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Von Trauerarbeit und Kürbisköpfen

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Wenn im Herbst «die grauen Nebel wallen» – wie es in einem bekannten Volkslied heisst –, sahen wohl schon unsere Urväter darin die Geister der Verstorbenen. So ist es wohl kein Zufall, dass sich die drei traditionellen Feste an der Wende vom Oktober zum November – Allerheiligen, Allerseelen und Halloween – alle um das Thema Tod drehen, auch wenn sie höchst unterschiedlicher Natur sind.

Am 1. November, Allerheiligen, gedenken die Westkirchen aller ihrer Heiligen. Es ist ein Hochfest und in nahezu allen Diözesen der katholischen Kirche seit dem Jahr 835 ein gebotener Feiertag, ebenso ein «Principal Feast» der Anglikaner. Seine liturgische Farbe ist Weiss. Die lutherischen Kirchen feiern diesen Tag als Gedenktag der biblischen Heiligen, ähnlich auch weitere protestantische Kirchen – nicht aber die Schweizer Reformierten. Die orthodoxen Christen feiern den Tag am ersten Sonntag nach Pfingsten, die Reformierten und Calvinisten gar nicht. Dementsprechend ist Allerheiligen in den reformierten Gebieten der Schweiz auch kein Feiertag: so in den Kantonen Zürich, Bern, Basel-Stadt, Basel-Land, Schaffhausen, Appenzell-Ausserrhoden, Thurgau, Waadt, Neuenburg und Genf. In den Kantonen Freiburg, Solothurn, Graubünden und Aargau wird der Feiertag nur in den katholischen Kantons­teilen begangen.

Allerseelen am 2. November ist demgegenüber kein gesetzlicher Feierta­g, lediglich ein kirchliches Fest. Hier gedenken die Katholiken traditionellerweise durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofgänge aller Armen Seelen im Fegefeuer. In der evangelischen Kirche wird der Verstorbenen am Ewigkeitssonntag gedacht – dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent.

Die Sicht der Wissenschaft

Einer, der sich mit kirchlichen Feiertagen besonders gut auskennt, ist Martin Klöckener, ordentlicher Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Freiburg. «Die Trauerarbeit, welche die Gläubigen früher an Allerseelen leisteten, hat sich in den letzten Jahrzehnten weitgehend auf Allerheiligen verschoben», sagt er. Dies gelte auch für öffentliche Gräbersegnungen.

Eine Ursache dafür könnte schlicht sein, dass Allerheiligen im Unterschied zu Allerseelen ein Feiertag sei und die Menschen dann mehr Musse und Ruhe für solche Gedenkanlässe hätten. Allerseelen habe auf diese Weise etwas an Bedeutung verloren. Der 2. November sei als Gedenktag historisch gesehen ohnehin jünger als Allerheiligen, so Klöckener weiter. Er tauche im 11. Jahrhundert im berühmten französischen Reformkloster Cluny auf, das sich durch ein aussergewöhnlich intensives Totengedächtnis-Wesen ausgezeichnet habe.

Früher hätten sich die beiden Feiertage durchaus durch einen verschiedenartigen Charakter ausgezeichnet, betont der Theologe. «Während Allerheiligen traditionellerweise ein eher freudiges Fest war, war Allerseelen im Mittelalter stark vom Gedanken des Todes und des drohenden Jüngsten Gerichts bestimmt», sagt er.

Okkultismus oder Kommerz?

Am Vorabend zu Allerheiligen, dem 31. Oktober, wird in den USA und neuerdings auch in Europa Halloween gefeiert. Das Wort leitet sich aus der englischen Bezeichnung «All Hallows Eve» ab, was «Vorabend zu Allerheiligen» bedeutet. Ursprünglich stammt Halloween vom Samhain-Fest ab, einem der vier grossen irisch-keltischen Feste, mit dem die Nacht des Winteranfangs als Geisternacht gefeiert wurde. In der heutigen, aus Nordamerika stammenden Form hat Halloween allerdings eine oft kritisierte, stark kommerzialisierte und säkularisierte Form angenommen.

Insbesondere evangelikale Christen lehnen Halloween gar als okkult geprägtes Fest ab. «Beim keltischen Samhain-Fest wurden Kinder geopfert und der Kontakt zu Geistern, Dämonen und den Seelen der Toten gesucht», sagt Thomas Lorenz, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Murten. «Das ist schon sehr okkult und düster.» Heute sei Halloween für die einen eine Gelegenheit, lustige Streiche zu spielen. Andere seien fasziniert von der Möglichkeit, Übersinnliches zu erleben. «Aber Halloween ist kein harmloser Spass», so Lorenz. «Bei Kindern und Jugendlichen kann dadurch ganz subtil Interesse an Okkultismus und Satanismus geweckt werden, was ich für sehr bedenklich und gefährlich halte.» Auch werde hierzulande jede Möglichkeit genutzt, um Geld zu verdienen – auch an Halloween. Lorenz verlangt diesbezüglich von den Firmen «mehr moralisches Rückgrat». Denn Halloween passe eigentlich nicht in die Schweiz.

Professor Martin Klöckener würde nicht so weit gehen und Halloween als «gefährlich» bezeichnen. Eines sei aber auch für ihn klar: «Ich kann dem Fest überhaupt nichts abgewinnen.» Auch wenn sich der Name dieses Brauches vom Vorabend zu Allerheiligen herleite, handle es sich um einen aus den USA importierten, letztlich heidnischen Brauch, für dessen wissenschaftliche Beschreibung nicht die Theologie, sondern eher die Volkskunde zuständig sei. Der Hauptgrund, wieso sich Halloween auch in der Schweiz habe ausbreiten können, sieht auch er im «Kommerz». Viele, die sich als Hexen verkleideten, hätten zudem wohl oft wenig Ahnung, woher dieses Brauchtum überhaupt komme. An gewissen Schulen in Klöckeners deutscher Heimat werde im Übrigen auf die Schüler ein regelrechter Gruppendruck ausgeübt, sich an Halloween-Aktivitäten zu beteiligen. Davon hält der Theologe gar nichts.

Von der oft gehörten, auch von Klöckener vertretenen Meinung, der Halloween-Trend sei in der Schweiz bereits wieder am Verschwinden, scheint man bei den Grossverteilern wenig zu spüren. «Wir verzeichnen seit mehreren Jahren eine positive Entwicklung beim Halloween-Geschäft», sagt etwa Coop-Mediensprecher Ramón Gander. Die diesjährigen Verkäufe hätten schon länger begonnen. Entscheidend seien jedoch die letzten zwei Wochen vor Halloween, da die meisten Artikel erst kurz vor dem Anlass gekauft würden. «Innerhalb des Halloween-Geschäfts hat in den letzten Jahren eine Verlagerung stattgefunden», so Gander weiter. Seien früher eher Dekorationselemente aus Ton oder geschnitzte Kürbisse gefragt gewesen, so seien es heute insbesondere Verkleidungen und Zubehör, Masken, Hüte, Besen und Schminke. «Insbesondere die Masken und Kostüme sind beliebt«, sagt Gander. Viele Kunden würden dieses Angebot schätzen, und die meisten Rückmeldungen seien entsprechend positiv.

«Der Verkauf von Halloween-Artikeln läuft auch dieses Jahr gut», ergänzt Sandra Leuenberger, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit bei der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg. «Das Zielpublikum sind vor allem Familien und Kinder.» Begonnen habe der Halloween-Trend etwa im Jahr 2000. Der Höhepunkt des Booms sei in der Schweiz in den Jahren 2004 bis 2007 spürbar gewesen.

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