst mit Ihrer Karriere nicht mehr wie gewünscht geklappt?

Das ist schwierig zu sagen, weil die Leute oftmals nicht sehr direkt sind. Sicherlich waren meine Statistiken in den beiden letzten Jahren nicht toll.

 

 In Lugano und Rapperswil wurden Sie in den Medien teilweise harsch angegangen. Haben Sie sich manchmal zu Unrecht kritisiert gefühlt?

Es gab Phasen, als die Kritik berechtigt war. Ich bin der Erste, der zugibt, wenn ich nicht gut spiele. Aber es gab auch Zeiten, in welchen ich das Gefühl hatte, dass es der einfachste Weg war, um Schlagzeilen zu machen.

 

 Wurden Sie nach Ihrer Rückkehr in die Schweiz und zu Lugano womöglich zu sehr am Status des Stanley-Cup-Siegers gemessen?

Das ist möglich. Ich war der erste Schweizer, der sich in der NHL durchgesetzt hatte, und der erste, der dann zurückkehrte. Vielleicht hat diese Tatsache ein wenig zur Kritik beigetragen. Aber das ist Spekulation.

 

 Sie gehen als NHL-Pionier in die Schweizer Eishockey-Geschichte ein. Macht Sie das stolz?

Als einen Pionier sehe ich mich weniger. Was mich wirklich stolz macht, ist, dass ich mein Ziel, das ich mir als 13-Jähriger gesetzt hatte, mit harter Arbeit, Willen und manchmal auch einer Portion Sturheit verwirklicht habe.

 

 Warum haben ausgerechnet Sie sich als erster Schweizer durchsetzen können?

Vieles kam zusammen. Die Einstellung, die erwähnte Sturheit, der Kampfgeist–all das spielte eine Rolle. Der Zeitpunkt, als ich den Sprung nach Nordamerika wagte, war ideal. Und es gehört auch Glück dazu, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Das macht jedoch nur einen kleinen Prozentsatz aus. Hätte nicht ich es als Erster geschafft, wäre es ein oder zwei Jahre später ein anderer gewesen.

 

 Trotzdem kann man sagen, dass Sie den Schweizern in der NHL ein Stück weit die Türen geöffnet haben.

Das klingt gut. Letztlich hat es sich aber jeder, der es schafft, selbst erarbeitet. Sicher hiess es lange, dass Schweizer für die NHL zu weich seien. Wenn ich dazu beigetragen habe, dass sich diese Meinung geändert hat, umso besser.

 

 Sie standen bei so renommierten Organisationen wie Colorado und Montreal im Tor. Haben Sie ihren Traum gelebt?

Das kann man bestimmt so sagen. Die ganze Karriere ist ein Traum. Ich konnte während 18 Jahren mein Hobby ausüben. Ich kann mich nicht im Geringsten beklagen.

 

 Gibt es etwas in Ihrer Laufbahn, das Sie bereuen?

Ich habe in meiner Karriere immer den zum jeweiligen Zeitpunkt richtigen Schritt getan. Schade ist einzig, dass es 2004 während dem Lockout mit Gottéron nicht geklappt hat. Die Situation wäre perfekt gewesen. Ich weiss heute noch nicht genau, warum es nicht funktioniert hat. Eigentlich war meine Rückkehr eine beschlossene Sache. Ich hätte eine ganze Saison in Freiburg spielen können. Ich bedauere, dass es nicht dazu kam.

 

 Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Profi mit ins weitere Leben?

Ich habe enorm viel gelernt, nicht nur in Sachen Eishockey, und hatte die Chance, zahlreiche Persönlichkeiten kennenzulernen. Von jeder nehme ich etwas mit. Die Zeit hat mich menschlich weitergebracht. Ich konnte unendlich viele Erfahrungen sammeln.

 

 Sie werden in zwei Wochen 37 Jahre alt. Haben Sie ausgesorgt?

Ausgesorgt oder nicht, das spielt keine Rolle. Mir ist wichtig, dass ich weiter im Eishockey tätig bin. Ich will ein neues Kapitel beginnen.

 

 Sie haben diese Woche Gottérons Goalietrainer Sylvain Rodrigue begleitet. Können Sie sich diese Arbeit vorstellen?

 Der Beruf als Goalietrainer ist eine Möglichkeit. Ich beobachte Sylvain und stelle viele Fragen. Nächste Woche begleite ich ihn nach Nordamerika, um andere Teams und Personen zu sehen. Ich nehme die Umschulung in Angriff. Eishockey ist Teil meines Lebens. So soll es bleiben.

 

 Wird es ein Abschiedsspiel für Sie geben?

Nein. Ich war nie einer, der die Aufmerksamkeit gebraucht hat.

 

Karriere: Aebischers fünf Wendepunkte

I m Rückblick nennt Aebischer fünf Vorkommnisse, die seine Karriere entscheidend beeinflusst haben:

Allaires Bestätigung

«Mit 15 oder 16 nahm ich erstmals am Goalie-Camp in Verbier unter der Leitung von François Allaire und Sylvain Rodrigue teil. Damals wusste ich nicht, weshalb ich einmal gut und ein anderes Mal schlecht spielte. Allaire gab mir die Basis, um mein Spiel zu analysieren. Ich entwickelte mich anders als die Torhüter zu dieser Zeit und musste meinen Stil verteidigen. François hat mich darin bekräftigt, dass es die richtige Art zu spielen war. Heute haben 95 Prozent der Torhüter mehr oder weniger diesen Stil.»

Per Zufall entdeckt

«Der Journalist Bertrand Raymond aus Montreal spielte eine entscheidende Rolle in meiner Karriere, ohne dass ich es zu diesem Zeitpunkt verstanden hätte. Ich erfuhr es fünf Jahre später. Er war in der Schweiz in den Skiferien und hat mich entdeckt, als er ein Spiel besuchte. Dank ihm wurde ich von Colorado gedraftet.» (Red.: 1997 in der 6. Runde an 161. Position.)

Selbstvertrauen dank WM

«Während der WM 1998 in Zürich und Basel konnte ich beweisen, dass ich fähig bin, auf höchstem Niveau zu spielen. Für mein Selbstvertrauen war das wichtig, um den nächsten Schritt zu tun.»

Backup in Colorado

«2000 stiessen Minnesota und Columbus zur NHL. Colorado musste einen Torhüter abgeben, entweder Marc Denis oder mich. Schliesslich ging Denis nach Columbus und ich wurde Backup bei Colorado. Die Tür zur NHL öffnete sich so schneller als erwartet. Und wir gewannen 2001 den Stanley Cup!»

Degradierung in Montreal

«2003 trat Patrick Roy zurück. In meiner ersten Saison als Nummer 1 spielte ich das beste Hockey meiner Karriere. Die folgende, jene des Lockouts, spielte ich ebenfalls gut. Die nächste Saison aber begann ich schlecht. Ab November ging es wieder bergauf. Wir gewannen 70 bis 80 Prozent der Spiele. Dann wurde ich nach Montreal getauscht. Zu Beginn der Saison 2005/06 war ich die Nummer 1, dann die Nummer 2. Ich spielte weniger. Das war nicht einfach, mein Selbstvertrauen schwand.» fs/pam/lib.

Zur Person

David Aebischer

Geburtstag:7. Februar 1978.Beruf:Eishockey-Profi von 1997 bis 2014, gelernter Heizungsmonteur.Zivilstand:Verheiratet mit Alexandra, zwei Kinder.Karriere:Bis 1997 bei Gottéron, ehe er nach Nordamerika wechselte. 312 Spiele in der NLA für Gottéron, Lugano und Rapperswil, 7 Spiele in der NLB für Chur und Thurgau. 227 NHL-Spiele für Colorado, Montreal und Arizona. 163 AHL-Spiele für Hershey, San Antonio und St. John’s. 27 ECHL-Spiele für Chesapeake und Wheeling.Nationalmannschaft:1998 WM-Bronze mit der U20 und Wahl zum besten Goalie des Turniers. Fünf Weltmeisterschaften mit dem A-Nationalteam und zwei Olympische Spiele (Salt Lake City 2002, Turin 2006). Total 65 Nati-Spiele.fs

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