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Wachstumszwang – wo führt das hin?

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Wachstumszwang – wo führt das hin?

Autor: Irmgard Lehmann

Merkmal des heutigen Kapitalismus ist das Gewinnprinzip mit seinem Wachstumszwang. Dies habe zur gegenwärtigen Krise geführt. Eine Krise, die nicht Hungersnöte oder Krieg verursacht haben, sondern die Wirtschaft selber, sagte Professor Mario von Cranach anlässlich der Tagung des Vereins «Integrale Politik» IP in Freiburg. Klar erkennbare Mechanismen hätten dazu geführt. Wie etwa die ungeheure Machtkonzentration bei internationalen Unternehmen. Als Beispiel führte er die UBS an.

Es sind Unternehmen, die gigantische Ausmasse angenommen haben und die der Staat wegen den Arbeitsplätzen nicht fallen lassen kann.

Mario von Cranach, im globalen Finanzsystem orten Sie grundlegende Fehler – welche?

Der grösste Systemfehler sind die aufgrund des kapitalistischen Gewinnprinzips aufgehäuften Geldvermögen in Buchgeld und Buchwerten.

Im Jahre 2006 betrugen sie z. B. in Deutschland mehr als das Siebenfache des Bruttoinlandsproduktes.

Die hohe Umlaufgeschwindigkeit im elektronischen Zeitalter bewirkt dann einen gigantischen Umsatz: Im Jahre 2007 war das Volumen der weltweiten Finanztransaktionen ca. 73-mal so hoch wie die weltweite Produktivität (das nominelle Welt-BIP) …

… Dadurch sind gigantische Geldblasen entstanden. Können Sie das näher erklären?

Dies geschieht u. a. durch die Verzinsung von Krediten. Die Buchgelder werden als Kredite in die Wirtschaft gegeben, die sie ja auch braucht.

Die Zinsen für diese Kredite stecken praktisch in allen Preisen der Produkte und Dienstleistungen. Sie können 30 bis 50 Prozent der Preise ausmachen. Wenn Sie also heute ein Gipfeli für einen Franken kaufen, stecken in diesem Preis die Schuldzinsen des Bauern, des Spediteurs, der Mühle, des Bäckers, der Verpackungsindustrie etc. Und die Beträge landen auf den grossen Vermögenskonten …

…Und so entsteht auch der Anlagedruck

Der Anlagedruck, den ich erwähnte, führte zur bekannten Hypothekenkrise in den USA und den phantasievollen Finanzprodukten, die heute nur noch geringen Wert haben.

Viel Geld wurde auch in die Spekulation mit Grundstoffen gesteckt. Das war mit ein Grund für den Anstieg der Erdölpreise vor der Krise: Ich habe damals gehört, das z. B. die Ladung eines Tankschiffes während seiner Fahrt zum Zielhafen achtmal verkauft wurde – jedes Mal zu einem höheren Preis. Der Anteil der Spekulation an der Erhöhung der Nahrungsmittelpreise, die dann zur Hungerkrise führte, wurde von Fachleuten auf 40 bis 50 Prozent geschätzt.

Casinokapitalismus nennen Sie das heutige Finanzsystem – das müssen Sie erklären.

Die Nationalbanken und Kunden übergeben den Banken Geld, um es in die Wirtschaft zu investieren. Aber manche Banken haben diese Gelder in Erwartung hoher Gewinne in dubiose Geschäfte mit überhöhten Risiken gesteckt. Sie haben mit dem Geld gespielt wie im Casino.

Seit Menschengedenken war ein Unternehmen mit 4 bis 8 Prozent Gewinn zufrieden – jetzt sollten es mit einem Mal 25 Prozent sein.

Sie wollen vorab die Buchgeldschwemme eindämmen. Was schlagen Sie vor?

Eine breitere Vermögensstreuung würde da schon einmal helfen, z. B. durch eine stärkere Beteiligung der Arbeit am Gewinn.

Man könnte die Geldvermögen aber auch stärker an der Finanzierung der öffentlichen Aufgaben beteiligen, z. B. durch Besteuerung. Heute geht die Tendenz international ja in Richtung Abschaffung der Vermögens- und Erbschaftssteuern.

Jene, die ihr Einkommen aus Vermögen beziehen, sollten vermehrt zur Kasse gebeten werden. Wie?

Diese sollten die Sozialwerke finanzieren. Warum sollen AHV, IV, Arbeitslosenversicherung usw. eigentlich nur aus den Arbeitseinkommen finanziert werden?

Soll jetzt der Staat handeln?

Die Finanzwirtschaft – Banken und Börsen etwa – müssten als eine Art Service Public betrachtet werden, dessen Aufgabe darin besteht, die Wirtschaft mit Geld zu versorgen.

Aufgabe des Staates wäre es, diese Leistung zu garantieren. Die Durchführung könnte also bei der Privatwirtschaft bleiben.

Mehr Staat bzw. mehr Regulierung und Überwachung aber brauchen wir vor allem auf internationaler Ebene; denn eine globale Wirtschaft ohne Weltregierung erlaubt allzu viel Spekulation, Betrug und Ausbeutung.

Wie geht es bei Ihnen weiter? Seit Ihrer Pensionierung haben Sie sich der Realisierung einer neuen Wirtschaftsordnung verschrieben – geht das weiter so?

Ich werde weiterhin versuchen, an der Entwicklung neuer Ideen zu einer besseren weltweiten Wirtschaftsordnung mitzuwirken – im Wissen darum, dass grundlegende Veränderungen lange Zeit erfordern werden. Aber wie lange hat die Aufklärung gebraucht, bis die Idee allgemeiner Menschenrechte sich durchgesetzt hat?

Doch werde ich allmählich auch etwas älter und weiss, dass es an den Jüngeren liegt, ihre Welt zu gestalten.

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