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Das Freilichtspiel Hintercher kurz vor der Premiere

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Starke Frauen, konservative Männer, Aufbruchstimmung und ein wenig «Blowing in the wind»: Das Freilichttheater «Zytte ändere sich» nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise in die 1970er-Jahre. Premiere ist am Freitag.

Nur wenige Tage nachdem in der ganzen Schweiz Frauen für mehr Lohngleichheit auf die Strasse gegangen sind, hat das Freilichtspiel «Zytte ändere sich» Premiere. Im neuen Stück des Theatervereins Hintercher geht es zwar nicht nur um den harzigen Start der politischen Gleichberechtigung der Frauen vor 50 Jahren. Doch dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück.

Noch nicht lange her

Vor der Kulisse des alten Bauernhauses in Friseneit bei Bösingen katapultiert die Schauspieltruppe das Publikum in die bewegten 1970er-Jahre. Eine Epoche, die irgendwie noch gar nicht lang her zu sein scheint und doch vom damals herrschenden Zeitgeist her sehr weit von den heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten ist – zum Glück, ist man versucht zu sagen. Denn so unterhaltsam das Stück von damals erzählt, ist man als Zuschauer doch froh, dass der Sensebezirk seit damals entwicklungs- und einstellungsmässig einen gehörigen Schritt vorwärts gemacht hat.

Aber der Reihe nach: Das neue Theater ist eine Art Fortsetzung von «Hörti Zytte», dem Freilichtspiel, dass die gleiche Truppe zuletzt 2018 aufgeführt hat. Erneut steht die Familie Brülhart im Mittelpunkt, und es gibt ein Wiedersehen mit Charakteren aus früheren Stücken, etwa mit dem Korber, der nie um einen Spruch verlegen ist, um zu seinem Schnäpschen zu kommen.

 Erwachende Frauenrechte

Rund um diese Familie, ihre Nachbarn und andere Leuten aus einem fiktiven Sensler Dorf hat Regisseur Mark Kessler geschickt ein gut gefülltes Päckchen von 1970er-Jahre-Feeling geschnürt. Das Stück setzt kurz vor der Abstimmung über das Stimm- und Wahlrecht der Frauen ein – einer Vorlage, die nicht nur bei den traditionell eingestellten Männern, sondern auch bei vielen Frauen auf Ablehnung gestossen ist. «Abach, was wii itz di Froue no gah regiere!», sagt im Stück nicht etwa ein Mann, sondern eine alte Landfrau, für die klar ist, dass Frauen weiterhin hinter das Potasche gehören.

Doch die lange – zu lange – unterdrückten Emanzipationsversuche der Frauen liessen sich damals nicht noch einmal auf Eis legen. Zum einen hatten alle europäischen Länder rundherum den Frauen bereits Jahrzehnte zuvor die politische Mündigkeit zugesprochen. Zum anderen waren die Zeiten auch viel zu sehr auf Aufbruch getrimmt. Vor allem die junge Generation stellte alles Traditionelle infrage.

Der Ruf nach einer grundsätzlichen Anpassung der eingerosteten Strukturen mit Vetterliwirtschaft, konservativen Wertvorstellungen und träger Politik wurde immer lauter, weil dies im Gegensatz stand zur einer Wirtschaft, die sich schneller entwickelte als je zuvor. Die Welt hörte nicht, wie viele Jahre vorher, buchstäblich am Dorfrand auf, sondern stand offen und wartete darauf, entdeckt zu werden.

Spaghetti statt Kutteln

Dies alles bot enorm viel Potenzial für allerlei Gegensätze, Konflikte und Vorurteile, die im Stück teils klischeehaft direkt aufgegriffen und mit einer genüsslichen Intensität zelebriert werden. Das reicht von den Vorbehalten gegen Reformierte, Homosexuelle, Dienstverweigerer, Geschiedene und seltsam gekleidete Leuten aus der Stadt. Und es geht weiter zum ungeliebten italienischen Gastarbeiter – «di Tschinggle hii z Wärche o nid erfunne» – bis zur Hippiekommune, wo laute Musik, bunte Kleider und der Anbau von gewissen Teekräutern rasch einem Drogenloch gleichgesetzt werden.

Bestens unterhalten

Mit einer Distanz von gut 50 Jahren und an einem lauen Sommerabend zurückgelehnt in einen Stuhl auf der Tribüne eines Freilichtspiels lassen sich die Turbulenzen der 1970er-Jahre entspannt geniessen. Das Publikum der Vorpremiere vom Mittwochabend wurde bestens unterhalten, etwa durch die träfen senslerdeutschen Ausdrücke, Schimpfwörter und Flüche, die unzensierten Sprüche gegen emanzipierte Frauen oder über die kurzen Röcke der Serviertochter.

Vor allem aber durch die unglaublich grosse Spielfreude der Darstellerinnen und Darsteller, die in ihren Rollen förmlich aufgingen. Ein Beispiel ist da die leidenschaftliche Empanzipationsrede der jungen Lehrerin gegen den Männerstaat.

Bei einzelnen Szenen hörte man aus den Zuschauerreihen ein zustimmendes «Genau so war es». In der Pause kramte die ältere Generation persönliche Erinnerungen aus der damaligen Zeit hervor, erzählte von Algerie und Gummitwist, während die Jüngeren die soeben auf amüsante Art vermittelte Geschichtsstunde setzen liessen. In «Zytte ändere sich» geht es zwar viel um gesellschaftliche und politische Umwälzungen, selbst die zarten Annäherungsversuche bei den Liebespaaren erzählen vom Aufeinandertreffen zweier Kulturen.

Passende Musik

Abgesehen von ein paar dramaturgisch geschickt eingesetzten Ah-Effekten lebt das Stück auch von der Musik. Und zwar nicht nur vom «Blowing in the Wind» einer Hippie-Gruppe, sondern vor allem durch die Band. Tony Lehmann und seine Combo verstärken zwischen den Szenen mit ihren Melodien aus der damaligen Zeit das 70er-Jahre-Feeling dieses gelungenen Theaterabends.

Theater Hintercher

Alle Tickets der 14 Vorstellungen sind verkauft

Ausverkaufte Vorstellungen und viele positive Rückmeldungen: Der Theaterverein Hintercher trifft seit seiner Gründung vor 13 Jahren den Nerv der Zeit. Bereits das erste Freilichtspiel rund um die legendäre Hintercher-Banda sorgte 2009 für volle Ränge, sodass das Stück noch drei weitere Jahre mit grossem Erfolg lief. Auch das zweite Stück «Falli Hölli» lief gut, wobei der Verein im zweiten Jahr Wetterpech hatte.

Mit «Zytte ändere sich» knüpft der Verein an den Erfolg des in den Jahren 2017 und 2018 aufgeführten Stücks «Hörti Zytte» an und schaffte es einmal mehr, dass Tickets innerhalb von Stunden Mangelware wurden. Alle 14 Vorstellungen mit je 260 Plätzen auf der Tribüne beim alten Bauernhaus in Friseneit waren kurz nach dem Start des Vorverkaufs ausverkauft.

Mehrere Faktoren

Zum Erfolg dieser Aufführungen tragen wohl mehrere Puzzleteile bei. Dazu gehört zum einen eine eingespielte Darstellertruppe, die auch Nachwuchstalenten eine Chance gibt. Zum anderen erzählen die Autoren Mark Kessler und Christian Schmutz Geschichten, die «nahe an den Leuten» sind, historische Bezüge haben, Emotionen wecken und gut in Szene gesetzt sind.

Wiederholung möglich

Wer es dieses Jahr verpasst hat, sich einen Platz zu sichern, um all das zu geniessen, bekommt allenfalls nächstes Jahr eine neue Chance. Ganz sicher ist es noch nicht, doch hat der Verein durchblicken lassen, dass eine Wiederholung von «Zytte ändere sich» möglich ist. Dies hänge auch von der Resonanz des Publikums ab, sagte Regisseur Mark Kessler. Nun, das überaus positive Echo nach der Vorpremiere vom Mittwoch deutet darauf hin, dass es auch beim Stück mit dem Fokus auf die 1970er-Jahre zu einer Wiederholung kommen wird. im

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