Untertitel: Am Donnerstag wurde in Freiburg das 22. Belluard Bollwerk International eröffnet
Autor: Von OLIVER SCHNEITTER
Das Direktionsduo unter Stéphane Noël und Gion Capeder war in der Zwischenbollwerkzeit stets auf Achse, Künstler für die diesjährige Ausgabe suchend. Die Früchte dieser Arbeit können nun in der vielleicht internationalsten und progressivsten aller Freiburger Wochen genossen werden.
«Der Sinn für Humor ist steter Begleiter am BBI. Danach wählen wir das Programm aus», erläuterte Gion Capeder das Credo der Festivalleitung. Im selben Atemzug wird jedoch betont, dass man kein Festival der leichten Unterhaltung bieten wolle: Die künstlerischen Darbietungen sind stets von Gehalt, und es wird ausschliesslich nach qualitativen Kriterien und grenzüberschreitend ausgewählt, ohne jedoch die Freiburger Kunstschaffenden zu vernachlässigen.
Repräsentatives Eröffnungstheater
Nicht zufällig wird das Eröffnungsspektakel daher von der nicht zum ersten Mal am BBI auftretenden französischen Theatergruppe «Grand Magasin» aufgeführt. Ihr Spiel verkörpert wie wenig andere den Geist des BBI: burlesk, witzig, ein bisschen sexy, ohne die Herausforderung an den Intellekt zu vernachlässigen. Im Stück «5. Internationales Forum des Industriefilms» wird einem die Macht der Entscheidung gewahr, wenn die Protagonisten zwei Möglichkeiten der nächsten Tat vorgeben: Entweder steige ich auf die Leiter oder laufe einmal um den Stuhl. Hat man nun die Möglichkeit, den Akteur länger auf der Leiter oder mit in die Höhe gehobenem Stuhl verharren zu lassen?
Auf jeden Fall fordert das BBI Offenheit des Betrachters ein. «Man geht ein Wagnis ein, wenn man ans BBI kommt», unterstreicht Pressesprecherin Gabriela Wild richtigerweise. Der Mainstreamgeschmack wird hier kaum Befriedigung finden.
Fördern durch Wettbewerb
Nicht nur dadurch bezeugt sich der progressive Charakter des BBI: Insgesamt 18 Schweizer Premieren werden gezeigt – viel Mondänität, die leider immer noch zu wenig wahrgenommen wird.